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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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haarig, das hatte er gesehen. Er hatte kaum Parfüm bei sich, auch das – wie Wilfrem annimmt – nicht gerade typisch für einen Homosexuellen. Aus einem Kulturbeutel im Bad hatten sie noch ein Päckchen europäischer Kondome rausgefischt, unbenutzt, zu klein und eher elegant als stark, die Fundikira gut gebrauchen kann und so dezent verschwinden lässt. Die Medikamentenliste ist vollständig, wie von wazungu gewohnt: Zwei verschiedene Anti-Malaria-Mittel, beide so brandneu und teuer, dass der Polizist sie bislang nur vom Hörensagen kennt, Dutzende Pillen gegen Reisekrankheiten und Durchfall, Jod- und andere Salben, ein Topf Vaseline – zum Vögeln? –, Sonnenschutzcreme sowie zwei Spezialmittel, deren Wirkung Fundikira noch ermitteln muss. Nirgends ein Impfpass.
    Im Gepäck des Toten gibt's auffällig viel Papier, leere Blätter und Beschriebenes, einige Kopien, ein teures Diktiergerät – das auf der Asservatenliste gleich fehlen wird –, ein einfaches mobile , codiert und somit wertlos, mehrere Bücher, vermutlich Reiseführer („Tanzania – Ein Reisehandbuch“, EXpress edition usw.), eine Handvoll Karten und Dutzende von Kugelschreibern. Zuviel für gewöhnliche Touristen, findet Fundikira. Was wollte der muzungu hier? 
    Papiere, die dessen Identität betreffen, fehlen nach wie vor: Kein Pass, nirgends das Doppel seiner Einreiseerklärung, weder Kreditkarten noch Schecks. Nichts, außer des nie wieder zu erwähnenden Hundert-Euro-Scheins unter der Einlegesohle in einem der Schuhe des Toten. „Dort darfst du nie vergessen nachzuschauen!“, hatte Wilfrem ein pensionierter Kollege empfohlen, der noch unter den Briten diente. „Das lohnt sich!“
    Nach der Einreise-Erklärung lässt Fundikira derzeit seinen niederrangigen Kollegen Baregu auf dem Flughafen forschen. Was aber, wenn dieser Schutte gar nicht über Dar es Salaam eingereist ist, wie so viele? Wenn er aus Kenya oder von den Inseln kam? Im Anmeldebuch des Hotels steht, er sei zuvor in Moshi gewesen. Gefunden hatten sie in dessen Gepäck ja auch diese seltsame Urkunde der Tanzania National Parks, die belegt, dass der Mann noch vor zehn Tagen „has successfully climbed Mount Kilimanjaro, the highest in Africa, right to the Summit – Uhuru Peak – 5895 m“. Vielleicht sollte er seine Kollegen dort oben bitten, den Bergführer Manhatten Wabaye, der das Papier unterzeichnete, ausfindig zu machen und über den muzungu auszufragen. 
    Und wenn der Deutsche am Ende gar nicht Schutte heißt? Über dem „U“ im Namen tanzt überall ein seltsames Kritzel. Fundikira hat aus alter Gewohnheit ein Telex an die Flughafenpolizei des Kilimanjaro-Airports geschickt, Tanzanias Nummer Zwei unter den zwei internationalen Flughäfen des Landes, das dieses Kritzel natürlich nicht enthält. Ein Fax wäre wohl besser gewesen, da hätte er was draufmalen können. Am KIA, dem „Gateway to Africa’s Wildlife Heritage“ zwischen Kilimanjaro und Serengeti nur fünfzig Kilometer westlich von Moshi, kommen zwar nur wenige Touristen an, aber wenn Schutte darunter war, könnte es gut sein, dass sich auf den gespeicherten Bildern der Überwachungskameras von dort nicht nur er, sondern auch sein Begleiter finden lässt. In den Norden Tanzanias reisen die meisten Touristen allerdings auf dem Landweg ein, aus Kenyas Hauptstadt Nairobi kommend über Namanga, und bevor Durchschläge passender Einreiseerklärungen von der dortigen Grenzstation Dar es Salaam erreichen, vergehen mindestens zwei Regenzeiten. An dieser Grenze, wo Funk und Fernschreiber bis heute erfolgreich Fax und Telefon trotzen, kennt Fundikira niemanden. Sonst könnte es schneller gehen. 
    Unter den Papieren, die der Polizist zur Seite legt, sind viele Kopien, zwei sogar in Farbe. Erstklassige Laser-Ausdrucke auf Normalpapier, wie der Assistant Superintendent in spe erkennt, oft beidseitig bedruckt, von einer Qualität, wie sie sich in ganz Dar es Salaam nur an ganz wenigen Orten bekommen lässt. Fundikira kennt kein einziges Ministerium mit vergleichbaren Geräten geschweige denn einem Farblaserkopierer mit Duplexeinheit. Derart moderne Kopierer besitzen neben den Botschaften reicher Länder nur die Büros von „Entwicklungshelfern“, Rohstofffirmen und anderen multinationalen Konzernen. Das Betrugsdezernat führt über solche Hightech-Dinger und deren Betreiber sogar Buch, weil sich darauf astreine Shilling-Blüten produzieren lassen. Fundikira fällt auch auf, dass das Papierformat der meisten Blätter

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