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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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verständigt. Niemand war gerade verfügbar, sodass bislang kein Kollege ins Hotel gegangen war. 
    Baregu sieht seine Chance und zieht auf der Stelle los. Zehn Minuten später steht er schweißgebadet vor dem „Continental“. Aus der Bar kommt ihm ein schlaksiger Tourist entgegen, groß gewachsen mit blonden Haaren, mit einem formidablen Rucksack auf dem Rücken. Baregu, vor Spannung glühend, sieht durch ihn hindurch. 
    Die Frau hinterm Empfangstresen riecht den Bullen in Zivil und schaltet sofort auf vorsichtig. Von sich aus hätte sie nie bei den Bullen angerufen, ihr Chef hatte sie dazu gezwungen. 
    Baregu muss sich zusammennehmen, um in seiner Ungeduld nicht sofort über die Frau herzufallen. „ Jambo, mama . Sie haben uns angerufen. Ihr Name?“
    „Temba, Missis.“
    „Vorname?“
    „Mwanaid.“ Baregu schreibt mit. „Sie arbeiten hier?“ 
    „ Ndiyo, mzee, yes, sir. “
    Alter und Adresse schenkt er sich.
    „Sie haben also einen Mann gesehen, der sich seit Tagen für den Toten interessierte. Und gesprochen. Wer war das?“ 
    „Wer? Woher soll ich das denn wissen!“
    „Bloß nicht pampig werden, ja!“ Baregu konnte noch nie gut mit selbstbewussten Frauen. „Ein großer, sportlicher muzungu ?“
    „Nein, den, den mein ich nicht. Ich red von einem eher kleinen Chagga “, antwortet die Rezeptionistin ohne nachzudenken. 
    „Vom Kilimanjaro? Oder eher aus der Meru-Gegend?“ Baregu kennt sich mit den Völkern aus dem Norden ganz gut aus.
    „Weiß ich nicht. Sprach perfekt Swahili, aber mit nördlichem Akzent.“
    „Und weiter?“ Der Sergeant verliert wie immer schnell die Geduld, wird nun zunehmend amtlich, anmaßend.
    „Mitte, Ende dreißig, schätze ich, gut gebaut, freundliche Züge, aber vorlaut.“ 
    „Aber was? Vorlaut? Bin ich hier in der Schule, oder was?“ Die Frau hätte Spitzel werden können! „Doch, doch, er tat so, als wüsste er immer schon im Voraus, was ich ihm antworten würde. Ich habe natürlich kaum etwas rausgerückt.“
    „Natürlich. Was wollte der Chagga denn wissen?“
    „Na ja, zuerst mal, ob dieser muzungu , Schutte oder wie er hieß, hier wohnen würde. Als ich darauf ausweichend antwortete, spitzte er die Ohren und plapperte drauflos. ‚Abgereist?’ fragte er. ‚Das nicht direkt’, sagte ich. ‚Ist dauernd nicht da, wa? Ein etwas zu dick geratener Genießer, schätze ich!’ Ich nur ‚Naja.’ ‚Ist ihm wohl nicht gut genug, ihr Haus, und viel zu laut im ersten Stock!’ ‚Wenn überhaupt, ist es der zweite.’ Schließlich bin ich ihn losgeworden. Aber von da ab stand er jeden Morgen hier und fragte, ob der muzungu noch hier wohne.“ 
    „Jeden Tag?“ Anwerben sollte er die, bei dem Gedächtnis!
    „Na ja, dreimal, glaube ich. Zuletzt hab ich ihn Silvestermorgen gesehen.“
    „Das gibt es nicht! Direkt vor dem Mord! Wieso haben Sie erst vorhin angerufen?“
    „Vielleicht war er ja auch gestern noch mal hier, aber das weiß nur meine Kollegin ..., dass das so wichtig ist, konnte ich ja nicht ahnen. Außerdem bin ich erst seit heute morgen wieder hier“, verteidigt sich die Rezeptionistin.
    „Ja, lesen Sie denn keine Zeitung? Sie verschleppen polizeiliche Ermittlungen! Seit zwei Tagen suchen wir mit allen verfügbaren Männern nach Zeugen, und sie rufen erst heute bei uns an! Sofort festnehmen sollte ich sie, wegen Beamtenbehinderung und Zeugnisverweigerung!“ Baregu wird zunehmend böse und sarkastisch: „Einen wichtigen Polizeizeugen verscheucht haben Sie, auf Nimmerwiedersehen hinausgetrieben in den Großstadtdschungel, ohne wenigstens dessen Namen notiert oder ein Foto gemacht zu haben! Den finden wir jetzt nie wieder. Das grenzt an Sabotage! Darauf stehen jahreweise Knast!“ Die Enttäuschung des Sergeanten zerplatzt in leeren Drohungen: widerlich arrogant und laut. Welch einen Erfolg hätte er hier verbuchen können, hätte diese Temba bloß mehr gewusst! Vielleicht wäre er, Nehemiah Baregu, der seine Talente stets für unterbewertet hält und sich für den letzten zu Unrecht Unbeförderten im Präsidium hält, vielleicht wäre er dann endlich das Jüngelchen Fundikira und dessen dauernde Belehrungen losgeworden. 
    Der Sergeant ist schwer zu bremsen. Er flucht und schreit und bläst sich auf, alles, um die Frau am Empfang einzuschüchtern. Kann ganz nützlich sein, hier künftig jemand sitzen zu haben, die einem etwas schuldet. Mwanaid Temba jedoch lässt stoisch jeden neuen Ausbruch über sich ergehen. Von Männern, erst recht

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