Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Direktor?“
„Aber so ist es!“, protestiert der Archivchef kleinlaut. Er merkt, dass Makaïdi sich nicht so leicht von seiner Fährte abbringen lässt. „Noch einen chai, ndugu Superintendent?“ „Danke, ja.“ Während Roh den Tee holt, redet der Superintendent einfach weiter:
„Das alles stimmt zwar überein mit dem was wir wissen. Das wird garantiert dieser Schütte, der Tote, bei Ihnen gewesen sein. Wobei uns natürlich besonders der Grund seines Besuchs im tanzanischen Nationalarchiv interessiert wie überhaupt in unserem Land, verdammt noch mal. Was wollte der Mann hier? Irgendwie werde ich ja das Gefühl nicht los, ndugu Roh, dass sie mir, der ich hier ganz privat und guten Willens sitze, immer noch so einiges vorenthalten.“ Genüsslich schlürft Makaïdi seinen Tee. „Womit wir beim Zweiten wären, was wir so vermuten. Ich würde nämlich in meinem Bericht gern eine einleuchtende Erklärung dafür aufführen, warum sie im Zimmer des Toten waren, Herr Roh.“
Schlagartig wird der Archivdirektor kreideblass. „Ich? Beim Toten? Absurd! Wie kommen sie denn darauf, Superintendent?“ Im Stillen rechnet der ertappte Singai Roh bereits fieberhaft am Preis herum, den es ihn kosten wird, Makaïdi vom Gegenteil zu überzeugen.
„Oh, das kann ich ihnen leider nicht so ohne weiteres erläutern. Dazu wäre wohl erst einmal etwas mehr Entgegenkommen ihrerseits angebracht“, antwortet Makaïdi süffisant und lässt damit das Stichwort fallen.
„Aber selbstverständlich! Ich stehe doch ganz zu ihren Diensten, Superintendent!“, empört sich Roh einmal mehr ein stark unterkühlt. „Aber dass ich irgendwann im Zimmer dieses Toten gewesen sein soll, das müssen Sie mir schon beweisen ...“
„ Hakuna matata, kein Problem, mein Herr! Wir haben dort einen Fingerabdruck von ihnen gefunden. Könnte natürlich sein, dass unser Computer da einen Fehler gemacht hat ...“
Begierig greift Roh, jetzt fahlgrau, den Ball auf, den Makaïdi ihm zuspielt. „Einen Fingerabdruck? Woher will ihr Computer den denn haben?“ Was zum Teufel hat er bloß angefasst an diesem vermaledeiten Silvestermorgen in Schüttes drittklassiger Absteige? Er kann sich an nichts erinnern.
„Oh, der Vergleichsabdruck stammt aus ihrem Pass.“
„Superintendent, das kann nicht sein. Da muss ihr Computer Mist gebaut haben. So verschmiert, wie Fingerabdrücke auf den Passstellen immer aussehen ... Was würde es wohl kosten, ihre Datenbank einmal ein wenig aufzumöbeln?“ Roh weiß, dass er den Superintendenten ohne die entsprechende Summe nicht mehr aus dem Haus bekommt.
„Oh, wenn Sie mich so fragen ... Ich denke, mit einer Million lässt sich da fürs Erste so einiges regeln.“
Roh schluckt, so üppig verdient ein Archivdirektor ja nun auch wieder nicht. Eine Million – macht einen kompletten Koffer weniger ARVs aus Mumbai. Aber wie begrenzt wäre sein Restleben denn wohl unter Polizeibewachung? Der Gedanke macht die Entscheidung einfach. „Natürlich. Wenn Ihnen damit geholfen ist, ndugu Superintendent, bin ich gern bereit, der tanzanischen Staatspolizei unter die Arme zu greifen. Hilft ja schließlich allen, wenn unsere Sicherheitskräfte effizienter werden ... Wissen sie, ich war nämlich wirklich noch nie im Co...“ – augenblicklich bemerkt Roh seinen Versprecher, bricht ab, um anschlusslos fortzufahren – „... Hotel dieses Toten. Wo sagten sie, wohnte er?“
„Im ‚Continental’, erwähnte ich das nicht bereits?“ Makaïdi hat den zweiten Beweis sehr wohl vernommen, weiß allerdings, dass sich damit nichts anfangen lässt. Er hat zwar immer noch keine vernünftige Erklärung für Rohs Auftauchen im Hotel bei Schütte, dafür aber viel Geld in Aussicht. Das fördert den Beschluss ungemein, seine Fragerei für heute einzustellen. Dass dieser schmalbrüstige Asiate, der da vor ihm sitzt, den Tod des Deutschen bewirkt haben soll, kann er sich ohnehin nicht recht vorstellen. Höchstens, wenn auch Roh schwul wäre. Sollte das zutreffen, würden sie es früher oder später sowieso erfahren. Dann kann er immer noch zur Verhaftung schreiten.
Beim Hinausgehen kommt Makaïdi am Schlafzimmer Rohs vorbei und registriert oberflächlich einen offenen, halbgepackten Koffer. Die Wohnung verlässt der Superintendent kurz darauf mit einer prall gefüllten Brieftasche.
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34. Zur Lippe gerät unter Druck
Lore Freifrau zur Lippe ist schwer frustriert. Adel verpflichtet. „Wären wir doch bloß nie hierher
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