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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Kontroll-Kabuff aus alles genau beobachtet hat, fragt sich, warum der muzungu gestern Abend wohl gelogen haben mag.
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33. Makaïdi macht Druck 
     
    Keine vierundzwanzig Stunden zuvor erhielt Singai Roh Besuch vom Superintendent Makaïdi. Die beiden Mittfünfziger kennen sich vom Sehen, wie man sich ab einem gewissen Dienstgrad eben so kennt in dieser Stadt. Schon von seiner Terrasse aus hat der Archivdirektor sehen können, dass der Kommissar privat unterwegs zu sein scheint, zwar im Dienstfahrzeug, seinem brandneuen Landrover, aber ohne Sekundanten und in zivil. Der korrupte Riese fährt selbst, parkt vor seinem Haus und kommt allein. Roh beschleicht die Angst. Erst der muzungu aus dem „Continental“, dann der Chagga und noch so ein Europäer bei ihm im Archiv, jetzt der leibhaftige Superintendent am Sonntagmorgen vor der Wohnungstür: Das kann doch kein Zufall sein! 
    „Superintendent, welch ungewöhnlicher Sonntagsbesuch. Karibu, kommen sie doch herein.“ Roh geleitet den Polizisten durch seine geräumige Wohnung auf eine Dachterrasse, von der aus man einen herrlichen Blick über viele Dächer vor der Stadtbucht hat. „ Chai? “
    „Ja, bitte.“ Der Archivdirektor selbst bringt dem Besucher Tee. Offenkundig ist er allein zuhaus. 
    „Womit kann ich ihnen behilflich sein, Superintendent? Was halten sie für so dringlich, dass es sie sogar am Sonntag zu mir treibt?“
    „Leben sie allein?“, eröffnet Makaïdi auf seine ihm eigene Art das Gespräch.
    „Nein, meine Familie ist nur ein paar Tage aufs Land gefahren. Und das Hausmädchen nimmt sonntags seinen freien Tag. Worum geht’s, Superintendent?“
    „Herr Roh, wie lange sind sie schon Gast in unserem Lande?“
    „Was für eine seltsame Frage, Superintendent. Ich bin Tanzanier von Geburt wie sie, sonst säße ich wohl kaum auf meinem Posten. Was wollen sie wirklich wissen?“ 
    „Oh, entschuldigen sie, aber ehe ich mir ihren Ausweis zeigen lasse, dachte ich, es geht auch so herum. Dürfte ich den dann wohl mal sehen?“
    „Warum? Wie komme ich dazu, mich in meiner eigenen Wohnung vor Ihnen auszuweisen? Da werde ich doch wohl den Grund erfahren dürfen!“ Genau wie von Makaïdi beabsichtigt: Roh wird ungehalten.
    „Reine Routine, ndugu Direktor. – Wir sind da bei den Ermittlungen in einem Todesfall auf ein seltsames Indiz gestoßen. Vielleicht können sie uns bei der Erklärung helfen, ganz informell, ohne Formalitäten.“ Dem Archivdirektor wird heiß und kalt. Makaïdi registriert befriedigt dessen Angst und beobachtet, wie er in seinem Schlafzimmer verschwindet, um den Pass zu holen. Sichtlich empört hält Roh dem Superintendent das Papier danach entgegen. „Bitte!“ Makaïdi wirft einen Blick hinein, und fährt unbeirrt fort: „Derzeit gehen wir von zweierlei aus: Erstens könnten sie, Herr Roh, den Toten gekannt haben.“
    „Wie bitte? Wovon sprechen Sie? Welchen Toten? Woher denn?“ Normalerweise gerät Roh nicht so leicht ins Trudeln.
    „Der Tote ist ein muzungu , heißt Finn Schütte und stammt aus Deutschland. Wir nehmen an, dass er sie kürzlich im Archiv aufgesucht hat. Stimmt das?“
    „Ich weiß von keinem Toten, geschweige denn einem, der mich besucht hat. Was wird das denn hier für eine Story? –Wenn’s um Besuche im tanzanischen Staatsarchiv geht, muss ich meinen Terminkalender durchsehen. Wazungu suchen uns dort andauernd auf, erst vorgestern war einer da.“
    „Name?“
    Roh weicht aus. „Weiß ich nicht, aber vielleicht kennt den meine Sekretärin, die hatte mit ihm zu tun.“
    „An einen anderen, zum Beispiel diesen Schütte, erinnern Sie sich nicht?“ Makaïdi will den Druck auf Roh nicht mildern.
    „Wann müsste das denn gewesen sein, das der bei uns war?“
    „Kurz nach Weihnachten, schätze ich. Auf jeden Fall vor Silvester, seitdem nämlich ist er tot.“ 
    „Warten sie. – Anfang letzter Woche, sagen sie? Ja, da war einer da. Mittelalt, mitteldick, mittelgroß und schwitzte ziemlich. Könnte es der gewesen sein?“
    „Ja. Was wollte er denn?“
    „Hat Katasterblätter und Kriegsberichte eingesehen, aus der deutschen Kolonialzeit. Ich weiß nicht, welche genau und warum er überhaupt was bei uns gesucht hat.“ Wenn das so weitergeht mit Makaïdis Fragerei, verliert Singai Roh bald den Boden unter den Füßen.
    „Sie wollen mir allen Ernstes weißmachen, Sie würden nicht mitkriegen, was ein Ausländer bei Ihnen im Archiv will und sich so anschaut? Wollen Sie meine Arbeit behindert, Herr

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