Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Selbstverleugnung wert.“ Damit ist das Thema für Nakonz erledigt.
Als der Botschafter allerdings am Abend beim Essen im Dachrestaurant des Kilimanjaro-Hotels zufällig den Commissioner trifft, macht er nach der förmlichen Begrüßung doch noch eine, weitere Bemerkung: „Ziemlich eifrig, ihr Makaïdi, nicht wahr, Herr Chemponda?“
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35. Makaïdi gerät unter Druck
Nachdem der Montag ergebnislos verlaufen war – keine Festnahmen an den Busbahnhöfen, keine noch so vagen Hinweise auf den Verbleib von Petermann, nichts Neues von der Leiche, also viel Zeit für die wichtigsten Nebengeschäfte – findet Superintendent Makaïdi am Dienstag Mittag zwei ungleich dicke Mappen auf seinem Schreibtisch. In der ersten, der dicken, stecken haufenweise übersetzte Briefe. In der zweiten findet sich ein schlichter Wisch: „ Kommen sie sofort zu mir. Chemp. “ Makaïdi weiß, welcher Mappe Priorität gebührt.
„Makaïdi! Sie sind der deutschen Botschaft auf den Wecker gegangen, höre ich“, empfängt ihn vorwarnungslos sein Chef, Commissioner Chemponda.
„Oh, so stellt es diese arrogante Pfeife also dar? Deutsche high snobility, Commissioner, da ist was faul! Nichts anderes als ein kleines bisschen Amtshilfe hab ich reklamiert. Hab’ den mit dem Fall beauftragten Botschaftssekretär – zur Lippe heißt der Mann – gebeten, deutsche Schwulendateien nach Verdächtigen abzuklopfen.“ Der Superintendent setzt darauf, dass sein Chef Schwule mindestens ebenso hasst wie er selbst. „Vielleicht ist mir da auch mal der Unterschied zwischen Sekretär und Sekretär ein bisschen verrutscht, aber ...“ Hauptsache, der Chimp –hinter vorgehaltener Hand nennen ihn alle so – kommt ihm nicht noch mal mit Etikette oder gar mit Fragen nach irgendwelchem Geld! Und tatsächlich verliert der Commissioner prompt den Faden.
„Schwulendateien? Ja, war der Tote denn pervers?“
„Möglicherweise“, antwortet Makaïdi geheimnisvoll.
Chemponda hat längst angebissen. „Wie weit sind sie mit den Ermittlungen in diesem ekligen Fall? Was haben sie sonst noch veranlasst? Nicht, dass davon was bei uns hängen bleibt!“
„Oh, es gibt die eventuell schwule, wohl deutsche Leiche, wahrscheinlich hinterrücks ermordet, und drei Verdächtige, die es sich lohnt, zu suchen. Die Fahndungen laufen.“ Makaïdi unterschlägt, dass er höchstpersönlich vorgestern einen der drei aufsuchte und anschließend laufen ließ. „Daneben wissen wir von Wertgegenständen, hinter denen vielleicht alle drei her sind. Das wäre ein Motiv. Dabei sind wir denen dicht auf den Fersen.“ „Wertgegenstände“, das klingt doch mal viel wertloser als kolonialer Schatz.
„Wie dicht?“, will der Commissioner wissen.
„Im Moment überwachen wir sämtliche Orte, an denen man die Stadt verlassen kann. Sollten wir dort einen der Verdächtigen fassen – am ehesten einen muzungu aus Deutschland –, wäre der Fall so gut wie gelöst.“
„Ja, und warum machen sie das dann nur in Dar es Salaam? Lassen sie landesweit fahnden! Bis nach Sumbawanga und Kigoma: Festnehmen soll man die Verdächtigen, aber sofort! Apropos: Warum führen wir eigentlich keine gesonderten Dateien über diese Perversen? Das ist doch fahrlässig!“
„Na, ja, eigentlich verbietet das ja die Verfassung. Außerdem gibt’s bei uns ja praktisch keine Homos, ist doch eine spezielle Abart der wazungu. Kommt Zeit, kommt Rat. Sie kennen das Programm der ‚Demokratischen Partei’, Commissioner?“
„Schon, aber auf die ist kein Verlass, Makaïdi! Das sind Zukurzgekommene. Kleingeister. Bleib bei deinen Leisten, das sag ich jedem, der noch was werden will! Immerhin sind wir mit unserer CCM fünfzig Jahre lang gut gefahren. – Aber zurück zu diesem schwulen Deutschen: Wann ist mit Festnahmen zu rechnen?“
„Bei zwei der Verdächtigen lässt sich das vielleicht bald arrangieren, einem Chagga und dem deutschen Freund des vermutlich Ermordeten.“ Makaïdi spürt, dass sein Chef mehr wissen will, bevor er Ruhe gibt. So beginnt er, ihm reineren Wein einzuschenken. „Beim Dritten allerdings, ndugu Commissioner, handelt es sich um den nicht ganz abwegigen Verdacht gegen eine recht hoch gestellte Persönlichkeit. Da sollten wir vielleicht ein wenig zurückhaltend sein.“
„Um wen geht es?“
„Um einen Asiaten.“
Das reicht dem Commissioner, schließlich hat die asiatische Gemeinde seit Jahren nicht schlecht in sein Amt und die Partei investiert. „Meinetwegen. Wenn Sie
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