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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Dass man ihn, einen höheren Staatsangestellten, stundenlang hinderte, nach Hause zu fahren, ohne irgendein konkretes Indiz, rein auf Verdacht, das sei doch wohl „Schbitze!“ 
    „Was bilden die sisch wohl im Gopf, immerhin lebe isch hier doch in eenem Schdaad mit Rechd!“, unterstreicht Ulotu seinen Brass auf den tanzanischen Rechtsstaat.
    Als sie Stunden später endlich die weitgestreckte Bucht von Lindi erreichen, ist ihre Unterhaltung längst bei anderen Themen angelangt. Ulotu ist Regierungsangestellter und zuständig für Lindis Hafenerweiterungspläne, die seit über dreißig Jahren in irgendwelchen Schubladen vor sich hin gammeln. Hoffnung auf baldige Inangriffnahme selbst kleinster Bauabschnitte wie das Zuschütten einiger Schlaglöcher auf den Zuwegen hegt der in Dresden ausgebildete Ingenieur schon lange keine mehr. Zwar gebe es genügend ausländische Investoren, die willig seien, den Hafenausbau zu finanzieren, obwohl sich das hier, in dieser wirtschaftlich maroden, „aussischdslos rüggschdändigen Egge“ Tanzanias nie rentieren werde. Sowas lasse sich ja immer prächtig über staatliche Bürgschaften absichern, wenn nicht über tanzanische, dann über solche aus den jeweiligen Herkunftsländern der „Finanziers“, die kaum eigenes Geld riskieren müssten. Nein, an fehlendem Kapital liege es nicht. Es fehle vor allem an integren Politikern, die sich dahinter klemmen und Baugeld auch weiterreichen würden. Horrende Planungsgelder seien schon in deren Taschen versickert. Von der andauernden, je nach politischer Großwetterlage immer mal wieder über den Haufen geworfenen Planung würde ja auch er, Jakaya Ulotu, nun schon seit mehr als zehn Jahren ganz gut leben. Ungleich luxuriöser allerdings auch eine ganze Reihe nördlicher Experten, die immer mal wieder für einige Zeit vor Ort auftauchen, nicht wahr? Petermann sei nicht zufällig auch so einer?
    „Nein, Gott bewahre.“ Damit hatte Petermann fürs Erste seine Anwesenheit legitimiert.
    Dem nie beginnenden Hafenausbau zum Opfer gefallen ist vor Jahren Lindis erstes Haus am Platze, das „Beach Hotel“, das direkt am vorgesehenen neuen Kai beim Fischmarkt liegt. Einst ein doppelstöckiges, Eindruck schindendes Gebäude kolonialer Architektur, ist heute nur noch das Erdgeschoss besiedelt. Düstere Fensterhöhlen unterbrechen den roten, abgeblätterten Putz. Das Haus steht zwar noch, doch nur zum Zwecke des Verfalls. Seit Jahren wartet es auf seinen Abriss. Bei Sturm schwappt in die vorderen Räume schon mal das Meer, meterhoch hat sich der Schwamm gefressen, keine Wand mehr ohne Schimmel. Die Fenster im unteren Bereich sind grob mit Holzlatten vernagelt, nirgends glitzert Glas.
    Genau dort landet Jens Petermann, nachdem das daladala kurz vor Sonnenuntergang endlich auf Lindis Busbahnhof angekommen ist. Immerhin gebe es im „Beach Hotel“ abends kühles Bier, das sei jede noch so heruntergekommene Unterkunft wert, hatte ihm Jakaya Ulotu versichert. Es selbst werde dann auch da sein. Seine eigene Hütte sei leider zu klein, um den Deutschen einzuladen, dafür gebe es dort auch einfach zu viele Frauen. Und über komfortablere Unterkünfte würden hier nur hellhäutige Entwicklungshelfer, Kirchen und die ehemalige Staatspartei verfügen, allerdings weit entfernt vom Busbahnhof. Da wolle Petermann doch wohl nicht hin?
    Nein, außerhalb wohnen will der Deutsche auf keinen Fall schon wieder. Auch wenn er mittlerweile weiß, dass er frühestens übermorgen, am Mittwoch weiterkommt, erst dann soll es einen Bus nach Kilwa geben. Da könne er noch froh sein, hat man ihm erzählt, oft müsse man Wochen warten! 
    Am Abend sitzt der Deutsche als scheuer Tourist auf dem Steg vor der unverschließbaren Tür seines Zimmers mit einem Bier. Unter ihm plätschert leise der Ozean. Das Zimmer selbst ist feucht und stickig, aus der Dusche tröpfelt eine braune Brühe. Von der schimmeligen Holzdecke, die den Steg überdacht, baumelt frei an einem Haken die einzige Glühbirne weit und breit und gibt gerade genug Licht zum Lesen. Rundherum schwirren die Moskitos. Die sanfte Brise, die vom Meer her weht, vertreibt sie nicht. Petermann hat sich und seine Kleider diesmal überdick mit Mückenabwehrmitteln eingeschmiert. 
    Ein weiteres Mal will er sich vergewissern, nicht auf der falschen Spur zu sein. Er überfliegt die Karten und liest nochmal den Brief von Finns Urgroßvater. Später setzt sich Petermann für eine Weile zu Jakaya Ulotu in den verfallenen Ballsaal,

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