Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
Vom Netzwerk:
wirft verstohlene Blicke auf zwei Schöne der Nacht am anderen Ende des Saals und lacht über Ulotus Erzählungen von der örtlichen Schickeria und deren „Schnupfschniggen“. „Wie bitte?“ „Na, gleene Ziegen gewürdscht mid Dschimd, nischd wahr?“ „Zimtzicken meinen Sie?“ Ulotu kennt sie alle samt der dazugehörigen Böcke und verhöhnt sie in seinem unnachahmlichem Sächsisch. Lindi ist eine gemütliche Stadt.
    Den Dienstag verbringt Petermann mit Wanderungen entlang der Hügel, die Lindis Bucht umschließen, entspannt sich und genießt die herrlichen Blicke über Palmenhaine auf die Bucht, die unendliche Weite des dahinter glitzernden Ozeans. Am Wegrand entdeckt er eine komfortable Neubau-Villa in traumhafter Lage und fragt sich vergebens, wo es hier derart reiche Bauherrn geben kann. Kilometerweit schlendert der Deutsche über den feinen Sand des von windschiefen Kokospalmen gesäumten Traumstrands, besucht zwei frisch gestrichene Kirchen wenn nicht gar Kathedralen und wundert sich über die Skulptur auf einem Altar, die den großen weißen Christus bei der Taufe eines kleinen schwarzen Mannes zeigt. Irgendwann geht er sogar schwimmen. Sofort schart sich eine Meute fröhlicher Kinder am Strand, um ihn mit „ muzungu, muzungu!? “ zu begrüßen und aus sicherer, zunehmend kürzerer Entfernung zu beobachten, wie seine helle Haut immer röter wird. 
    Der Abend im Beach Hotel verläuft ähnlich verträumt wie der gestrige. Noch einmal erzählt Jakaya Ulotu Witze. Als die Blicke zweier Schöner von einem naheliegenden Tisch allzu aufdringlich werden, verabschiedet sich Petermann höflich, ohne einen einzigen weiteren Hinweis auf den Grund seiner Reise noch auf die für Morgen geplante Weiterreise gegeben zu haben.
----

38. Auch Petermann gelangt vors Ende der Welt
     
    Kurz nach Sonnenaufgang steht Jens Petermann am Busbahnhof von Lindi, auf dem es vor Menschen bereits wimmelt. Um sieben soll der Bus nach Kilwa fahren, der erste in diesem Jahr. Bis es wirklich losgeht, sind aus einer drei Stunden Warten geworden. Gerade erst hat ein langsam vorbeifahrender, klappriger Golf der hiesigen Polizei Petermann verschreckt, der in Richtung seines Hotels fuhr und noch nicht zurückgekommen ist. Minutenlang folgt banges Warten, bevor der Überlandbus um neun dann endlich abfährt. 
    Die Sonne wirft kaum noch Schatten. Im Inneren des Busses ist es heiß wie in einem Backofen, nur unmerklich saugt der Fahrtwind heiße Luft nach draußen. Immerhin geht es endlich weiter nordwärts, Schüttes Schatz entgegen.
    Immer wieder nickt Petermann in der feuchten Hitze ein. Das Aufwecken besorgt die nächste grandiose Bodenwelle, der nächste Stopp oder die nächste unkontrollierte Anrempelei, die ihn wellenartig von der Busmitte her erreicht. Zwar sitzt er am Fenster, doch wenn die Schieberei im Gang, wo sich unzählige Stehgäste drängeln, allzu stark wird, touchiert sie auch ihn. 
    Unbeschreiblich die Verlangsamung: Immer, wenn der Bus mal schneller wird, glaubt Petermann bald anzukommen. Dann fängt er an zu rechnen: Endlich mal etwas länger im siebten oder achten Gang, mit fünfzig, sechzig km/h, was schafft man da? Müssten sie bei diesem Tempo das meiste nicht längst gefahren sein? Strecken, für die Routenplaner eine Stunde brauchen, kosten auf echten Wegen hier in Wirklichkeit glatt fünf. 
    Zur Mittagszeit hält der Bus in einem winzigen Dorf. Der Fahrer würgt den Motor ab, steigt aus und verschwindet in der nächstbesten Hütte. Nirgends ein Klo, kein Restaurant, am Wegrand nur säckeweise Holzkohle und Apfelsinen, keine einzige Coca-Cola weit und breit. Niemand will hier irgendwas verkaufen, ganz anders als bei vielen Stopps bislang: kein Kind Nüsse, keine Händlerin Obst, kein Jugendlicher Bonbons. Nur zögernd verlassen einige Fahrgäste den Bus, suchen in dessen Sichtweite nach Schatten und machen es sich bequem. 
    Klug geworden von der elend langen Fahrt im letzten daladala, hat Petermann diesmal Proviant dabei: Eine Wasserflasche, zwei Rollen Kekse, vier Bananen und eine Ananas. Als auch eine halbe Stunde später immer noch nichts darauf hindeutet, dass es bald weiter geht, soll letztere dran glauben. Mit seinem Schweizermesser rückt Petermann der Frucht zu Leibe, bis ihm ein alter Mann zu Hilfe kommt. Er packt die Ananas an ihrer Blüte und schlägt mit einer Machete sekundenschnell die stachelige Schale ab. Dankbar nimmt Petermann die triefende Frucht entgegen. Im gleichen Moment hört er, wie

Weitere Kostenlose Bücher