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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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ich schweißgebadet den Busbahnhof. Pünktlich eine Stunde vor Sonnenaufgang fährt unter ungeheurem Motorgebrüll der Bus nach Utete ab. Eine dicke bläulich-schwarze Dieselwolke hinter uns herziehend, die aus dem Getriebeschacht bis ins Businnere dringt, zuckeln wir die ersten Stunden durch grünes, fruchtbares Hügelland auf einer asphaltierten Straße mit wenigen, bald jedoch knietiefen Löchern. Wenn eines der Räder darüber rauscht, kracht es gewaltig. 
    Am frühen Vormittag sind wir in Kibiti, dem letzten Ort, der noch halbwegs eng mit Dar es Salaam verbunden ist. Wenige Kilometer südlich beginnt fast baumloses Sumpfland, wo nur noch Gräser wachsen, Flachland, in dem sich der mächtige Rufiji jede Regenzeit von neuem seinen Lauf sucht, mal hier, mal dort, auf hundert Kilometer Breite sein Delta flutend. Dann wird das Gelände großflächig überschwemmt, alle Straßen und Wege unpassierbar. 
    Zivilisationen entfernt liegt am Südufer Utete, das nächste Ziel des Busses. Die Straße dorthin wird immer schlechter. Es rumpelt ohne Unterlass, wild schlägt die Karosserie um sich. Die Fahrgäste im hinteren Teil des Busses, der weit über die Achse hinausragt, werden alle paar Minuten wie Puppen gegen das Dach geschleudert. Von Meter zu Meter wird es schlimmer. Gegen Mittag haben wir den ersten Plattfuß, keine halbe Stunde später gebrochene Stoßdämpferblätter. Busfahrer in Tanzania aber sind ja nicht nur Kapitäne aller Rumpelpisten, sondern kraft Amtes auch tolle Mechaniker, geniale Flickschuster und haben stets zumindest einen geschulten Kollegen dabei. Geschickt bewältigt so unser Kapitän zusammen mit seinen zwei Schaffnern jede Panne. Sie improvisieren, was das Zeug hält, und kriegen alles wieder hin. Es mag dauern, aber irgendwann geht es immer wieder weiter. Nicht umsonst ziert unsere von Rissen durchzogene Windschutzscheibe der schöne Spruch „ Mungu akipenda, tutafika “ – „ Wenn Gott will, kommen wir überall an. “
    Kurz vor Utete allerdings stockt plötzlich die Fahrt aus anderen Gründen: Auf der roten Lehmerde vor uns erstreckt sich statt des Weges ein mittelgroßer See braunen Wassers, dessen südliche Ausmaße nicht auszumachen sind. Links und rechts mannshohes Schilfgras, ganz in der Nähe muss der Rufiji sein. Während der Busfahrer es sich auf seinem Sitz bequem macht und sich genüßlich eine Zigarette ansteckt, steigt einer seiner Helfershelfer aus und beginnt, den Weg abzuschreiten. Mit einem Stock bewaffnet erkundet er die Wassertiefe. Wimmelt der mächtige Fluss nicht vor Krokodilen? Nach zehn, fünfzehn Metern steht der Mann kniehoch in der braunen Brühe, beim nächsten Schritt versinkt er mit einem Bein bis über die Hüfte. Sieht nicht so aus, als kämen wir hier durch. 
    Kurz darauf setzt der Bus zurück. Fast eine Viertelstunde fährt er rückwärts, bis von rechts ein Weg einmündet, auf den er einschwenken kann. Nun folgen wir diesem Pfad gen Süden. Die Sonne wirft lange Schatten, als wir von einer Anhöhe aus endlich den gemächlich dahinfließenden Strom erblicken. Von einer Fähre weit und breit keine Spur, nur ein paar Einbäume dümpeln am Ufer vor sich hin. Trotzdem fährt der Bus zielstrebig bis an die Wasserlinie, die hier überaus flach verläuft. Die Fahrgäste werden aufgefordert auszusteigen, leichtes Gepäck mitzunehmen und mit Einheimischen überzusetzen, die mit ihren Einbäume auf uns warten. Macht 200 Shilling extra pro Person. Danach sei es nur noch ein kurzes Stückchen nach Utete zu laufen. Die dort stationierte Motorfähre werde benachrichtigt, könne jedoch frühestens am Abend hier sein, um den Bus nachzuholen, der dann mit dem Restgepäck im Morgengrauen in Utete eintreffen werde. Niemand meckert, keiner protestiert: Es gibt keinen anderen Weg.
    Kurz darauf sitze ich mit nassem, wieder süßkartoffeldick angeschwollenem Knöchel zum ersten Mal in meinem Leben in einem Kanu. Der grob ausgehöhlte Baumstamm trägt sieben Leute, vorne und hinten stakt jeweils ein Fährmann im Fluss. Schon bald nach dem Ablegen reißt die Strömung uns stromabwärts, schnell gewinnen wir an Fahrt. Am Ufer räkeln sich vereinzelt Krokodile, so groß, dass sie glatt zwei Menschen auf einmal verschlingen könnten. Ich will hier so schnell wie möglich wieder raus! Was, wenn auch noch Hippos auftauchen? Die schmeißen doch so einen Baumstamm einfach um!
    Der Fährmann erzählt, er sei mit seinen Kollegen seit heute Mittag am Südufer flussaufwärts gewandert, die

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