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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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wollte ihn aus seinem Schmollwinkel hervorlocken. Bald verflog seine schlechte Laune. Sie hörte ihm nicht zu, hing ihren eigenen Gedanken nach, und es fiel ihr nicht einmal auf, daß er verstummte.
Was die Fähigkeiten der Pferde betraf, behielt sie recht. Mühelos paßten sie sich dem schnelleren Tempo an. Elegant galoppierte Dianas Hengst über den Sand.
Einige Stunden später sahen sie die nächste Oase. Diana zügelte ihr Pferd und bewunderte die ungewöhnlich schönen, üppigen Palmen und die dichtbelaubten Büsche. Leise gurrten einige Tauben, in Zweigen verborgen, in melancholischem Einklang mit diesem verlassenen Ort. Neben dem Brunnen wuchsen drei besonders imposante Palmen. Aber die Wipfel waren etwa sieben Meter über dem Boden abgebrochen. Kahl und trostlos ragten die verstümmelten Stämme empor. Diana nahm ihren schweren Tropenhelm ab und warf ihn einem Araber zu. Jetzt wehte ein schwacher Wind, der ihre kurzen Locken zerzauste und ihre erhitzten Wangen kühlte. Der traurige Taubengesang und die verwüsteten Palmen, die von einer Tragödie zu erzählen schienen, verliehen der Szenerie eine mysteriöse Aura, die ihr gefiel.
Endlich wandte sie sich zu Mustafa Ali um. «Warum kampieren wir nicht hier? Dann müßten wir nicht mehr so lange reiten.»
Er rutschte nervös im Sattel umher, strich sich unbehaglich über den Bart. Sein Blick wanderte an Diana vorbei, zu den abgebrochenen Bäumen. «In dieser Oase rastet niemand, Mademoiselle. Es ist ein böser Ort, von Allah verflucht.» Als er die Fersen in die Flanken seines Pferdes stieß, begann es unruhig zu tänzeln - ein Wink mit dem Zaunpfahl, den Diana ignorierte.
«Mir gefällt's hier», bekundete sie.
Verständnislos starrte er sie an. «Zwischen diesen häßlichen Palmen lauert das Böse.»
«Vielleicht für Sie», erwiderte sie lächelnd. «Nicht für mich. Allahs Flüche treffen nur jene, die sie fürchten. Und da Ihre Angst offensichtlich ist, reiten wir weiter, Mustafa Ali.» Mit einem leisen Lachen galoppierte sie davon, und Mustafa Ali spornte erbost sein Pferd an, um ihr zu folgen.
Im Licht der sinkenden Sonne sah sie vor sich die scharfen Konturen der Landschaft. Mittlerweile fragte sie sich, ob sie das Ziel tatsächlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden. Sie waren länger und schneller geritten als beabsichtigt. Erstaunlich, daß sie die Lasttiere nicht eingeholt hatten. Stirnrunzelnd schaute sie sich um. «Wo ist Ihre Karawane, Mustafa Ali?» rief sie. «Hier sehe ich nirgends eine Oase, und es wird bald Nacht.»
«Hätte Mademoiselle die Reise früher fortgesetzt...» begann er mißmutig.
«Dann wären wir noch immer weit vom nächsten Rastplatz entfernt», unterbrach sie ihn streng. «Morgen werden wir anders verfahren.»
«Morgen ...» murmelte er undeutlich.
«Was haben Sie gesagt?» Sie warf ihm einen hochmütigen, forschenden Blick zu.
Mechanisch berührte er seine Stirn. «Das Morgen liegt in Allahs Hand», erklärte er in salbungsvollem Ton.
Ehe sie ihrem mürrischen Führer antworten konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt. In der Ferne erschienen mehrere schwarze Punkte, die sie jedoch nur verschwommen wahrnahm. «Schauen Sie doch!» rief sie. «Ist das unsere Karawane?»
«Wenn Allah will...» antwortete er ebenso schicksalsergeben wie zuvor. Diana seufzte verärgert und wünschte, er würde seine Verantwortung nicht ständig auf Gott abwälzen und dafür etwas mehr Interesse an seinen vermißten Kamelen zeigen.
Rasch glitten die schwarzen Punkte über die Ebene. Diana sah, daß es keine trägen Kamele waren, sondern Reiter, die zielstrebig herangaloppierten. Seit sie am Morgen die Karawane der Kaufleute getroffen hatten, war ihnen niemand mehr begegnet. Und sie fand die Araber, die jetzt näher kamen, viel bemerkenswerter als die Karawane.
In Biskra hatte sie viele Reisegruppen eintreffen und aufbrechen sehen, aber nur wenige Nomaden und noch nie eine so große Reiterschar. Hier, in dieser malerischen Umgebung, wirkte der Trupp besonders eindrucksvoll. Sie konnte die Männer nicht zählen, da sie in geschlossener Formation heransprengten. In ihren weiten, vom Wind gebauschten weißen Umhängen wirkten sie wie Riesen. Aufgeregt hielt sie den Atem an und hatte das Gefühl, in einem bisher einsamen Meer endlich ein anderes Schiff zu entdecken. Diese Reiter schienen der unwirtlichen Einsamkeit ringsum, die ihr allmählich bedrückend erschien, ein unerwartetes Leben einzuhauchen. Vielleicht war sie hungrig oder müde

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