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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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meine Eskorte nicht gekämpft, fragte sie sich erbost und zerrte am Zügel. Aber die Gebißstange klemmte zwischen den Zähnen ihres Pferdes, und es sprengte unaufhaltsam weiter. Was für eine gräßliche Situation ... Ihr Führer verwundet, seine Männer umzingelt, und dieses Biest stürmte einfach davon. Wenn sie es nur hätte herumreißen können! Sicher ging es nur um ein bißchen Lösegeld. Sie mußte umkehren und die Bedingungen aushandeln. Das war zwar ärgerlich, aber es verlieh ihrer Reise einen gewissen Reiz. Nur ein kleiner Überfall. Die Araber hatten wohl kaum beabsichtigt, irgend jemanden zu verletzen. Aber Mustafa Ali war von der Kugel eines aufgeregten, ungeschickten Schützen getroffen worden. Eine andere Erklärung gab es nicht. In der Nähe von Biskra droht mir keine ernsthafte Gefahr, redete sie sich ein und riß immer noch an den Zügeln. Entschlossen verdrängte sie ihre böse Vorahnung, obwohl ihr Herz so heftig schlug wie nie zuvor.
Während sie mit aller Kraft, aber erfolglos an den Zügeln zerrte, hörte sie hinter sich einen langgezogenen, schrillen Pfiff. Das Pferd spitzte die Ohren, und sie spürte, wie es sein Tempo verlangsamte. Unwillkürlich drehte sie sich um. Ein einzelner Araber ritt ihr nach und kam rasch näher. Bei diesem Anblick gab sie das Vorhaben auf, ihren Hengst anzuhalten, und spornte ihn statt dessen an. Doch der Mann blieb ihr dicht auf den Fersen, und sie fand es geradezu unheimlich, wie zielstrebig er ihr folgte.
Entschlossen preßte sie die Lippen zusammen. Sie wäre bereit gewesen, umzukehren und mit den Leuten zu verhandeln, die ihre Gruppe angegriffen hatten. Aber sie ließ sich nicht von einem arabischen Freibeuter über die Wüste hetzen. Sie reckte ihr eigenwilliges Kinn vor, dann funkelten ihre Augen mutwillig, und sie lachte beinahe. Wie viele neue Erfahrungen sie an diesem einzigen Tag sammelte ... Sie hatte sich schon oft gefragt, wie einer gejagten Kreatur zumute sein mochte. Nun konnte sie es herausfinden. Sie hatte stets geglaubt, der Fuchs würde das wilde Rennen genauso genießen wie die Hunde. Nun, das mußte erst noch bewiesen werden. Jedenfalls wollte sie diesen Hund zu einer unvergeßlichen Jagd herausfordern. Sie war eine hervorragende Reiterin, und in dem verängstigten Tier zwischen ihren Knien schienen noch einige Kraftreserven zu stecken. Tief über den Pferdehals gebeugt, lachte sie leise und sprach ihm gut zu.
Aber wenige Sekunden später schlug ihre Stimmung um. In wachsender Sorge betrachtete sie die letzten Sonnenstrahlen. Bald würde die Dunkelheit hereinbrechen, und sie wollte nicht durch die Nacht galoppieren, auf der Flucht vor diesem widerwärtigen Araber.
Jetzt war der Spaß vorbei. Diana geriet in Wut. Auf dieser weiten Ebene gab es nichts, wo sie in Deckung gehen konnte - keine Felsblöcke und keine Büsche. Also sah sie nur einen einzigen Ausweg. Sie mußte sich geschlagen geben und anhalten - sobald ihr Pferd damit einverstanden war. Den Gedanken, ihrem Verfolger auszuweichen und in weitem Bogen zu ihrer Eskorte zurückzureiten, verwarf sie als hoffnungslos. Inzwischen hatte sie genug von der Taktik und den Reitkünsten der Araber gesehen, um zu wissen, wie unsinnig ein solcher Versuch gewesen wäre.
Andererseits widerstrebte es ihr seltsamerweise, gerade vor diesem Mann zu kapitulieren. Nein, sie würde weiterreiten, bis sie umfiel - oder ihr Pferd.
Wieder ertönte ein Pfiff, und obwohl sie den Hengst antrieb, verlangsamte er seine Schritte. Da glaubte sie zu wissen, was den unliebsamen Zwischenfall verursacht hatte. Vielleicht ging es um ihr Pferd. Da es dem Pfiff des Arabers gehorchte, war es offenbar auf dieses Signal dressiert. Diana erinnerte sich an Mustafa Alis ausweichende Antworten, als sie sich nach der Herkunft des Tieres erkundigt hatte. Zweifellos war es gestohlen worden. Entweder gehörte es diesen Arabern, oder sie kannten es zumindest.
Wie naiv, ein gestohlenes Pferd in die Wüste mitzunehmen, wo man eine Begegnung mit dem rechtmäßigen Eigentümer riskierte ... Trotz ihres Ärgers mußte sie lächeln. Aber es war ein grimmiges Lächeln. Die Liste von Mustafa Alis Untaten wurde zusehends länger. Nun, das war seine Sache, nicht ihre. Sie hatte für das Pferd bezahlt, um darauf durch die Wüste zu reiten, und keineswegs, um von arabischen Banditen überfallen zu werden. Mit jeder Sekunde wuchs ihre Empörung.
So energisch sie das Pferd auch antrieb, es trottete immer langsamer dahin. Sie warf noch einen Blick

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