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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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ihr. Seine Hände umfaßten ihre Schultern und zogen sie auf die Beine. In seinen Augen loderte ein beängstigendes Feuer, und er bedachte sie mit einem grausamen Lächeln. «Muß ich nicht nur den Liebhaber, sondern auch den Kammerdiener spielen?» fragte er, gleichzeitig belustigt und ungeduldig.

Drittes Kapitel
    Heller Sonnenschein durchflutete das Zelt, als Diana aus dem tiefen Schlaf der Erschöpfung erwachte, der eher einer Ohnmacht geähnelt hatte. Doch die Erinnerung kehrte sofort zurück. Rasch ließ sie ihren ängstlichen Blick durch den großen Raum schweifen und vergewisserte sich, daß sie allein war. Beim Aufsetzen fuhr ihr ein heftiger Schmerz durch die Glieder. Der luxuriösen Einrichtung des Zeltes konnte sie nichts abgewinnen.
Jetzt hatte sie keine Tränen mehr. Alle waren vergossen worden, als sie sich ihm zu Füßen geworfen und vergeblich um Gnade gefleht hatte. Sie hatte sich mit Leibeskräften gewehrt, bis sie in dem ungleichen Kampf unterlegen war. Hilflos hatte sie in seinen Armen gelegen, und seine brutalen Hände hatten ihren Körper zum Gehorsam genötigt. Schließlich war ihr angesichts ihrer Machtlosigkeit der Mut geschwunden, und die seltsame Furcht, die der Mann in ihr auslöste, hatte sie gelähmt. Zu guter Letzt war sie wimmernd auf die Knie gefallen. Die Erinnerung an ihr Flehen und Schluchzen erfüllte sie mit brennender Scham. Nun haßte und verachtete sie sich selbst. Er hatte ihren Widerstand gebrochen und ihr den Stolz genommen.
Sie umschlang ihre Knie und verbarg das Gesicht in den Armen. «Memme, Memme!» flüsterte sie. Warum hatte sie ihn nicht verhöhnt oder alles stumm über sich ergehen lassen? Das wäre ihm gewiß unangenehmer gewesen als das inbrünstige Betteln, das nur ein leises Gelächter hervorgerufen hatte. Jedesmal, wenn sie es hörte, war sie erschauert. Und sie zitterte immer noch. «Ich dachte, ich wäre tapfer», flüsterte sie unglücklich. «Aber ich bin feige.»
Endlich hob sie den Kopf und sah sich um. Der Raum war mit einer sonderbaren Mischung aus orientalischem Luxus und europäischem Komfort ausgestattet. Die verschwenderische Einrichtung wies auf eine hemmungslose Freude am Genuß hin. Die ganze Atmosphäre wirkte sinnlich, was Diana unangenehm berührte, obwohl sie nicht genau wußte, warum. Schließlich gab es hier nichts, was ihr künstlerisches Empfinden beleidigt hätte. Sämtliche kostbaren Vorhänge harmonierten miteinander. Nirgends entdeckte sie krasse Stilbrüche wie in manchen indischen Palästen. Und wohin sie auch blickte - alles hielt ihr unbarmherzig ihre mißliche Lage vor Augen. Überall sah sie seine Sachen. Auf dem niedrigen Messingtisch neben dem Bett lag die halbgerauchte Zigarette, die zwischen seinen Lippen gesteckt hatte, als er zu ihr gekommen war. Das Kissen neben ihr zeigte immer noch den Abdruck seines Kopfs. In wachsendem Entsetzen starrte sie darauf, unbezähmbares Zittern erfaßte ihren Körper, und sie erstickte ihren Schrei in der Seidendecke, in die sie sich hüllte, obwohl ihr der dünne Stoff keinen Schutz bot. Noch einmal führte sie sich jeden einzelnen Moment der vergangenen Nacht vor Augen, bis sie die Erinnerungen nicht mehr ertrug und sie den Verstand zu verlieren glaubte. Erschöpft schlief sie wieder ein.
Gegen Mittag erwachte sie, und diesmal war sie nicht allein. Eine junge Araberin saß neben ihr auf dem Teppich und musterte sie neugierig mit sanften braunen Augen. Als Diana den Kopf hob, sprang das Mädchen auf, verneigte sich und lächelte schüchtern.
«Ich bin Zilah und soll Madame bedienen», erklärte sie in stockendem Französisch und hielt einen Morgenmantel hoch, den Diana verwundert als ihren eigenen erkannte.
Und da lagen auch ihre Koffer, geöffnet und teilweise ausgepackt. Also waren die Lasttiere noch vor dem Überfall gestohlen worden. Wenigstens durfte sie ihre eigenen Sachen benutzen. Neuer Zorn stieg in ihr auf. In scharfem Ton stellte sie eine Frage, doch das Mädchen zuckte verständnislos die Achseln und wich erschrocken zurück. Auch die nächsten Fragen blieben unbeantwortet. Unsicher stand Zilah da, den Mund weinerlich verzogen, wie ein verängstigtes Kind. Und sie war tatsächlich fast noch ein Kind. Was man ihr sagte, begriff sie nur zur Hälfte, und wenn sie etwas verstand, wußte sie nichts zu erwidern.
Sobald Diana verstummte, wandte sich die Araberin sichtlich erleichtert ab. Sie durchquerte das Zelt und zog einen Vorhang beiseite. Dahinter lag ein Badezimmer, so groß und

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