Der Scheich
sie mit heißer Glut musterten, so daß sie sich fühlte, als würde ihr die Männerkleidung von den schlanken Gliedern gerissen, so daß sie in ihrer ganzen Schönheit nackt vor ihm stand.
Schaudernd wich sie zurück und zog unwillkürlich mit bebenden Händen die Aufschläge ihres Reitjacketts über der Brust zusammen. «Wer sind Sie?» stieß sie heiser hervor.
«Scheich Ahmed Ben Hassan.»
Der Name sagte ihr nichts. Nie zuvor hatte sie ihn gehört. Ohne zu überlegen, hatte sie Französisch gesprochen, und er antwortete in derselben Sprache.
«Warum haben Sie mich hierhergebracht?» fragte sie und versuchte ihre wachsende Angst zu unterdrücken.
Mit einem trägen Lächeln wiederholte er ihre Worte. «Warum habe ich Sie hierhergebracht? Bon Dieu ! Das wissen Sie nicht? Sind Sie denn keine Frau?»
Sie trat noch weiter zurück und errötete heftig. Dann erbleichte sie vor Entsetzen. Unter seinem flammenden Blick senkte sie die Wimpern. «Ich weiß nicht, was Sie meinen», flüsterte sie mit zitternden Lippen.
«Oh, ich denke doch.» Sein leises Gelächter erschreckte sie noch mehr als seine Worte. Nun kam er auf sie zu, und obwohl sie verzweifelt auszuweichen suchte, riß er sie in seine Arme.
Eine qualvolle, nie gekannte Todesangst ergriff sie. In seinen Augen brannte ein heißes Verlangen, das ihr fast die Besinnung raubte. Nur zu gut wußte sie, was er beabsichtigte, und sie wehrte sich mit aller Kraft gegen diese Erkenntnis. Doch sein lodernder Blick und seine heftige Umarmung sprachen eine deutliche Sprache. Obwohl sie am ganzen Leibe zitterte, preßte der Mann sie immer fester an seinen muskulösen Körper. Atemlos sträubte sie sich, während er sie noch heftiger und mit besitzergreifender Leidenschaft an seine Brust drückte. Dann neigte er langsam den Kopf herab. Da sie sich nicht rühren konnte, mußte sie den ersten Kuß ihres Lebens über sich ergehen lassen. Die Berührung seiner heißen Lippen, seine machtvollen Arme und die Nähe seines warmen Körpers raubten ihr alle Widerstandskraft.
Schluchzend schloß sie die Augen. Die heißen Lippen auf den ihren lähmten ihren Widerstand. Benommen fühlte sie, wie er sie hochhob, ohne den Kuß zu unterbrechen, und sie durch Vorhänge in einen Nebenraum trug. Dort legte er sie auf weiche Kissen. «Laß mich nicht zu lange warten», flüsterte er und ging hinaus.
Und dieser leise Befehl jagte einen Schauer durch ihre Adern, der sie aus ihrem Dämmerzustand aufrüttelte und ihr neue Kraft verlieh. Sie sprang auf, sah sich verzweifelt um, schlug die Hände vor ihre bebende Brust. Dann sank sie mit einem Aufschrei vor dem breiten, weichen Bett zu Boden. Nein, es war nur ein böser Traum! Es konnte doch nicht Wirklichkeit sein, daß ihr, Diana Mayo, nun das Unfaßbare widerfahren sollte! Gewiß würde sie jeden Augenblick aufwachen und diese Schrecken hinter sich lassen können.
Mühsam hob sie den Kopf. Der fremdartige Raum verschwamm ihr vor den Augen. Oh, Gott! Es war kein Alptraum, sondern grausame Realität, und es gab kein Entrinnen. Ohnmächtig und schutzlos saß sie gefangen, und hinter diesem schweren Vorhang wartete der Mann, um sich zu nehmen, was er erobert hatte. Jeden Moment würde er hereinkommen. Bei diesem Gedanken kauerte sie sich zitternd auf den Boden. Ihr Mut, der ihr geholfen hatte, so vielen Gefahren und sogar dem Tod zu trotzen, schwand angesichts des Martyriums, das ihr bevorstand, dahin. Nichts konnte sie retten. Niemand würde ihr beistehen, und sie durfte keine Gnade erhoffen. Selbst wenn sie sich wehrte
- es wäre sinnlos gewesen.
Natürlich würde sie sich sträuben, doch es würde ihr nichts nützen. In diesem Zelt war sie allein mit ihrem Feind, ausgeliefert wie ein Tier in der Falle. Und draußen tummelten sich die Anhänger des Mannes. Nirgendwo sah sie einen Ausweg, denn es war kein Mensch da, an den sie sich wenden konnte. Was sie fürchtete, würde unweigerlich geschehen. Und diese Gewißheit verzehrte ihre letzten Kräfte. Nun konnte sie nur noch warten und sich mit ihrem Schicksal abfinden. Die Hoffnungslosigkeit überwältigte sie, und da sie ansonsten stets so selbstbewußt und siegessicher war, machte ihr das um so mehr zu schaffen. Noch immer spürte sie den Druck seiner Umarmung, und ihr Mund brannte von seinem wilden, hungrigen Kuß. Verzweifelt rang sie die Hände.
«Oh, Gott!» schluchzte sie, und heiße Tränen rannen ihr über die Wangen. «Zum Teufel mit ihm!»
Und während sie diese Worte sprach, kam er lautlos zu
Weitere Kostenlose Bücher