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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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dachte sie bitter, als sie beobachtete, wie der schlaffe Körper von vier Männern weggebracht wurde. Die Träger beklagten sich lautstark über die schwere Last. Diana warf einen Blick auf Ahmed Ben Hassan. Offensichtlich ungerührt, sah er nicht einmal in die Richtung des Gestürzten. Ganz im Gegenteil - er lachte, legte eine Hand auf Yusefs Schulter und wies mit seinem Kopf zu dem Fohlen hinüber. Entsetzt hielt Diana den Atem an. Nein, er würde niemanden schonen und den Bedauernswerten zwingen, seine Kühnheit zu beweisen. Sie wußte, daß der Leutnant, ebenso wie alle Gefolgsleute des Scheichs, ausgezeichnet reiten konnte und daß seine Trägheit nur vorgespielt war. Aber er wirkte so blutjung, und das Risiko erschien ihr ungeheuerlich.
Oft genug hatte sie mit angesehen, wie Pferde zugeritten wurden, doch solch ein wahnwitziges Tier war ihr noch nie begegnet. Trotzdem hieß Yusef seine Chance willkommen. Lachend stolzierte er auf den großen Platz vor den Zelten und wurde lauthals bejubelt. Mehrere Araber hielten das Tier fest, und er sprang leichtfüßig in den Sattel. Diesmal unternahm das Fohlen einen verzweifelten Fluchtversuch und ging durch, statt sich aufzubäumen. Doch die Reiter scheuchten es sofort ins Zentrum der Arena zurück, wo es wieder seine alte Taktik anwandte. Dieser geballten Kraft war der hübsche Bursche auf dem Pferderücken nicht gewachsen. Nach einer knappen Minute wurde er abgeworfen. Das Maul weit aufgerissen und mit schrillem Wiehern, ging das Fohlen auf ihn los. Yusef hob einen Arm, um sein Gesicht vor den Hufen zu schützen. Gerade noch rechtzeitig stürzten zwei Männer hinzu und zerrten das zornige Tier davon. Während er schwankend aufstand und zu den Zelten hinkte, konnte Diana ihn kaum sehen, weil ihr das Gedränge die Sicht versperrte.
Wieder schaute sie zum Scheich hinüber und knirschte mit den Zähnen. Er neigte den Kopf, eine Zigarette im Mund, und ließ sich von Gaston Feuer geben. Dann schlenderten die beiden zu dem Fohlen, das nun völlig außer Rand und Band geraten war. Immer mehr Hände mußten zupacken, um das tobende Pferd festzuhalten. Jetzt näherten sich die beiden Männer den durcheinanderschreienden Stallburschen, die ihre ganzen Kräfte aufboten, und wenig später sah Diana den Franzosen auf dem Pferderücken sitzen. Der kleine Mann, ein exzellenter Reiter, blieb viel länger im Sattel als seine Vorgänger. Aber letzten Endes mußte er sich geschlagen geben und flog über den Kopf des Füllens hinweg. Geschickt landete er auf allen vieren und erhob sich sofort unter lautem Beifall und Gelächter, in das er bereitwillig einstimmte. Achselzuckend kehrte er zu seinem Herrn zurück und breitete resigniert die Arme aus. Eine Zeitlang sprachen sie miteinander, allerdings so leise, daß Diana nichts verstehen konnte.
Dann ging Ahmed Ben Hassan allein in die Mitte der Arena, und Dianas Puls beschleunigte sich. Noch bevor er das Fohlen erreichte, erriet sie seine Absicht. Sie trat aus dem Schatten der Markise und ging zu Gaston, der ein Taschentuch um seine verletzte Hand wickelte. «Wird Monseigneur versuchen, das Pferd zuzureiten?»
«Versuchen?» wiederholte der Diener mit seltsamer Stimme und warf ihr einen raschen Blick zu. «Ja, Madame, er wird es versuchen.»
Während der Scheich in den Sattel stieg, Breitete sich eine merkwürdige Stille über dem Platz aus. Mit schmalen Augen beobachtete Diana die Ereignisse, und ihr Herz schlug wie rasend. Einerseits wünschte sie inständig, das Fohlen möge ihn töten. Und andererseits hoffte sie seltsamerweise, daß er es bändigen konnte. Der Kampf hatte ihren Sportsgeist geweckt. Obwohl sie den Scheich haßte, mußte sie seine Reitkunst bewundern. Wie ein Fels saß er auf dem Pferderücken. Erfolglos bemühte sich das wütende Tier, ihn abzuschütteln, schlug nach allen Seiten aus, sprang vor und zurück und wirbelte umher, bis man sich fragte, wie er sich überhaupt im Sattel hielt. Immer höher bäumte sich das Füllen auf und schleuderte ein ums andere Mal die Vorderhufe in die Luft.
Diana hörte Gaston durch die Zähne pfeifen. «Schauen Sie, Madame!» rief er. Sie sah, wie der Scheich einen kurzen Blick nach hinten warf. Als sich das Fohlen erneut fast senkrecht aufbäumte, riß er es noch weiter nach hinten und sprang ab, ehe es stürzte. Sobald das leicht benommene Pferd wieder auf die Beine kam, sprang er in den Sattel.
Und nun bot sich Diana ein Schauspiel, das sie niemals vergessen würde. Bei diesem letzten

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