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Der Scherbensammler

Der Scherbensammler

Titel: Der Scherbensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Energie. »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
    Tilo hob die Schultern. »Mina war gegen Ende ziemlich erschöpft. Sie schläft jetzt. Diese Sitzungen sind sehr anstrengend für sie.«
    Merle fuhr sich mit den Fingern durch das struppige rote Haar. Tilo mochte ihre unbekümmerte Art. Er freute sich über die Freundschaft zwischen Merle und Jette. Die beiden Mädchen waren wie zwei Seiten einer Münze, vollkommen unterschiedlich und dennoch eins. Sonne und Mond, dachte er manchmal. Merle warmherzig, lebhaft und spontan, während Jette kühl, beherrscht und trotzdem in hohem Maß feinfühlig wirkte.
    »Kommen Sie denn voran?«, fragte Merle.
    Tilo hatte sich schon länger überlegt, ihr das Du anzubieten. Doch das würde er noch eine Weile aufschieben müssen. Er käme sonst mit Mina in Konflikt, die sich, als neue Freundin der Mädchen, ausgeschlossen fühlen würde.
    »Schwer zu sagen. Mir wäre wohler, wenn wir mehr Zeit zur Verfügung hätten.«
    Und wenn ich sicher wüsste, dass Mina mit dem Mord an  ihrem Vater nichts zu tun hat, fügte er im Stillen hinzu. Wenn es eine simple, harmlose Erklärung für ihren Zustand in der Mordnacht gäbe und für das Blut an ihren Kleidern.
    Inzwischen hatte sich auch Jette an den Tisch gesetzt. »Es fällt uns manchmal ziemlich schwer, Mina zu verstehen«, sagte sie. »Sie ist so … eigenartig.«
    Tilo schmunzelte. »Das dürfte die Untertreibung des Jahres sein.«
    Es war schwierig, über Mina zu reden, ohne dabei wesentliche Informationen preiszugeben. Noch schwieriger war es, Minas Geschichte zu kennen und die Mädchen nicht einzuweihen. Tilo trug da eine Verantwortung, die für ihn zu schwer wurde.
    Jette hatte ihn beobachtet. »Willst du es uns nicht sagen?«, fragte sie.
    Man konnte ihr nichts vormachen. Sie hatte einen scharfen Blick und einen glänzenden Verstand. Genau wie ihre Mutter.
    Tilo nahm ein paar Schlucke von seinem Cappuccino. Er hatte sich vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit mit den Mädchen zu sprechen. Jetzt war sie da.
    »Ihr wisst, dass ich euch nicht in Einzelheiten einweihen darf«, begann er zögernd.
    Jette und Merle nickten.
    »Das bringt mich in eine äußerst heikle Situation. Denn gleichzeitig komme ich nicht darum herum.« Er starrte in seine Tasse, führte einen kurzen, heftigen Kampf. »Es ist nicht ungefährlich für euch, mit Mina zusammenzuleben.«
    Jette und Merle sahen ihn mit großen Augen an. Er begann zu schwitzen.
    »Wir sollten nach einer anderen Bleibe für sie suchen und ich habe auch schon ein paar Beziehungen spielen lassen. Nur ist bisher leider noch nichts dabei herausgekommen.«
    »Aber sie hat Zutrauen zu uns gefasst.« Jette machte eine Handbewegung, die nicht nur die Küche, sondern die ganze Wohnung einschloss. »Sie fühlt sich hier … behütet. Wenigstens einigermaßen. Da können wir sie doch nicht wegschicken.«
    »Wie gefährlich?«, unterbrach Merle die Freundin und stellte sich damit dem eigentlichen Problem.
    »Ich weiß nicht, wozu sie fähig ist«, sagte Tilo. »Sie weiß das selbst nicht. Und solange wir das nicht herausgefunden haben, ist mir nicht wohl dabei, wenn ihr auf engem Raum mit ihr zusammenlebt.«
    »Sie hat uns nie angegriffen«, sagte Merle.
    »Nie«, bestätigte Jette.
    Hinter den Mädchen erschien Mina in der Tür. Sie rieb sich die Stirn, als müsse sie sich mühsam daran erinnern, wo sie sich befand.
    »Rechnen Sie damit, dass Mina gewalttätig werden könnte?«, fragte Merle, bevor Tilo Mina mit einem Lächeln begrüßen und so ein Zeichen geben konnte, dass sie nicht mehr allein in der Küche waren.
    Tilo öffnete den Mund, doch Mina kam ihm zuvor.
    »Sagen Sie es ihnen.«
    Jette und Merle fuhren zu ihr herum.
    »Ich wollte euch nicht erschrecken«, entschuldigte sich Mina. Dann wandte sie sich wieder an Tilo. »Sie sollen es erfahren. Alles.«
    Tilo rückte ihr den freien Stuhl zurecht. »Bist du sicher, Mina?«
    »Ich wohne mit ihnen zusammen. Und bin vielleicht wirklich eine Gefahr für sie. Sie haben ein Recht auf die Wahrheit. Soweit wir sie kennen«, fügte sie hinzu.
    »Gut.« Tilo nickte. »Dann soll es so sein.«
     
    mke stieg aus dem Wasser und trocknete sich sorgfältig ab. Sie hatte ein wenig Entspannung gebraucht und die gönnte sie sich am liebsten mit einem spannenden Krimi in der Badewanne. Diesmal hatte das Rezept jedoch nicht so gewirkt wie sonst. Sie spürte noch immer eine leichte Nervosität.
    Es war nicht der Fernsehauftritt als solcher, der sie beunruhigte,

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