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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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sollt feiern, dass die Wände wackeln, und nicht, bis sie einstürzen.« Er ließ den Lichtstrahl seiner Taschenlampe den Flusslauf entlang zum Insektenhaus wandern. »Wenigstens steht die andere noch. Sind denn alle Gäste heil rausgekommen?« Der Lichtkegel schwenkte zu uns zurück und glitt zwischen der Ruine und den verstreuten Familienmitgliedern umher, von denen sich einige bereits verdrückten, da sie die Aufmerksamkeit scheuten.
    »Dollys Gläser – alle hin!« Ich hörte, wie Großtante Jules den Verlust des Schimmerlebenswerks ihrer Schwester beklagte, während sie sich zu ihrem Auto davonstahl. »Sogar ihr Hochzeitsglas! Was für eine Tragödie!«
    Das Licht der Taschenlampe verharrte eine Weile auf der immer noch blutenden Schnittwunde in Fishs Gesicht und den roten Flecken auf Mellies Kleid. Dann hantierte der Sheriff an seinem Funkgerät herum, offenbar, um Hilfe zu rufen.
    »Jetzt sagen Sie bloß, wir waren die Einzigen, die dieses Erdbeben gespürt haben, junger Mann!«, erhob sich Opa Bombas Stimme zitternd und für alle überraschend aus dem Polstersessel, der mitten in der Zufahrt stand.
    Sheriff Brown lächelte Opa an und zog die Augenbrauen hoch. »Erdbeben? Machen Sie sich da mal keine Sorgen, Sir. In Crook County hat es in den letzten hundert Jahren nicht mehr als zwei Erdbeben gegeben, die der Rede wert gewesen wären.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht, Officer. Ja, wahrscheinlich.« Opa Bomba nickte und wackelte mit dem Kopf, doch ihm blitzte der Schalk aus den Augen. Er setzte sich aufrechter hin, als wäre ihm plötzlich wieder eingefallen, wie es sich angefühlt hatte, als er noch zwanzig Jahre jünger und zehnmal stärker gewesen war. Und prompt wallte und wogte der Boden unter Jonas Brown so heftig, dass der Officer beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Vielleicht spielte mir das Mondlicht einen Streich, aber einen kurzen Moment lang glaubte ich, Samson Beaumont zu sehen. Inzwischen ein hoch aufgeschossener Sechzehnjähriger, stand er, so dünn wie ein flüchtiger Schatten und auch genauso durchsichtig, neben Opa Bomba, eine Hand auf dessen Schulter gelegt. Doch als ich blinzelte, war die Erscheinung verschwunden.
    »Man muss sich vor diesen Nachbeben in Acht nehmen«, sagte Opa und zwinkerte mir zu, so dass ich nicht sicher war, ob er mit mir oder mit Sheriff Brown sprach.
    »Das reicht jetzt, Dad«, sagte Mom zu Opa und erhob sich von der Stelle, wo sie schützend über mir gekauert hatte. Alle hielten den Atem an, als Mom sich dem nichts ahnenden Sheriff zuwandte. Ihr Schimmerlächeln im Anschlag, ging Mom langsam auf den Officer zu.
    Dad zog mich am Kragen vom Boden hoch. »Jetzt geht das wieder los«, sagte er leise.
    »Sheriff«, sagte Mom, »warum sagen Sie uns nicht, was Sie heute Abend hierhergeführt hat, damit Sie Ihren Weg fortsetzen können. Wie Sie sehen, ist nichts Besorgniserregendes passiert.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Sie können die Scheune jetzt vergessen.«
    »Ja, ja …« Brown wirkte einen Moment lang verwirrt. »Absolut nichts Besorgniserregendes. Ich bin nur auf der Suche nach einem vermissten Mädchen.« Er vergaß die Scheune, wie Mom ihm befohlen hatte, und wandte sich wieder meinem Onkel zu. »Die Tochter von Cabot ist mal wieder ausgebüxt, Autry. Ich bin zwar sicher, dass sie wieder aufkreuzt, wenn sie genug Geschichten beisammenhat. Aber ich mache mal meine Runde, für den Fall, dass jemand sie gesehen hat.«
    »Sarah Jane?« Autry zog die Stirn kraus. »Tut mir leid, Jonas. Ich hab sie nicht gesehen. Wie lange ist sie denn schon weg?«
    Brown schnaubte. »Erst seit heute Morgen, aber du kennst ja Noble Cabot. Er sorgt dafür, dass ich die Gegend durchkämme. Sarah Jane ist der Haushälterin heute Morgen vor dem Frühstück entwischt.«
    »Und wie kommst du auf die Idee, hier nach ihr zu suchen?«
    Brown kratzte sich am Kopf. »Willie erzählte, sie wäre heute früh in seinem Laden gewesen, um ihre alberne Zeitung zu kopieren.« Er lächelte. »Ihrer Geschichte mit Bigfoot, der angeblich hier im Gasthof abgestiegen ist, bin ich echt voll auf den Leim gegangen – ich wäre fast vorbeigefahren, um nachzusehen. Wo andere Leute Wörter und Sätze bilden, denkt dieses Mädchen sich faustdicke Lügen aus.« Als er sich beim Kichern ertappte, verstummte Brown und rückte seinen Gürtel zurecht.
    »Sarah Jane ist offenbar zur gleichen Zeit wieder gegangen wie zwei andere Kinder, die heute in Willies Laden waren: ein kleines Mädchen mit einem

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