Der Schimmer des Ledger Kale
Footballhelm auf dem Kopf und ein älterer Junge – möglicherweise Bruder und Schwester. Willie meinte, das Mädchen hätte eure Ranch und die Hochzeit erwähnt. Also dachte ich, ich versuche mal mein Glück … Außerdem hatte ich gehofft, die Kinder könnten mir erklären, wie das hier passiert ist«, fügte er noch hinzu und zeigte mit der Taschenlampe auf das große Loch in seinem Wagen. »Mein Auto wurde demoliert, während die Kinder in Willies Laden waren – mein Auto und eins von Gus Nearys Motorrädern; das hat allerdings eine ganze Ecke mehr abgekriegt. Das Ding ist völlig hin. Sieht so aus, als hätte einer das komplette Motorrad schneller zerlegt, als andere ihre Weihnachtsgans zerteilt kriegen.«
Ich hielt die Luft an, als alle außer dem Sheriff von dessen Auto … über die Scheune … zu mir schauten.
Sheriff Brown und vielleicht auch der siebenjährige Tucker Beaumont, der neben seinem Poppa stand und in der Nase bohrte, waren die Einzigen, die nicht sofort rafften, dass ich für diese Schäden verantwortlich war. Und zwar für sämtliche. Sowohl die hier als auch die in der Stadt.
Autry zog die Augenbrauen hoch. Dad räusperte sich und schob sich schnell vor mich. Mom, Mibs und Tante Jenny stellten sich so hin, dass der Sheriff Fedora nicht sehen konnte; sie selbst war gerade damit beschäftigt, verstreute Einmachglasdeckel vom Boden aufzusammeln, genauso wie sie in Willies Schnäppchenmarkt das heruntergefallene Kleingeld aufgelesen hatte. Sie hatte den Helm abgesetzt und füllte ihn mit so vielen Deckeln wie möglich, als könnte sie die Katastrophe damit ungeschehen machen.
Der Sheriff bemerkte sie nicht. Er hatte andere Sorgen.
»Ich dachte, Willie kriegt einen Herzinfarkt, so besorgt war er, dass er jetzt ganz oben auf Cabots schwarze Liste kommt. Und das nur, weil er Sarah Jane erlaubt hat, einen Fuß in seinen Laden zu setzen«, fuhr Brown fort. »Wie alle in der Gegend hat Cabot den armen Willie voll am Wickel, weil er schon längere Zeit seine Raten nicht mehr zahlen kann. Hör zu, Autry …« Der Sheriff trat näher an meinen Onkel heran und senkte die Stimme: »Das Letzte, was du im Augenblick gebrauchen kannst, ist, dass Noble Cabot glaubt, Sarah Jane würde sich hier rumtreiben. Keiner von uns muss sich besonders viel zu Schulden kommen lassen, um auf Cabots Abschlussliste zu landen, und ihr habt auch so schon genug Ärger miteinander.«
»Das wird schon wieder, Jonas«, tat Autry die Warnung des Sheriffs ab, doch seine Hände ballten sich zu Fäusten. Marisol und Mesquite rückten näher an ihren Vater heran.
»Hör zu, Autry«, fuhr der Sheriff fort. »Jedes Mal, wenn das Mädchen ausreißt, kriegt der alte Noble schlechte Laune. Und ein schlecht gelaunter Noble Cabot ist schlecht für Sundance. Ein schlecht gelaunter Cabot ist schlecht für uns alle.«
»Sarah Jane war nicht hier, Jonas«, versicherte Autry seinem Gegenüber. Ich schloss die Augen und schämte mich fürchterlich, weil ich es besser wusste.
»Und was ist mit den Kindern aus Willies Laden? Weißt du irgendwas über …«
»Es wird Zeit für Sie, Sheriff. Sie müssen jetzt los«, unterbrach Mom ihn lächelnd.
Brown verstummte und schaute im Schein seiner Taschenlampe auf die Uhr.
»Ich muss los«, echote der Sheriff mechanisch und ging zu seinem Auto zurück. »Sag Bescheid, wenn du auf eine Spur von Sarah Jane stößt.«
Als ich ihn abfahren sah, begann ich zu zittern.
»Alles in Ordnung mit dir, Ledge?« Autry kam zu mir. Ich nickte, sagte aber keinen Ton und versuchte auch keine Miene zu verziehen, als die Druckknöpfe am Hemd meines Onkels einer nach dem anderen abplatzten und mit einem leisen Klirren in den Kies fielen.
Autry betrachtete kopfschüttelnd die Löcher in seinem Hemd. Ich fragte mich, ob das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ob das jetzt endgültig zu viel des Schlechten war und mein Onkel mir als Nächstes eine Standpauke halten würde, die sich gewaschen hatte. Aber für einen Mann, der sein letztes Hemd für einen hergeben würde, waren ein paar Druckknöpfe – und eine komplette Scheune – offenbar gar nichts.
Autry hob den Blick wieder. Er grinste.
»O Mann, du bist vielleicht ein Bulldozer .« Er schüttelte erneut den Kopf. »Was für eine unerschöpfliche Kraftquelle. Stell dir vor, was du damit alles machen kannst, wenn du erst mal ein bisschen Fingerspitzengefühl entwickelt hast.«
Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich hatte alles
Weitere Kostenlose Bücher