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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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unter den Nägeln zur Ranch zurück, als ich mit Flusswasser wegwaschen konnte. Seit Tagen schon reinigte ich mich auf die gleiche Art. Keine Seife. Kein Shampoo. Ich sorgte nur dafür, dass ich so weit ent-stunken war, dass die Mädchen sich nicht beschwerten, und fand mich total verwegen. Ich wusste nur zu gut, dass Mom mir so einen Mangel an Hygiene niemals hätte durchgehen lassen.
    Aber meine neuen Schmutzfinkfreuden waren noch gar nichts verglichen mit den roten Staubschichten, die Fedora neuerdings zur Schau trug. Fe kehrte derart versifft von ihren Jagdausflügen mit den Zwillingen zurück, dass sie praktisch einen speziellen Hochdruckreiniger für Dreckspatzen gebraucht hätte, wohingegen Marisol und Mesquite immer blitzsauber blieben. Was mich zu der Frage führte, ob sie vielleicht die Fähigkeit besaßen, den Staub von ihrer Haut wegschweben zu lassen, oder ob sie Fedora schlicht und einfach die Drecksarbeit überließen … was auch immer das bedeuten mochte.
    Die drei Mädchen gaben, wie ich, nichts über ihre geheimen täglichen Unternehmungen preis, und eine Zeit lang tat ich so, als kümmerte es mich nicht, in was Marisol und Mesquite meine Schwester da möglicherweise hineinzogen. Aber als Fedora an diesem Abend völlig erschöpft, von der Sonne verbrannt und mit Schwielen und Blasen an den Händen zur Ranch zurückkam, fing ich doch an, mir Sorgen zu machen.
    »Erzähl mir mal, was ihr die ganze Zeit macht«, verlangte ich, nachdem ich auf dem Weg zum Lagerfeuer zu Fedora aufgeschlossen hatte. »Wo geht ihr jeden Nachmittag hin?«
    »Marisol und Mesquite sagen, das geht dich überhaupt nichts an, Vorschlaghammer «, antwortete Fe und beschleunigte ihren Schritt etwas.
    Ich biss die Zähne zusammen. Fe verbrachte zu viel Zeit mit den älteren Mädchen.
    »Nenn mich nicht so, Fedora!«
    Fe blieb stehen, reckte ihr spitzes Kinn unter dem Helm vor und verschränkte die Arme über ihrem schmutzigen T-Shirt. »Du bist nicht meine Mutter. Du kannst mich nicht kontrollieren.«
    »Aber ich bin dein Bruder. Dein großer Bruder. Sag mir, was ihr treibt, oder ich schlag dich grün und blau.«
    »Vorsicht, Ledge! Wer austeilt, muss auch einstecken können!« Fedora ging einfach weiter und entlarvte mich damit. Wir wussten beide, dass ich so etwas niemals tun würde. Sie kneifen, vielleicht, aber schlagen, niemals.
    »Wenn Mom und Dad das nächste Mal anrufen, sage ich ihnen, dass du Geheimnisse vor mir hast!«, rief ich hinter ihr her und fühlte mich wie ein Heuchler und eine Petze noch dazu.
    »Du hast doch selber Geheimnisse, Ledge!«, rief Fedora zurück. »Außerdem wette ich, dass du ohnehin nicht mit Mom und Dad sprichst, wenn sie das nächste Mal anrufen. Ich wette, du hast viel zu viel Angst, das Telefon wieder kaputt zu machen! Du bist nämlich ein dicker, fetter Telefonangsthase … hoppel, hoppel!« Sie legte die Hände hinter die Ohren, lief ein Stück vor und schlug dabei Haken wie ein Hase.
    »Gut!«, rief ich patzig hinter ihr her, »dann erwarte aber nicht, dass ich dir sage, wie ich meine Nachmittage verbringe.« Obwohl ich für mein Leben gern jemandem von meinen Besuchen auf dem Schrottplatz erzählt hätte.
    »Gut!«, gab Fe ebenso patzig zurück. »Vorschlaghammer Doofkopf!«
    »Jetzt lass aber gut sein, Fedora!« Fe und ich drehten uns um, als Rockets Stimme hinter uns erklang. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Fe guckte beleidigt, weil Rocket sie zurechtgewiesen hatte. Ihre Unterlippe zitterte. Sie war es nicht gewohnt, dass er sich auf meine Seite schlug statt auf ihre. Und ich genauso wenig. Aber ich mochte es auch nicht, wenn jemand etwas gegen meine Schwester sagte.
    Rocket ging an uns vorbei zu den anderen am Lagerfeuer. Ich wartete angespannt darauf, dass er sich vielleicht noch mal umdrehte, um mich zu fragen, ob wir reden könnten. Aber er ging einfach weiter.
    Fedora schniefte unter ihrem Helm.
    »Komm, Fe«, sagte ich. »Was auch immer ihr treibt, es macht dich bestimmt hungrig.« Ich nahm die Hand meiner Schwester und drückte sie. Während wir gemeinsam zum Feuer gingen, fragte ich mich, ob Rocket es endlich aufgegeben hatte, mir Vorträge halten zu wollen.
    Die Knüllerausgabe des Sundance Express schickte Sarah Jane mir per Post auf die Ranch.
    Seit Fishs und Mellies Hochzeit waren zwei Wochen vergangen. Es war Samstag, und Opa döste wie gewöhnlich auf der Veranda. Über seinen Schoß flossen die bunten Fäden seiner alten Wolldecke, obwohl die Hundstage uns ihren

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