Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
Vom Netzwerk:
metallischen Geschmack in meinem Mund und packte die nächstgelegene Querstrebe. Ein Knirschen und Knarzen durchschnitt die Luft, als ich die vier hoch aufragenden Träger verbog. Das Windrad wankte wie eine betrunkene mechanische Spinne, die gerade die Hälfte ihrer Beine verloren hat. Rocket und Opa blickten hoch. Bitsy bellte. Und die anderen änderten ihre Laufrichtung: Autry rannte auf das Windrad zu und die Zwillinge flitzten mit Fedora in halsbrecherischem Tempo den Hügel herunter.
    Während die Träger des Windrads ächzten und wackelten, versuchte ich, einen Mittelweg zu finden; das ganze Gestell schwankte wie verrückt hin und her, aber ich wollte unbedingt, dass es stehen blieb. Ich riss mich zusammen, atmete konzentriert gegen meine Angst an, wie ich es von Dad gegen Seitenstechen gelernt hatte, und versuchte so, sowohl mein inneres Chaos als auch das äußere zu bändigen. Dabei ließ ich dem Jucken und Kribbeln meines Schimmers weiter freien Lauf. Mir war jedoch klar, dass ich meine Konzentration nicht lange aufrechterhalten konnte. Sarah Jane musste ihren Hintern jetzt mal endlich aus dem Insektenhaus schwingen.
    Und sich aus dem Staub machen.
    Und zwar schleunigst .
    Als die anderen bei mir ankamen, hing der Turm über den Trümmern der eingestürzten Scheune wie ein durstiges Gänseblümchen in der Krempe eines zerdrückten Strohhutes.
    Und während alle in den Anblick des verdrehten Windrads vertieft waren, verließ Gypsy, gefolgt von Sarah Jane, tatsächlich das Insektenhaus. Hoffentlich war die Zeitungsprinzessin von Sundance so schlau, sich jetzt zackig zu verziehen. Ich konnte sogar erkennen, was für ein Gesicht Sarah Jane machte, als sie das geschundene Windrad erspähte, und war erleichtert, dass sie nicht zu mir rüberkam, um es näher in Augenschein zu nehmen.
    Stattdessen schulterte sie ihren Rucksack – meinen Rucksack – und stahl sich über den Trampelpfad am Fluss von der Ranch. Ich starb fast vor Angst. Doch mein Ablenkungsmanöver war erfolgreich; nichts deutete darauf hin, dass irgendwer Sarah Jane bemerkt hatte.
    »Jetzt ist es zugleich ein Windrad und eine Skulptur, Ledge«, sagte Autry, nachdem er das verbogene stählerne Ungetüm ein halbes Dutzend Mal umkreist hatte. Mein Onkel wischte sich erleichtert den Schweiß von der Augenbraue, als er feststellte, dass das Windrad trotzdem noch funktionierte. »Ich finde, das kann man als Fortschritt bezeichnen.«
    Ich konnte Autry nicht in die Augen sehen. Er wusste ja nicht, dass ich den Turm absichtlich attackiert hatte. Als ich hochschaute und das absurd verbogene Metall sah, drehte sich mir der Magen um.
    »Fortschritt … hm, ja vielleicht«, murmelte ich. Aber ich hatte mein Ziel erreicht. Sarah Jane war weg, und Autry und die Zwillinge würden niemals erfahren, dass sie hier gewesen war. Es sei denn, irgendjemand erzählte es ihnen. Aber ich würde dafür sorgen, dass das nicht passierte.
    Sobald sich die Aufregung gelegt hatte, ging ich Gypsy suchen.
    »Gefällt mir, was du mit dem Windrad gemacht hast, Ledge!«, sagte Gypsy eine halbe Stunde später, während sie einen Kranz aus gelben und blauen Blumen auf ihre Haare drückte.
    »Ist doch egal«, sagte ich. »Opa meinte, wir hätten Besuch gehabt.«
    Gypsy nickte. »Ja, stimmt! Deine Freundin war hier und hat dich gesucht.«
    »Onkel Autry hat uns verboten, mit Sarah Jane Cabot zu reden, Gypsy. Sie hätte gar nicht erst herkommen sollen«, ereiferte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Außerdem ist sie nicht meine Freundin.«
    Gypsy lächelte geheimnisvoll. »Okay, Ledge. Wenn du das sagst.«
    »Und du verrätst Onkel Autry und den Zwillingen nicht, dass sie hier war?« Ich sah meine Cousine bedrohlich blinzelnd an. Gypsy drehte sich einmal um sich selbst, wobei sie die Blumen auf dem Kopf festhielt, und machte einen Knicks. Was ich als Ja interpretierte.
    »Also … was wollte sie?«
    »Wer?« Gypsy legte den Kopf schief und ein paar Blütenblätter rieselten auf ihre Schultern herab.
    »SJ natürlich! Sarah Jane! «, antwortete ich durch aufeinandergebissene Zähne und musste mich zusammennehmen, um nicht die Geduld mit meiner flatterhaften Cousine zu verlieren. »Hatte sie – hatte Sarah Jane irgendwas für mich dabei?«, stammelte ich in der leisen Hoffnung, dass Sarah Jane vielleicht zur Ranch gekommen war, um mir doch noch Oma Dollops Erdnussbutterglas zurückzubringen.
    Gypsys dünne Augenbrauen schossen hoch.
    »Was wolltest du denn, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher