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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Ninjakämpfer.
    Marisol und Mesquite sahen gegen mich alt aus. Mein Unterricht bei ihnen war endgültig überflüssig geworden. Ich würde doch eines Tages nach Hause zurückkehren können.
    »Okay, Ledge«, sagte ich und bemühte mich weiterhin, alle in der Luft schaukelnden und herumwirbelnden Teile sicher im Schimmergriff zu behalten. »Jetzt hast du lauter Einzelteile. Und was machst du damit?«
    Ein Dutzend verschiedene Bilder rasten mir durch den Kopf; zu schnell, als dass ich eins davon hätte festhalten können. Genauso schnell flogen all die Metallteile durch die Luft. Sie beschrieben dabei eine Wellenbewegung und umkreisten mich wie ein riesiger Strudel. Und machten einen Lärm, der Tote hätte aufwecken können. Ich stellte mir vor, wie die gute Eva Mae Zaster sich bei dem Getöse im Grab umdrehte – oder wie ihr Geist sich neben mich stellte und mir auf gespenstische Art zujubelte: »Zisch – hui – buh!«
    Während ich so auf dem Schrottplatz herumprobierte, verstand ich allmählich, wie Opa Bomba sich damals gefühlt haben musste, als er noch jung und fit gewesen war und das Land umformen konnte. Und während mein Selbstvertrauen wuchs wie ein Backsteinhaus, fing ich an, die Teile in dem Strudel zusammenzufügen, bis sich zwar grobe, aber erkennbare Formen ergaben: Gesichter … Haie … ein Piratenschiff … eine Käseecke.
    »Ja!« Ich lachte, boxte in die Luft wie Fedora und tanzte ausgelassen über das Boot, was damit endete, dass ich über Bord ging und mit einem dumpfen Knall auf dem Rücken landete.
    Ich lachte noch immer, als durch meinen Sturz der Strudel abrupt anhielt und das ganze Ding in sich zusammenfiel. Schnick, schnick, schnick machten meine Finger, und Metall verschmolz mit Metall, als wäre es Ton. Und auch wenn meine Kreationen weder so gefühlvoll gearbeitet waren noch die hübschen Details von Winonas Kunstwerken besaßen, bekam ich durch sie endlich mehr als nur eine schwache Ahnung davon, was mit dem Fingerspitzengefühl gemeint war, von dem Autry an meinem ersten Abend auf der Ranch gesprochen hatte.
    Ich kletterte über die frisch bearbeiteten Trümmerteile und rannte zurück zur Werkstatt. Im Vorbeilaufen zeigte ich mit dem Finger auf einzelne Schrottkisten und zog dabei von einer das Dach ab, um es einer anderen aufzusetzen. Oh, oh, dachte ich grinsend. Ich hab sie repariert!
    »Ledger!«, hörte ich Rocket rufen. Eine Libelle zischte an meiner Wange vorbei und machte dann mit surrenden Flügeln kehrt. »Komm zurück, Ledge! Wir müssen los!« Ich rannte mit völlig neuem Schwung in den Beinen – und mehr als nur ein paar Schrauben und Dichtungsringen in den Schuhen – in die Richtung, aus der die Stimme kam, und fragte mich, ob mein Cousin mich in Aktion gesehen hatte.
    Er erwartete mich mit verschränkten Armen und einem amüsierten Gesichtsausdruck. Ich grinste breit, denn ich platzte fast vor Stolz.
    »Hast du gesehen, was ich …?«
    »Ja, hab ich.«
    »Und auch das mit den …?«
    »Mmmh.«
    »Und wie fandest du es, als ich …«
    »Du warst krass, Ledge. Aber jetzt hol erst mal tief Luft.«
    Ich folgte seinem Rat und atmete tief ein. Und dann noch mal, obwohl es gar nicht mehr nötig war.
    »Hast du dich gut amüsiert?«, fragte Rocket.
    »Oh, ja!«, antwortete ich und wischte mir mit dem Arm den Schweiß aus dem Gesicht. Ich fühlte mich, als hätte ich gerade ganz allein einen ganzen Schimmerhalbmarathon hinter mich gebracht. Ich schlug nach der Libelle, die neben mir in der Luft schwebte.
    »Das ist bestimmt Autry, der schon nach uns sucht.« Rocket nickte in Richtung des Insekts. »Wahrscheinlich macht er sich Sorgen. Wenn wir zurückkommen, sind sicher schon überall Spinnweben und Ameisenhügel.«
    »Hat Winona die Bremse repariert?«, fragte ich.
    Rocket kicherte. »Sie hat die Türschlösser repariert. Die Bremse war top in Ordnung. Sie meinte, die wäre bereits repariert worden. Vor kurzem. Heute zum Beispiel.« Er grinste. »Wie ich sehe, hast du auch ein Händchen fürs Reparieren, nicht nur fürs Zerstören.«
    »Du meinst, ich hätte den Ford repariert?«, fragte ich.
    »Na, wer denn sonst – nach der Show, die du da gerade hingelegt hast? Irgendjemand hat verhindert, dass der Pick-up die Böschung runtergefahren ist, und ich war es ganz bestimmt nicht.« Rocket lachte erneut. »Deine neue Mechanikerfreundin hat mir die Knucklehead gezeigt, bei der du ihr hilfst. Mein lieber Mann! Sie hält dich für eine Art Genie!« Rocket packte mich

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