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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Reparieren verpflichtet zum Kauf!« Winona lachte. Diese Schrottplatz-Regel war zu einem Dauerwitz zwischen uns geworden. »Dann geh du ruhig ein bisschen rum, Ledge. Dein Cousin und ich werden zusehen, ob wir die alte Dame hier wieder flottkriegen.«
    »Überprüf auch mal die Zündkerzen!«, rief ich ihr über die Schulter zu, während ich den nächstgelegenen Pfad nahm, der mitten hinein in den Ozean aus verrosteten Autos und Trucks führte. »Ich glaube, Rockets Funken sprühen nicht in allen Zylindern!«
    Ich grinste mir eins und ignorierte den einzelnen blauen Funken, der nur wenige Millimeter an meinem Ohr vorbeizischte. Dann atmete ich tief durch und gesellte mich zu den anderen Wracks.
    Meine Handflächen wurden ganz warm und ich spürte ein Kribbeln in den Fingerspitzen, während ich immer tiefer auf das Gelände vordrang. Stahl und Chrom um mich herum zitterten und bebten. Aber ich wagte mich Schritt für Schritt immer weiter vor.
    »Komm schon, Ledge, so schlimm ist es nicht«, sagte ich laut und meine Stimme hallte zwischen Aluminium und Glas. »Wovor hast du überhaupt Angst?«
    Der schmale Pfad machte eine Biegung und ich folgte ihm weiter bis zur Rückseite des Gebäudes. Als ich an eine kleine freie Stelle kam, machte ich erschrocken einen Satz zurück, denn plötzlich stand ich vor einer riesigen skelettartigen Gestalt mit Augen wie Scheinwerfern und Klauen wie Mistgabeln.
    Es waren echte Mistgabeln.
    Und echte Scheinwerfer.
    Es war eine Skulptur. Eine gut zwei Meter hohe Skulptur, die einen Bären darstellte. Sie war aus Teilen vom Schrottplatz zusammengebaut; Altmetall, Autoteile und anderes Zeug waren recycelt und zu etwas Neuem zusammengefügt worden. Etwas irre Coolem.
    Ich schaute mich um und entdeckte zwei weitere Skulpturen: eine Schildkröte von der Größe eines Kleinlasters, deren Panzer aus zusammengeschweißten Radkappen bestand, und einen Löwen mit einer sternförmig abstehenden Mähne aus Radspeichen, Radioantennen und Metallstiften. Bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass in jeden Sockel dieser Kolosse die Initialen WN eingraviert waren.
    Winona hatte Recht gehabt; auf dem Schrottplatz gab es alle möglichen Schätze. Und eine gewisse weibliche Person bei Nearys Autoschrotthandel war immer wieder für Überraschungen gut. Was meine Neugier darauf, was sich unter der Plane in der Werkstatt befand, nur noch weiter anstachelte. Denn nach der Größe zu urteilen, konnte es nur ein zotteliges Mammut sein.
    Ich riss mich von den Metallungeheuern los und drang weiter zur Mitte des Schrottplatzes vor. Doch Winonas Kreaturen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
    »Noch ein letzter Blick«, sagte ich mir drei-, vier-, fünfmal und kehrte immer wieder zu der freien Stelle zurück, um die kunstvollen Skulpturen zu bestaunen. Mir fielen das weitaus weniger kunstfertig verbogene und verdrehte Windrad und der Zaun wieder ein und ich fragte mich, ob ich wohl auch lernen konnte, etwas zu erschaffen, anstatt immer nur alles zu demolieren.
    Das musste ich unbedingt ausprobieren. Als ich in einiger Entfernung von dem Gebäude und Winonas Skulpturen einen geeigneten Platz entdeckte, kletterte ich auf den Bug eines verrosteten, zur Seite gekippten Motorboots, um mir einen besseren Überblick über die Materialien in meiner Umgebung zu verschaffen.
    »Du schaffst das, Ledge«, sagte ich zu mir selbst und weckte alle verfügbare Schimmerenergie in mir, indem ich mir erst das Kribbeln in Erinnerung rief, das sich wie Ameisen mit eisigen Fußballstollen anfühlte, und dann jede einzelne Ameise aufforderte, zum Spielen rauszukommen.
    Es dauerte nicht lange, bis die Wracks um mich herum zu zittern begannen. Autos und Laster zerfielen in ihre Einzelteile, das Boot unter meinen Füßen schaukelte hin und her. Ich gab mir alle Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder am Ende doch Panik zu bekommen und davonzulaufen.
    »Ledger lässt es krachen!«, zitierte ich Fedoras alberne Parole und versuchte, nicht nachzulassen, während Kolben, Vergaser und Radkappen hüpften und Stoßstangen und Stutzen zuckten und tanzten.
    »Zisch! Wusch! – Hoppla! «, brüllte ich und bückte mich, um einem herumfliegenden Getriebe auszuweichen. Dann sprang ich mit einem »Krach! Bum!  – Jippie! « schnurgerade nach oben und machte damit den Weg für ein Rad frei, das auf meine Schienbeine zusauste. Wieder auf dem Bug landend, rief ich: »Zack! Bum! Boing! – Hurraaaaa !«, und kam mir vor wie ein knallharter

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