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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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der Stadt aufstieg. Ich hoffte, dass Sarah Jane wirklich beweisen konnte, dass ihr Vater Unrecht tat, wenn er es auf das Fliegende Ochsenauge abgesehen hatte. Denn ich wollte lieber nicht miterleben, wie diese Bagger das Werk vollendeten, das ich am Abend von Fishs Hochzeit begonnen hatte.
    Von der Rückseite des Hauses drangen die Geräusche eines laufenden Fernsehers an mein Ohr. Vorsichtig umkreiste ich das Gebäude, spähte behutsam durch ein offenes Fenster und sah Hedda in einem kleinen Zimmer neben der Küche sitzen. Sie hatte die Füße hochgelegt, aß Popcorn und sah sich eine Nachmittags-Talkshow an.
    »Erzählen Sie das noch mal, Mr Rojenski«, sagte der Moderator. »Sie behaupten, dass Sie jedes Mal, wenn Sie das Kartoffelpüree Ihrer Ehefrau essen, ein anderes Sonnensystem besuchen?«
    Hedda war völlig in die Sendung vertieft; sie saß reglos da und hielt sich Popcorn vor den offenen Mund, als wäre sie bis zur nächsten Werbepause zum Standbild erstarrt.
    Ich atmete auf. Solange der Hausdrachen von irgendwelchem Schwachsinn hypnotisiert und Cabot unterwegs war, würde es wesentlich einfacher sein, Sarah Jane aus ihrem Turmzimmer zu befreien. Trotzdem hatte ich Angst, erwischt zu werden. Angst, noch mehr Schaden anzurichten, für den SJ dann geradestehen musste.
    Fedoras letzte Ermahnung wurde vom Wind zu mir hergeweht. Erst denken, dann handeln!
    »Okay, Ledge, hör ausnahmsweise mal auf deine Schwester«, sagte ich mir, als ich ums Haus herumging und dabei normal zu atmen und meinen Schimmer in Schach zu halten versuchte. Entschlossen, diesmal nicht einfach nur zu reagieren, ging ich im Kopf die Möglichkeiten durch.
    Ich konnte mich ins Haus schleichen … die Treppe hochgehen … und mit einem einzigen Fingerschnippen das Schloss auseinandernehmen. Ganz leicht! Nur, dass ich Autry versprochen hatte, keinen Schuh in dieses Haus zu setzen. Eine quietschende Treppenstufe, eine laut zuknallende Tür und Hedda würde zum Telefon stürzen und ruck, zuck Cabot oder den Sheriff anrufen.
    »Kein guter Plan«, sagte ich mir. Es musste was Besseres her. Wenn bloß Sarah Janes Zöpfe lang genug gewesen wären, dann hätte sie sie wie ein Seil herunterlassen können.
    Vielleicht könnte ich die große Birke hochkraxeln, die sich zum Haus hinneigte. Auf der Ranch war ich schon etliche Male auf Birken geklettert; diese hier sah eigentlich genauso aus. Und ihre Äste reichten bis dicht an Sarah Janes Fenster heran.
    Vorsichtig darauf bedacht, nicht über ein Dutzend verschiedene Baumstümpfe zu stolpern, eilte ich zum Fuß der Birke. Ich ging darum herum, schaute hinauf und versuchte abzuschätzen, wie stark ihre Äste waren.
    »Nun, Ledge, mag ja sein, dass du inzwischen Sachen genauso gut wieder reparieren kannst, wie du sie kaputt machst«, murmelte ich nachdenklich. »Aber deine eigenen Knochen kriegst du nicht wieder hin, wenn du vom Baum fällst.« Da ich die Augen beim Grübeln weiter himmelwärts gerichtet hielt, stieß ich gegen die Marmorbank, die im Schatten des Baums stand.
    »Autsch! Schei… benkleister! « Ich schlug mir beide Hände vor den Mund, um mich von weiteren Flüchen abzuhalten, die Hedda auf meine Gegenwart aufmerksam machen konnten. Dann bückte ich mich, um mir die Schienbeine zu reiben, und nahm die Bank näher in Augenschein. Der Stein trug eine Inschrift:
    In Erinnerung an
Summer Beacham Cabot,
Ehefrau und Mutter.
Du bist für immer bei uns.
    Summer Cabot war der Name von SJs Mutter. Ich erinnerte mich, dass Autry ihn erwähnt hatte. Ich las die Inschrift noch mal und starrte auf den Namen: Summer Beacham Cabot .
    Beacham … Beacham … Den Namen hatte ich doch schon mal gehört. Ich versuchte, mich zu erinnern, aber ich hatte gerade andere Dinge im Kopf. Äußerst wichtige Dinge, die sich in den Vordergrund drängten. Als mein Blick erneut auf den riesigen Stapel mit den eisernen Zaunstäben und -pfählen fiel, die einmal Mr Cabots Zaun gewesen waren, verschwand Mrs Cabot mit Warp-Geschwindigkeit aus meinem Kopf. Mit einem Mal wusste ich genau, wie ich Sarah Jane befreien konnte. Und ich würde dafür keinen Schuh ins Haus setzen müssen.
    »Dein Onkel hat ein Wespennest von der Außenseite meines Schlafzimmerfensters entfernt …«, hörte ich Sarah Jane sagen. Autry war dazu auf eine Leiter gestiegen. Und genau das würde ich auch tun.
    Aber als ich wieder zu dem Stapel Eisenstäbe hinsah, schreckte ich zurück. Zweifel nagten an meinem Selbstvertrauen wie Kryptonit. Klar, in

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