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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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krampfhaft, mir nicht vorzustellen, wie ich Bagger gegen die Zapfsäulen schleuderte. Ich roch förmlich schon den Funken, der fliegt, wenn Metall gegen Metall schlägt, und spürte geradezu die Hitzewelle eines riesigen, explodierenden Feuerballs.
    »Hast du keinen Schlüssel oder so?«, fragte ich, nachdem Sarah Jane das Gebäude dreimal umrundet hatte. Der Kragen meines T-Shirts schnürte mir plötzlich den Hals ein. Und meine Kehle fühlte sich erst recht zugeschnürt an.
    »Nein, aber ich hab was anderes«, antwortete SJ. »Ich hab dich!« Sie zog grinsend die Augenbrauen hoch. Ich schaute von ihr zu den Gabelstaplern und dann zur Tankstelle und holte tief Luft.
    »Jetzt flipp bloß nicht aus, Ledge.« SJ sah, dass ich mir Sorgen machte. »Du hast verrückte Talente! Ich wette, du kriegst die Hintertür locker auf.«
    »Ich könnte locker den ganzen Block in die Luft sprengen«, antwortete ich. Vielleicht hatte ich zu viele Filme gesehen, aber ich wusste, dass ich niemals lässig würde meiner Wege ziehen können, wenn ich gerade irgendetwas angerichtet hatte. Nein, ich würde auf die Knie fallen und voller Angst zusehen, wie damals, als ich die Scheune ruiniert hatte. Oder wegrennen, wie immer.
    »Ledge! Hallo?« Sarah Jane wedelte mit der Hand vor meiner Nase herum, um meinen Blick von der Tankstelle abzulenken, die ich die ganze Zeit fixierte. »Menschenskind, Cowboy, reiß dich zusammen! Du warst ja völlig weggetreten.«
    Ich rieb mir mit einer Hand übers Gesicht. Zuerst vor Sarah Janes Haus und jetzt hier. Egal wie gut ich meinen Schimmer inzwischen kontrollierte, der Zweifel folgte mir überallhin wie ein dreibeiniger Hund. Autry hatte mich gewarnt, dass die Angst sich hinterrücks anschleichen konnte. Jetzt begriff ich, dass er Recht hatte: Die Angst würde nie weggehen. Ich fluchte laut.
    »Spar dir deine Energie für den Türriegel auf der Rückseite auf«, sagte SJ. Dann gab sie mir einen kräftigen Schubs.
    Der Türriegel, der die Hintertür sicherte, leistete wenig Widerstand und ließ sich schon aus zehn Schritten Entfernung zerlegen. »Hab ich dir erzählt, dass Mom schon mal einen bewaffneten Raubüberfall vereitelt hat?« Ich ließ nervös meine Fingerknöchel knacken. »Und jetzt schau mich an … Ich breche gerade hier ein. Mom wäre gar nicht stolz auf mich.« Sarah Jane lachte nervös auf, aber ich bekam nicht mal ein Lächeln zu Stande. Einen Moment fragte ich mich, ob ich so enden würde wie Tante Jules’ und Oma Dollops diebische kleine Schwester Jubilee, die jedes Schloss aufbekam und in aller Seelenruhe mitnahm, was immer sie wollte.
    »Irgendwann wandere ich noch ins Gefängnis«, murmelte ich und betrachtete kopfschüttelnd den zerbrochenen Riegel. Ich erinnerte mich daran, wie sich die Handschellen von Sundance Kid an meinen Handgelenken angefühlt hatten; so etwas wollte ich nicht noch mal erleben. Sarah Jane schien kein Problem damit zu haben, dass ich rätselhafte Fähigkeiten besaß. Ebenso wenig wie sie Probleme damit hatte, ihren Vorteil daraus zu schlagen. Aber das hier war nicht der Ledger Kale, den ich der Welt präsentieren wollte, dachte ich. Das war nicht das, wozu ich geschaffen war. Und wenn doch, stimmte mit mir tatsächlich was nicht.
    »Jetzt sei nicht so ein Drama-Lama, Ledge. Das Gebäude gehört meinem Vater, und ich bin bei dir. Wieso sollten wir da Ärger kriegen?« Aber ein Unterton in ihrer Stimme verriet, dass ihre Dreistigkeit womöglich nur vorgespielt war. »Komm, schnell.«
    Ich versuchte mich zusammenzureißen. Ich musste alles in meiner Macht Stehende tun, um Autry und den Zwillingen zu helfen, ihr Zuhause zu retten. Und wenn das Firmengebäude nicht SJs Vater gehört hätte, hätte ich den Riegel ja auch niemals kaputt gemacht.
    »Bist du sicher, dass wir hier einen Beweis dafür finden können, dass dein Vater Unrecht tut?«, fragte ich flüsternd, als wir eintraten. »Ich meine, mein Onkel schuldet deinem Vater doch Geld …«
    » Sicher bin ich nicht, nein«, antwortete SJ und rappelte an verschlossenen Türen, während wir einen schummrigen Flur entlanggingen.
    »Warum tun wir das dann?«, krächzte ich. »Und warum kümmert es dich überhaupt, was aus der Ranch wird?«
    »Es kümmert mich, weil sie etwas Besonderes ist«, erwiderte sie. Und dann fügte sie, ohne mich anzusehen, schnell hinzu: »Und weil du  … äh, mein Freund bist.« Einen Moment lang dachte ich, SJ hätte beinahe gesagt, dass auch ich etwas Besonderes sei. Ich wusste

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