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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Schlagzeile in einer Zeitung von Sarah Jane.
    Ich konnte nur beten, dass sie im Gefängnis auch Kunstkurse anboten.

31
    Mit einer schriftlichen Aussage hätte Sarah Jane den Sheriff spielend davon überzeugt, dass wir eine Räuberbande zufällig beim Einbruch in die Firma ihres Vaters erwischt und wer weiß wie viele von den gesichts- und namenlosen Übeltätern in die Flucht geschlagen hätten, bevor sie etwas klauen konnten. Allerdings war schon bald ziemlich klar, dass Sheriff Brown uns Kindern ohnehin nicht zutraute, mit einem alten Zirkus-Vorschlaghammer einen Tresor aufzubrechen. Der Sheriff wusste ja nicht, wozu ich fähig war.
    »Das ist jetzt eine unangenehme Situation für mich.« Brown machte ein finsteres Gesicht, während er uns hinten in seinen Wagen einsteigen ließ. »Ich sollte Mr Cabot erzählen, dass ihr dort wart. Aber es deinem Vater jetzt zu sagen, wo er doch ohnehin schon seine Abrissbirne durch Sundance schwingt … das scheint mir nicht gerade im Interesse der Stadt zu sein, Sarah Jane. Wer weiß, was er noch alles dem Erdboden gleichmacht, wenn er erfährt, in welche Gefahr du dich gebracht hast?«
    »Ich werde ihm nichts erzählen, wenn Sie es auch nicht tun, Sheriff«, bot SJ an. »Daddy geht wirklich ziemlich schnell an die Decke.« Nach einem kurzen, listigen Blick zu mir fügte sie hinzu: »Ist nicht auch der Schönheitssalon Ihrer Frau an meinen Vater verpfändet, Sheriff?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sarah Jane kannte wirklich überhaupt keine Skrupel.
    Der Sheriff brauchte eine Weile, um diesen Leckerbissen zu verdauen, dann sagte er: »Ich denke, wir können dich aus der Sache heraushalten, Sarah Jane. Schließlich möchte ich bei deinem Vater ungern den Eindruck erwecken, ich könnte nicht für die Sicherheit der Kinder in dieser Stadt sorgen.«
    SJ sollte also ungeschoren davonkommen; ich dagegen hatte nicht so viel Glück. Zwanzig Minuten später saß ich im Büro des Sheriffs, wartete darauf, dass Onkel Autry mich abholte, und sprach jedes Gebet, das mir einfiel, in der Hoffnung, Gott würde bei meinem Onkel ein gutes Wort für mich einlegen. Sheriff Brown hatte mich weder in eine Zelle gesperrt noch mir Handschellen angelegt. Aber er zwang mich dazu, eine Ewigkeit auf einem unbequemen Stuhl neben seinem Schreibtisch zu sitzen. Ich hörte, wie er einen Hilfssheriff damit beauftragte, den Tatort zu sichern, und einen zweiten zu Mr Cabot schickte, um ihn über den Einbruch zu informieren.
    Als Autry bei uns eintraf, war er sauer.
    Richtig sauer.
    Wenn Gott bei meinem Onkel ein gutes Wort für mich eingelegt hatte, war davon nichts zu merken. Wie sauer Autry war, war nicht an seiner Miene abzulesen oder seinen Worten zu entnehmen, sondern ich sah es an der schieren Menge riesiger gelb-schwarzer Wespen, die mit ihm hereingeflogen kamen, eine Gefolgschaft aus Stacheln und wütend vibrierenden Flügeln. Kaum waren sie drin, verteilten sie sich im ganzen Haus, knallten gegen die Fenster und umschwirrten Kaffeebecher und Colagläser. Sie schwebten über blau schimmernden Computermonitoren und streiften Post-it-Blöcke im Tiefflug.
    Irgendwo kreischte eine Frau laut auf. Auf der anderen Seite des Flurs verteilte ein Beamter ein ganzes Paket Kopierpapier im Raum, als er damit nach den Eindringlingen schlug. Doch Autry krümmte keinen Finger, um die fliegenden Horden zu bändigen, so groß war seine stille Wut. Ich bekam nicht mit, dass jemand gestochen wurde. Aber als eine der Wespen auf meiner Nasenspitze landete, dachte ich, ich würde der Erste sein.
    »Äh, könntest du mir mal bitte helfen?« Ich sah meinen Onkel an, ohne irgendetwas anderes als meine Augäpfel zu bewegen. Autry schaute ungerührt zurück. Dann nickte er der Wespe kurz zu und machte ein düster drohendes Gesicht. Ob der Blick mir galt oder der Wespe – wir schreckten jedenfalls beide hoch. Sie erhob sich von meiner Nase und flog schnell davon, während ich aufsprang, als hätte der Stuhl des Sheriffs selbst einen Stachel ausgefahren.
    Das Wespen-Chaos setzte sich ungehindert fort, solange Autry sich in einem anderen Zimmer mit dem Sheriff unterhielt. Als er schließlich zurückkam, schaute er grimmig und verzog keine Miene. Der Sheriff nickte einmal kurz in meine Richtung, dann führte Autry mich mit zweihundert Wespen im Schlepptau zum Ausgang.
    Gern hätte ich Autry von all den guten Dingen erzählt, die mir in letzter Zeit gelungen waren: von Omas Glas, meiner selbst gebauten Leiter, meinen Skulpturen auf dem

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