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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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fertig, also sagte ich nichts.
    »Ich habe Summer und Cam hier kennengelernt, als wir noch Kinder waren. Dein Großonkel Ferris hat das Gelände früher in den Sommerferien als Motel genutzt und lauter klapprige alte Hütten hier hingestellt.«
    »Großonkel Ferris, echt?«
    »Der Mann konnte selbst bei 35 Grad noch Rotz in Eiszapfen verwandeln!« Autry musste grinsen. »Dein Opa hat das Ganze dann renoviert und vergrößert, aber Ferris war der Besitzer. Wann immer wir zu Besuch kamen, rannten wir Kinder nach Sundance, wenn man uns wegließ … genauso wie jemand anders, den ich kenne.« Er räusperte sich und warf mir einen Blick zu, der halb Tadel, halb verlegenes Geständnis war.
    »So lernten Summer und ich Noble kennen«, fuhr er fort und richtete seinen Blick wieder auf das Zwangsvollstreckungsschild. »Noble war eigentlich ein netter Kerl, als wir jung waren. Vielleicht ein bisschen seltsam, aber wer war ich, dass ich da was gegen haben konnte? Damals war ich noch dabei zu lernen, die Raupen aus meinen Taschen und die Stechmücken aus meinen Unterhosen zu bekommen. Noble hat schnell durchschaut, dass wir anders waren. Summer hatte einen ganz unglaublichen Schimmer. Sie konnte alles in …«
    »Bäume verwandeln?«, unterbrach ich. Autry sah mich erstaunt an.
    »Das hast du wohl schon rausgekriegt, was?« Dann fügte er mit einem Seufzer hinzu. »Ich mit meinen Insekten und Summer mit ihren Bäumen … Noble sammelte schon immer gern Ungewöhnliches. Sogar, wenn es um Freunde ging.«
    Schaudernd stellte ich mir meinen Onkel als ein Kind vor, das unter einer Glasscheibe eingequetscht war.
    »Als Noble Summer heiratete, war seine Sammlung noch ziemlich unspektakulär«, fuhr Autry fort, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Steine, Briefmarken, Münzen. Aber er hat sie wirklich geliebt. Und Summer liebte ihn ebenfalls.«
    Ich verzog das Gesicht.
    »Es änderte sich alles, als Summer krank wurde, Ledge, sehr krank. Sie traf eine Entscheidung, die Noble nicht verstehen konnte, aber sie hoffte, ihn und Sarah Jane so in gewisser Weise doch nicht verlassen zu müssen. Noble war deswegen sehr wütend auf sie – einmal weil sie krank war und dann weil …«
    »Weil sie sich selbst in einen Baum verwandelt hat?« Ich wusste, dass es stimmte, obwohl ich diese Frage stellte. Die große weiße Birke, die das alte Haus in Sundance mit ihren Ästen umfing … dieser Baum war Summer Beacham.
    Wenn Autry verblüfft war, dass ich von selbst darauf gekommen war, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Ich habe ihre Entscheidung damals unterstützt«, fuhr er fort. »Was hätte ich auch sonst tun sollen? Summer lag im Sterben. Noble wollte, dass sie noch wartete, dass sie weiter kämpfte. Aber Summer wusste, dass sie nicht mehr genug Kraft haben würde, um diese Verwandlung zu vollziehen, wenn sie es noch länger aufschob. Sie wusste ja nicht einmal, ob es überhaupt gelingen würde. Summer konnte so gut wie alles in Bäume verwandeln … Blechdosen, Steine, sogar den Glück bringenden Baseballhandschuh ihres Bruders Cam. Du kennst doch die große Pappel unten am Fluss?« Autry sah, wie ich große Augen bekam, und lächelte wehmutsvoll. »Aber sich selbst …?« Er schüttelte den Kopf und lächelte noch immer, obwohl ihm Tränen in die Augen traten. Es dauerte einen Moment, bevor er weitersprach.
    »Ich blieb bei ihr, bis Summers letztes Blatt sich zitternd am Baum entfaltete, um das Sonnenlicht einzuatmen. Dann warf Noble mich von seinem Grundstück, und das war’s. Er sagte mir klipp und klar, er wolle nicht, dass Sarah Jane mit mir, meinen Töchtern, der Ranch oder sonst wem, der einen Schimmer hat, in Berührung kommt, und dass ich gut daran täte, das zu beherzigen; schließlich hatte ich ihm mein Land überschrieben, als ich Geld für das Insektenhaus brauchte. Wir waren Freunde, als wir die Papiere aufsetzten und ich sie unterschrieb. Damals war es für uns nichts weiter als eine Formalität. Aber kaum hatte Summer ihre letzten Äste und Zweige ausgebildet, da reichte ein Blick auf Noble, um zu wissen, dass es ein Fehler gewesen war, dieses Geld von ihm zu leihen – ein Fehler, der sich eines Tages bitter rächen würde.«
    Autry drehte sich zu mir.
    »Wusstest du, dass ich in all den Jahren, in denen mich Spinnen, Käfer und andere Insekten umschwirren, noch nie gestochen wurde? Nicht ein Mal! Also dachte ich wohl, ich wäre vor Angriffen aller Art sicher.«
    »Rocket hat gesagt, verwundete Tiere können

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