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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Schrottplatz und davon, dass ich meine Angst in den Griff bekommen hatte und meinen Schimmer mit etwas mehr Fingerspitzengefühl einsetzte – ach was, mehr als nur etwas. Sogar richtig viel. So wie er es sich gewünscht hatte, als ich es mir selbst noch nicht vorstellen konnte.
    Und mehr als alles andere wollte ich ihn über Summer Beacham ausfragen, über Mr Cabot … und über Sarah Jane. Ich verstand das nicht; wenn Mr Cabot in eine Schimmerfamilie eingeheiratet hatte, warum hasste er uns dann? Und warum hielt er so vieles vor Sarah Jane geheim?
    Aber als ich draußen vor dem Büro des Sheriffs in Autrys Wagen stieg, war mein Onkel immer noch so sauer wie eine unreife Zitrone, und ich wusste, dass dies weder der Ort noch die Zeit für solche Fragen war.
    Es dauerte nicht lange, da vermisste ich das Summen der Wespen, die wir zurückgelassen hatten; Onkel Autrys stille Wut wurde unterwegs zur reinsten Folter. Als wir uns schließlich der Ranch näherten, war das Schweigen zwischen uns unerträglich geworden – so unerträglich, dass ich beschloss, es zu brechen.
    »Ich glaube, Sarah Jane Cabot hat einen Schimmer.«
    Autry trat so heftig auf die Bremse, dass sein Pick-up ins Schleudern geriet und dann mit abgewürgtem Motor genau vor dem Zwangsvollstreckungsschild stehen blieb.
    »Was redest du da, Ledge?«, fragte Autry tonlos, ohne mich anzusehen. Zu tonlos, als dass ich ihm glaubte, er wüsste wirklich nicht, wovon ich sprach.
    »Sarah Janes Mutter, Summer. Sie hieß Beacham mit Nachnamen.«
    Da Autry nichts sagte, redete ich gnadenlos weiter.
    »Die Beachams kamen früher auch hierher, oder? Mom hat gesagt, du hättest mit einem von ihnen zwischen den Kakteen gerauft …«
    »Mit Cam.« Autry nickte, starrte aber weiter geradeaus. »Cam Beacham war Summers großer Bruder.«
    »Und … heißt das, dass wir mit Sarah Jane verwandt sind? Sind die Beachams auch Nachfahren von Eva Mae?« Diese Fragen schienen meinen Onkel wachzurütteln. Er schnaubte und deutete ein schiefes Lächeln an.
    »Tut mir echt leid, Ledge, aber dein Opa hat diese ganze Geschichte nur erfunden. Es gab überhaupt keine Eva Mae Eldorado Zwei-Vögel Zaster.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Als deine Mutter, Tante Jenny und ich noch klein waren, war der erste Urahn mit einem Schimmer noch ein Mann mit Hasenzähnen namens Bullthorn Johnston. Er ließ eines Tages ein Dutzend Kekse fallen, und sie kullerten über die Ebene davon. Als sie schließlich ausrollten, waren so viel Schmutz und so viele Steine an ihnen kleben geblieben, dass sie zu den Rocky Mountains geworden waren. Wenn man deinem Opa glaubt, hat der alte Hasenzahn, weil er ja noch hungrig war, ein Stück aus der Spitze eines Berges herausgebissen und hatte danach für alle Zeit außergewöhnliche Talente; Talente, die er an seine Kinder weitergab … und an seine Kindeskinder … und so weiter.« Autry rasselte die Geschichte runter, als würde er Steine aus seinem Schuh kippen.
    »Es gab überhaupt keine Eva Mae?« Ich muss enttäuscht geklungen haben, denn Autry drehte sich endlich zu mir hin. Sein Gesicht blieb ernst, aber es flackerte kurz Bedauern darin auf, was seine Züge etwas weicher machte.
    »Wer weiß, Ledge«, sagte er seufzend. »Ich meine, wer kann das schon sagen? Soweit ich weiß, war Bullthorn Johnston einer von Eva Maes verschollenen Brüdern. Aber keiner von ihnen hat je hier auf der Ranch gelebt – auch wenn dieser Flecken Land tatsächlich seit Jahren im Besitz unserer Familie ist.«
    »Also ist Sarah Jane nicht meine Cousine oder irgendwas in der Art?«, fragte ich mit Schweißperlen auf der Stirn.
    Autry verkniff sich ein Lachen. »Nein, Sarah Jane ist nicht deine Cousine, Ledger. Und ihre Mutter war auch nicht meine Cousine.«
    Erleichtert wischte ich mir den Schweiß von der Braue.
    »Was die Beachams betrifft«, fuhr er fort, »nehme ich an, dass sie vielleicht vor langer Zeit einmal mit uns verwandt waren. Aber heute sind die Beachams einfach eine andere Schimmerfamilie wie die Danzingers oder die Kwans oder die Paynes. Es gibt viele von uns, Ledge. Manche kennen wir und manche nicht. Aber diese Ranch war schon immer ein Zufluchtsort, auch für die, die nicht mit uns verwandt sind.« Autry schaute wütend auf das Zwangsvollstreckungsschild, bevor er hinzufügte: »Zumindest war sie das bislang immer.«
    Ich wollte Onkel Autry erzählen, wie leid es mir tat, dass jetzt meinetwegen alles den Bach runterging. Aber er war noch nicht

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