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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Beispiel durch Ertrinken umgekommen, haben sie in ihrem neuen Leben häufig eine ausgeprägte Angst vor Wasser. Verloren sie ihr Leben bei einem Autounfall, haben sie Angst zu fahren. Eine starke Phobie kann also – infolge Stevenson – ihre Ursachen in einem früheren Leben haben. Wovor würde Bergmanns Frau Angst haben, wenn sie wiedergeboren wurde? Vor Messern? Oder vor heimlichen Geliebten?
    Adam Bergmann verdrängte die Gedanken. Sein Leben drehte sich um Silke. Darum, sie zu retten und aus dem mentalen Gefängnis zu befreien, in dem sie gefangen gehalten wurde. Ja, so sah er das. Was er tat, war nichts anderes, als einen Ausbruch vor zubereiten. Silkes Schicksal war das Einzige, was für ihn noch von Bedeutung war. Bergmann musste endlich den Zeugen erreichen, der ihm den Mörder zeigen konnte. Ein Zeuge, der sich drüben auf der anderen Seite befand.
    Die Frau war nicht mehr auf dem Balkon zu sehen. Er stieg aus dem Auto und ärgerte sich über seine Unachtsamkeit. Bergmann zögerte. Sollte er einfach klingeln? Aber was sollte er dann sagen? Es war verdammt spät. Trotzdem wäre das vielleicht eine Möglichkeit. Er könnte sogar die Wahrheit sagen: Ich bin Schlafforscher und habe Ihren Mann in Verbindung mit dem Fall getroffen, an dem er arbeitet. Er hat mir von Ihren Schlafproblemen berichtet und mich gebeten, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Die späte Uhrzeit konnte er sicher irgendwie entschuldigen. Mit jemandem, den er im Haus kannte, oder dass er zufällig vorbeigekommen war und gesehen hatte, dass sie noch wach war. Sie würde ihm vermutlich die Tür öffnen – aber das Risiko war trotzdem zu groß. Was, wenn sie nicht allein zu Hause war? Es musste eine bessere Möglichkeit geben.
    In diesem Moment ging die Haustür auf, und sie trat auf die Straße. Dieses Mal zweifelte Adam Bergmann nicht: Es war Hannah Lund. Ihr Gesicht kannte er von den Fotos auf der Home page des Niels-Bohr-Instituts. Sie blieb unter einer alten Straßen laterne stehen, und ihm fiel auf, dass sie etwas in der Hand hielt. Was war das? Genau erkennen konnte er es nicht. Eine Schachtel? Er war etwa dreißig Meter entfernt, stand neben seinem Auto und sah zu ihr hinüber. Eine Sekunde der Panik packte ihn. Er musste etwas tun. So aussehen, als wäre er mit irgendetwas beschäftigt. Sonst war das verdächtig. Menschen standen nicht einfach tatenlos mitten auf einem Parkplatz. Er nahm sein Handy aus der Tasche und gab vor, eine SMS zu schreiben, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. Sie drehte sich nach links. Bewegte sich schnell und zielsicher. Mit leicht nach vorn gebeugtem Gang, den Blick starr auf etwas gerichtet – war das ein Buch? Ja, jetzt erkannte er es genau. Sie schien tatsächlich beim Gehen zu lesen. Das waren gute Neuigkeiten, dachte er. Das machte sie unaufmerksam. Damit sollte es leichter sein, sie in seine Gewalt zu bringen. Er folgte ihr. Hielt sich etwa zehn Meter hinter ihr, den Arztkoffer in der Hand. Sechs unterschiedlich starke Betäubungsmittel. In hohen Dosen. Genug, um einen erwachsenen Mann über Tage hinweg zu betäuben. Aber wie sollte er vorgehen? Neue Idee: Er wollte zurückgehen und ihr mit dem Auto folgen. Neben ihr anhalten und sie irgendetwas fragen. Vielleicht nach dem Weg. Oder so tun, als würde er sie wiedererkennen. Und wenn sie dann zu ihm herüberkam, würde er sie ins Auto stoßen und wegfahren. Nein. Dafür waren zu viele Menschen auf der Straße. Und er durfte sie nicht unterschätzen. Diesen Fehler wollte er nicht noch einmal begehen. Sie ging über die Straße auf den anderen Bürgersteig. Er folgte ihr. Schlug sich die Idee mit dem Auto aus dem Kopf. Vielleicht bot sich ja irgendwo eine unerwartete Möglichkeit? Er war jetzt fünf Meter hinter ihr. Vier. Sie war von dem Buch vollkommen gefangen. Mehrmals wäre sie fast gegen einen Laternenpfahl, einen Mülleimer gelaufen. Drei Meter. Zwei. Er war jetzt so dicht hinter ihr, dass er sie berühren konnte, wenn er den Arm ausstreckte. Ihre Haare, ihre nackte Schulter, ihren Nacken oder ihre Arme. Es war nur allzu verständlich, wieso der Polizist sich in sie verliebt hatte. Ihr Gang war attraktiv, trotz der etwas ungelenken Bewegungen. Oder viel leicht gerade deshalb?
    Ihre Schritte hatten eine seltsame Leichtigkeit. Die lautlose Zielstrebigkeit sprach ihn an, und ihre Haut war glatt und hellbraun. Begierde . War es wirklich das, was er fühlte? Wollte er – nein, er schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Dann sah er den Park, auf den

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