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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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einen unterdrückten Fluch ausstieß und mit hämmerndem Herzen bis dreißig zählte, ehe sie in Richtung Stufen pirschte. Ja! Sie hatten die Tür angelehnt. Eilig schlüpfte sie hinein und spürte das vertraute Prickeln des Abenteuers; nur dass sie diesmal nicht verbotenerweise in einer Bibliothek herumstöberte. Diesmal war es anders: Wenn die Vampire sie erwischten, würden sie sie garantiert töten.
    Tja, ich sollte lieber zusehen, dass es nicht soweit kommt , dachte sie und ging die Stufen hinunter ins Untergeschoss. Falls Gabriel sich hier aufhielt, wurde er bestimmt irgendwo festgehalten; April hatte genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass Gefangene üblicherweise in den Keller gesperrt wurden, wo sie an den Gitterstäben rüttelten und nach ihren Anwälten riefen.
    Aber das hier ist kein Film , ätzte die Stimme in ihrem Kopf. Sondern die knallharte Realität .
    »Halt die Klappe«, flüsterte sie und bog in einen dunklen Korridor: die Labore. In jeder Tür war ein Fenster eingelassen. Neugierig spähte April durch das erste mit der Aufschrift »Chem 104«. Nichts. Nur eine Handvoll Bunsenbrenner. Sie versuchte ihr Glück beim nächsten, dann beim übernächsten. Wieder nichts. Nur leere dunkle Räume mit merkwürdigen Apparaturen. Eine der Türen am Ende des Korridors war unverschlossen. Mist, bloß ein Lagerraum. Gerade als sie kehrtmachen wollte, summte ihr Telefon. April hatte zwar auf Vibration gestellt, trotzdem stieß sie einen unterdrückten Schrei aus, schlüpfte eilig in die Kammer und zog die Tür hinter sich zu.
    »April, Gott sei Dank«, stieß Caro atemlos hervor. »Ich bin im Krankenhaus und …«
    »Nicht jetzt, Caro«, zischte April. »Ich bin … beschäftigt.«
    »Wo bist du?«, fragte Caro argwöhnisch.
    »Im Keller von Ravenwood, inmitten von Millionen Vampiren, deshalb kann ich jetzt nicht mit dir plaudern.«
    »Du bist in der Schule? Was um alles in der Welt hast du denn dort zu suchen?«
    »Chessy hat mir erzählt, die Vampire planen ihren großen Coup für heute Abend und halten eine Art Kriegsrat ab. Hier, in Ravenwood.«
    »Scheiße. Ist Gabriel bei dir?«
    »Nein, eigentlich hatte ich gehofft, dass ich ihn hier finde.«
    Caro schwieg einen Moment.
    »April?«
    »Was?«
    »Lass dich nicht erwischen.«
    April schnitt eine Grimasse und legte auf. Vorsichtig öffnete sie die Tür und schlich auf Zehenspitzen den Korridor entlang bis zu Raum »Audio Vis 108«. Es war zu dunkel, um viel zu erkennen, aber das Equipment sah eindeutig nach Hightech aus. Unter den Fenstern standen mehrere Computer und eine Weißwandtafel. Moment, was ist das?
    Sie registrierte irgendetwas Farbiges, wie eine Reflexion auf Glas. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie in den Raum und machte ein paar mit der Wand verbundene Drähte und eines dieser altmodischen Mikrofone aus, wie man sie von Sängern in Bars kannte. War das ein Tonstudio? Keine Ahnung. Jedenfalls war dort irgendetwas, in der Ecke, ein dunkler Schemen.
    »Was zum Teufel ist das?« Sie presste die Nase gegen die Glasscheibe. Das konnte doch nicht …
    Die Tür war abgeschlossen. Ja, klar, wäre ja sonst auch zu einfach , dachte sie.
    April ging zu dem kleinen Lagerraum zurück und sah sich nach irgendeinem Hilfsmittel um, womit sie in den Raum gelangen könnte. Ein kaputter Bürostuhl – nein, viel zu groß, außerdem war er zu schwer. Dahinter stand ein Eimer mit einem Wischmopp darin. Zu leicht.
    »Bingo!« Sie zog etwas Langes aus der Ecke – eine aufgerollte Projektionswand aus Metall. Perfekt.
    Oh Gott, ich kann nur hoffen, dass das funktioniert , dachte sie und schwang sich das Ding über die Schulter. Sie kehrte zu Raum 108 zurück und rammte die Projektionswand mit voller Wucht in die Fensterscheibe in der Tür. Sie knackte zwar und war von einem Netz aus Rissen bedeckt, zerbarst jedoch nicht. Sicherheitsglas. Verdammt. April sah sich um. Der Aufprall des Metalls auf dem Glas hallte zwar wie ein Pistolenschuss von den engen Wänden wider, doch sie konnte es nicht ändern. Sie wich zurück und versuchte es ein zweites Mal. Ihr Arm zitterte vor Anstrengung. Diesmal zerbarst die Scheibe mit einem lauten Klirren. Bestimmt hatte es jemand gehört, aber davon durfte sie sich jetzt nicht aufhalten lassen. Sie schwang sich hoch, zwängte sich durch die Lücke und landete mit dem Kopf voran in dem Raum.
    »Gabriel!«, rief sie und rappelte sich auf. »Gabriel, bist du das?«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte entsetzt die

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