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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Diktator.«
    »Mit Größenwahnsinn hat das rein gar nichts zu tun, Prinzessin«, herrschte er sie an. »Es ist absolut logisch, dass wir regieren sollten. Wir sind in jeder Hinsicht überlegen – wir sind stärker, schneller, intelligenter.«
    »Du vielleicht, aber ich bin nur eines der armen Viecher, die darauf warten, angezapft zu werden. Ich gehöre zu den Blutern, schon vergessen?«
    »Nein, Prinzessin, das tust du nicht. In deinen Adern fließt königliches Blut. Du bist etwas ganz Besonderes.«
    »Aber wieso nimmst du nicht Mum? Sie wurde als Vampir geboren. Wieso setzt du sie nicht auf den Thron?«
    »Sie hat sich von mir abgewandt.« Seine Wut war unübersehbar. »Ich habe ihr die Hand hingestreckt, ihr die Krone angeboten, aber sie hat mir ins Gesicht gespuckt. Ich sei völlig verrückt, hat sie gesagt. Aber ich wusste immer, dass du eines Tages zu mir kommen würdest.«
    Er streckte die Hand aus, um ihr übers Haar zu streichen, doch April wich zurück.
    »Nein, Grandpa!« Wieder wandte sie sich den Doppeltüren zu. »Ich will das alles nicht. Nichts von alldem.« Sie musste hier raus; raus aus dieser Falle, in die er sie gelockt hatte. Sie musste Gabriel finden, ihn an der Hand nehmen und weglaufen, ganz weit weg, irgendwohin, wo für diesen Irrsinn kein Platz war. Gerade als sie die Tür öffnen wollte, drückte Thomas sie zu.
    »Du wirst dich nicht auch noch von mir abwenden, Prinzessin«, sagte er. Es war eine unüberhörbare Drohung. »Ich habe deine Mutter aufs Abstellgleis geschoben, und dasselbe kann ich jederzeit auch mit dir tun.«
    April sah ihn an. Sie war hin und her gerissen. Er war ihr Großvater, ihre Familie. Und er war krank. Aber sie liebte auch Gabriel, und er brauchte ihre Hilfe.
    »Ich weiß, dass du mich brauchst, Grandpa«, sagte sie. »Aber was ist mit den Leuten, die in deine neue Welt nicht hineinpassen? Was ist mit meinen Freunden, mit den Vampiren, die mit alldem hier nichts zu tun haben wollen?«
    »Du meinst diesen Gabriel, stimmt’s?«
    »Ja. Ich liebe ihn, Grandpa. Ich weiß, dass du das nicht verstehst, aber es ist so.«
    Thomas’ Züge verhärteten sich.
    »Vergiss ihn, Prinzessin. Er tut dir nicht gut.«
    Wut brandete in April auf. Man hatte sie belogen, manipuliert, herumgeschoben, und nun war Gabriel Opfer von irgendwelchen verrückten Experimenten geworden? Sie hatte keine Ahnung, was in diesem Keller passierte, jedenfalls hatte er schweren Schaden genommen, so viel stand fest. Und niemand tat dem Mann weh, den sie liebte.
    »Ich bestimme selbst, wer und was mir gut tut und was nicht«, gab sie zurück und sah Thomas in die Augen. »Und diesen Prinzessinnen-Blödsinn kannst du dir abschminken, bis ich sicher bin, dass es ihm gut geht.«
    »Nun gut«, sagte Thomas. »Wenn du es so haben willst.«
    Er trat auf den Korridor. Sie hörte ihn mit Dr. Tame sprechen.
    Wenig später öffneten sich die Türen, und Dr. Tame erschien mit Gabriel. Er schleppte ihn zu einem der Stühle, setzte ihn hin und trat zurück. Gabriels Kopf rollte nach hinten, und seine halb geöffneten Lider flatterten. »Was haben Sie mit ihm angestellt?«, rief April, ging neben ihm in die Hocke und legte ihm die Hand auf die Stirn. Er glühte förmlich, als hätte er hohes Fieber.
    »Los, raus mit der Sprache!«, schrie sie. »Was ist mit ihm?«
    »Er ist ein Komplettausfall«, antwortete Tame mit einem Blick in Thomas’ Richtung. »Ein fehlgeschlagenes Experiment. Eigentlich sollte er Soldat sein, aber Soldaten sind dafür geschaffen, Befehle auszuführen. Was dein kleiner Freund aber nicht konnte.«
    April hob abrupt den Kopf. Natürlich! Grandpa Thomas war der König, Gabriels geheimnisvoller Meister und derjenige, der den armen, kummergebeutelten Studenten nach dem Tod seiner geliebten Freundin in ein Geschöpf der Nacht verwandelt hatte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Denn wenn das stimmte, würde Gabriel niemals frei sein.
    »Du hast ihn verwandelt? Du?«
    Thomas lachte bitter. »Und seither ist er mir ein ständiger Dorn im Fleisch. Ich hätte ihn gleich töten sollen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.«
    »Wieso hast du es dann nicht getan?«
    »Weil ich eine Armee brauchte. Ich wollte ein Bataillon aus perfekten Killermaschinen auf die Beine stellen, das dieses gottverdammte Land gewaltsam einnimmt.«
    »Du hast Gabriel als … als Versuchskaninchen missbraucht?«
    Thomas wandte den Blick ab, und seine Stimme wurde eine Spur weicher.
    »Es war eine goldene

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