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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Zeit, Prinzessin. Die Wissenschaft hatte gerade begonnen, den Planeten zu erobern. Dank der Elektrizität, ihrer Flotte und ihren Truppen hatte Victoria das größte Empire aller Zeiten aufgebaut. Und mit den Fortschritten bei der Entwicklung von Medikamenten, in der Chirurgie und sogar der Psychologie eröffnete sich die perfekte Gelegenheit, um das Rad der Geschichte zu drehen, das Pendel in unsere Richtung schwingen zu lassen.«
    »Was hast du dort unten mit Gabriel angestellt?«
    »Neuroendokrine Disassoziation«, verkündete Tame voller Stolz. »Daran arbeite ich bereits seit geraumer Zeit. Die Idee ist, in den Kopf des Subjekts einzudringen und es komplett umzumodeln, es all seiner Ängste und Gewissensbisse zu berauben. Im Lauf der Jahre haben die sogenannten Berater deines Großvaters alles versucht: Halluzinogene, Tiefenhypnose – und bei allem Respekt, aber nichts davon hat funktioniert. Ehrlich gesagt waren die ersten Versuche die reinste Katastrophe. Sie haben Whitechapel in ein Blutbad verwandelt.«
    »Whitechapel?«, wiederholte April entsetzt. »Sie wollen damit sagen, dass Gabriel … Jack the Ripper ist?«
    Tame gab ein hohes Kichern von sich. »Das nicht. Diese Morde wurden von Vampiren begangen, von frühen Prototypen unserer Armee, die in einem Feldversuch hinausgeschickt wurden, wenn man es so bezeichnen will. Aber dein Freund hier, nun ja …«
    »Er hat versucht, mich zum Narren zu halten«, unterbrach Thomas scharf. »Eine Art kleinkarierter Rache, weil seine kleine Freundin gestorben ist. Er hat meine Soldaten getötet, einen nach dem anderen, und hat ihre Leichen herumliegen lassen, damit jeder sie sehen kann. Aus diesem Grund behalte ich ihn ständig im Auge und werde ihn niemals in Ruhe lassen. Das ist die Strafe dafür, dass er sich gegen mich aufgelehnt hat.«
    »Ihn bezeichnest du als kleinkariert?«, blaffte April. » Du bist doch derjenige, der seit hundert Jahren einen Groll gegen ihn hegt, nur weil er nicht nach deiner Pfeife getanzt hat, verdammt.«
    »Ich habe schon Schlimmeres mit Leuten angestellt, die sich geweigert haben, meine Sichtweise zu akzeptieren.« Thomas’ Lippen kräuselten sich verächtlich.
    »Meinen Vater, zum Beispiel?«
    Erst jetzt gestattete sie sich den Gedanken an ihn. Wie hatte sie es die ganze Zeit geschafft, ihn zu verdrängen? Er lag doch so nahe. Andererseits entpuppte sich praktisch alles Unmögliche, Groteske und Abscheuliche heute Abend als wahr. Weshalb also nicht auch das?
    »Dein Vater?« Einen Moment lang schien Thomas’ Arroganz zu verfliegen.
    »Ja, mein Vater. William Dunne. Der Mann, dessen Ermordung du angeordnet hast.«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Nein, Prinzessin, ich habe seine Ermordung nicht angeordnet.«
    April verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Und ich nehme an, du wusstest auch nichts davon, ja? Das ist doch Schwachsinn, Grandpa. Du bist der Vampirkönig. Wer würde deinen Schwiegersohn töten, ohne dass du ihn angewiesen hast?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe niemanden zu eurem Haus geschickt, damit er ihn tötet«, erklärte Thomas.
    »Wieso ist er dann trotzdem tot?« April sah ihrem Großvater in die Augen, bis er den Blick abwandte.
    »Dachte ich es mir doch.« April wandte sich zu Gabriel um, packte ihn am Hemd und versuchte ihn zum Aufstehen zu bewegen. »Komm, Gabe, ich bringe dich hier weg.« Doch es war, als versuche man, einen nassen Kartoffelsack hochzuwuchten.
    »Bitte, Gabe«, flehte sie und blickte in seine halb geschlossenen Augen. »Hilf mir. Ich schaffe es nicht allein.«
    Thomas trat zu ihr.
    »Gabriel«, sagte er leise.
    Unvermittelt schlug Gabriel die Augen auf und sah ihn an.
    »Steh auf, Gabriel!«
    Gabriel sprang auf. April starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Grandpa, was tust du da?«, fragte sie, doch Thomas beachtete sie nicht.
    »Heb die Hände.«
    Gabriel gehorchte.
    »Und jetzt leg sie Dr. Tame um den Hals und drück zu.«
    »Was? Nein!«, rief der Rektor, doch Gabriels Finger hatten sich bereits um seinen bleichen Hals gelegt und drückten zu. Tame öffnete den Mund. Erstickte Laute drangen aus der Tiefe seiner Kehle.
    »Hör auf, Gabriel«, rief April und packte seine Hände, doch er ließ nicht von Tame ab. Inzwischen schienen Tames Augen in den Höhlen nach hinten zu kippen. April wandte sich Thomas zu. Sie mochte nicht gerade ein Fan des Rektors sein, aber sie konnte unmöglich dastehen und ihm tatenlos beim Sterben zusehen.
    »Mach, dass er aufhört!«, schrie

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