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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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übermittelt. Er wird die irdische Regierung warnen, sobald der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Nebenbei, er berichtet, daß sich die Zahl der im Weltraum lebenden Menschen in den vergangenen fünfzig Jahren seit unserem Abflug erneut verdoppelt hat. Nun, solange die Erde und ihre Kolonien unter dem persönlichen Schutz meines Bruders stehen, brauchen sie sich vor dem Eindringling nicht zu fürchten.«
    »Danke«, entgegnete Matchett ein wenig verärgert. »Nett von euch beiden! Ohne euch wäre die Menschheit ja schon längst den Unbilden der Natur erlegen.«
    »Laß dir darüber keine grauen Haare wachsen«, tröstete ihn der Mutant. »Eines Tages werdet auch ihr den Kinderschuhen entwachsen sein.«
    Abrupt wechselte er das Thema. »Du hast übrigens eine Verehrerin an Bord, mein Lieber. Gratuliere! Gar nicht schlecht, doch ob du damit fertig werden wirst?« Matchett starrte verdutzt auf den Tank. »Das ist mir neu – gelinde gesagt! Wer ist’s denn?«
    »Dr. Borowskaja. Was sie wohl in dir sieht …?«
    »Ursula Borowskaja?« Matchett erinnerte sich an die dunkelblonde Wissenschaftlerin im Auditorium. »Eine Transplantchirurgin aus der medizinischen Abteilung. Außerdem Präsidentin des Literaturklubs an Bord. Bin ihr schon einige Male begegnet – eine faszinierende Persönlichkeit. Na so was! Kannst du ihre Gedanken lesen …?«
    »Darüber spricht ein Gentleman nicht.«
    Damit war das Gespräch beendet.
    Noch immer ein wenig verstimmt und verblüfft zugleich, nahm Matchett den Schlüssel an sich und verließ die Abteilungsräume.
     

 
6.
     
    Mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit »raste« das Expeditionsschiff TELLUS durch die schwarze Unendlichkeit zwischen den Milchstraßen. Von Sekunde zu Sekunde stieg seine Geschwindigkeit weiter an, und während auf den Schiffschronometern Minute um Minute verstrich, fraß es buchstäblich Lichtjahr um Lichtjahr. Seine Flugbahn, relativ zum Koordinatensystem der heimatlichen Galaxis, wo mittlerweile Jahrzehnt um Jahrzehnt verging, war schnurgerade.
    Die Tage wurden zu Wochen und die Wochen zu Monaten. Immer näher rückte das Spiralgebilde des fernen Nebels heran. Über hunderttausend Lichtjahre im Durchmesser, gewann es allmählich an Größe. Im hellen Glanz von Milliarden und aber Milliarden von Sonnen erstrahlte es in unendlicher Pracht und hob sich mit zunehmender Größe in feiner, zarter Filigranarbeit vom nachtschwarzen Hintergrund des Raums ab. Noch befand sich M-31 zu weit entfernt, als daß die Teleskope die Mehrzahl der rund 400 Milliarden fremden Sonnen aufzulösen vermochten. Aber mit jedem verstreichenden Tag traten mehr und mehr strahlende Nadelköpfe hervor.
    Der kosmische Sektor, den das Milchstraßensystem M-31 NGC 224 ausfüllte, wuchs in zunehmendem Maß. Es kam der Tag, an dem sich das Gebilde durch den ganzen Raum vor dem Bug der TELLUS erstreckte. Es verlor seine deutliche Spiralform und wurde zu einem hellstrahlenden Sternenhimmel, der von nahen und fernen Sonnen glitzerte. Das Expeditionsschiff befand sich zu diesem Zeitpunkt noch einige tausend Lichtjahre von seinem Rand entfernt, aber als die Wochen verstrichen, wuchsen die ersten großen Sterne der fremden Galaxis vor ihm auf.
    Douglas Matchett, der aufmerksam eine von der astronomischen Abteilung zusammengestellte Serie von photographischen Platten betrachtete, die in regelmäßigen Abständen exponiert worden waren und dank der endlichen Geschwindigkeit des Lichtes die Entstehungsgeschichte von ganzen Sonnensystemen zeigten, stellte fest, daß die Sonnen mit stetig abnehmender Entfernung nicht nur wuchsen, sondern auch voneinander zu fliehen schienen. Die wirklichen Entfernungen zwischen ihnen traten deutlicher zu Tage.
    Die TELLUS trat in die Randgebiete der Milchstraße ein, und die Zahl der Sonnen, die in ihrer näheren Umgebung verstreut lagen, war noch äußerst gering. Die eigentliche Zusammenballung der Sterne begann erst nach den nächsten zweihundertfünfzig Lichtjahren. Da die TELLUS in der Peripherie des Spiralnebels einflog, bildeten sie eine linsenförmige Ansammlung von strahlenden Stecknadelköpfen, die sich in der Gegend des Mittelpunkts der Galaxis zu einem dichten Haufen konzentrierten.
    Das diskusförmige Expeditionsschiff beschrieb eine vom Computer sorgfältig berechnete Kurve entlang einer Gravitations-»Böschung« in der gekrümmten Raumzeit und raste auf den fernen Stern zu, der sich vor den Bug des riesigen Gefährts schob.
    Am fünften Tag nach dem

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