Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
Vom Netzwerk:
»Vermute, daß es sich über das fremde Sternenschiff handelt. Habe ich recht, Doug?«
    »Wie immer«, bestätigte Matchett ruhig, aber sein Gefühl des Frösteln kehrte zurück. Die Tatsache, daß King mit dem Bordcomputer zusammengeschaltet war und in synergistischer Symbiose mit ihm zusammenarbeiten konnte, erklärte nicht, warum seine Wahrnehmung über die vom Computer entnommenen Informationen weit hinaus ging. Schon oft zuvor hatte es sich gezeigt, daß die Mutanten über die Vorgänge in ihrer Umgebung auf das genaueste unterrichtet zu sein schienen. Dies legte die Möglichkeit nahe, daß sie nicht nur über die Fähigkeit der telepathischen Verständigung verfügten, sondern auch über eine Art außersinnliches Wahrnehmungsvermögen, das etwa mit dem alten Begriff des Hellsehens gleichzusetzen war. Vielleicht aber erfuhren sie die Vorgänge in ihrer Umgebung nicht durch hellseherische Fähigkeiten, sondern einfach dadurch, daß sie die Gedanken Matchetts »lasen«. Oder gab es etwa noch einen anderen Weg?
    Matchett dachte an die übermenschlichen Denkprozesse der Mutanten und an die Möglichkeit, daß diese durch holographische Modelle im Geist der Brüder eine akkurate Nachbildung der Wirklichkeit durchsimulieren und damit Vorgänge ihrer Umwelt parallel oder im voraus »berechnen« konnten.
    »Leider«, fuhr die Stimme des Mutanten fort, »ist das Problem nicht so einfach. Soweit ich es bereits absehen kann, ist die Entscheidung des Kapitäns im Augenblick die einzig richtige. Wir müssen die Heimatwelt der fremden Rasse aufspüren, um die Kräfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ich glaube, es wird einige Kämpfe geben. Du tätest gut daran, wenn du dich mal ein wenig mit dem Pilotenteam der TELLUS unterhältst und dir von den Burschen die Funktion der einzelnen Steuerkontrollen und ihre Zusammenarbeit mit dem Schiffscomputer erklären läßt.«
    Matchetts Verblüffung war vollkommen. Er konnte nicht daran zweifeln, daß der Mutant im Ernst sprach, aber das, was seine Worte ausdrückten, war ungeheuerlich. Aus welchem Grund sollte er, ein junger Wissenschaftler an Bord eines Schiffes, das über tausend andere, zum Teil fähigere Menschen beherbergte, die Navigation des riesigen Schiffes erlernen?
    »Sag mal, Chet, worauf bist du aus? Hast du irgendeinen besonderen Grund für deinen Rat?«
    Der Mutant ging nicht auf die Frage ein. »Das eigentliche Problem ist weder das fremde Sternenschiff, noch seine Bewaffnung«, sagte er. »Natürlich zählt dies letzten Endes auch, aber in erster Linie müßt Ihr euer Augenmerk auf die Besatzung richten. Eine recht eigentümliche Besatzung, wenn ich so sagen darf.« King lachte leise.
    Matchett richtete sich auf.
    »Was weißt du über die fremde Rasse?« fragte er energisch. »Wie sieht sie aus? Was ist an ihr eigentümlich?«
    Der Mutant hüllte sich in Stillschweigen.
    Matchett wiederholte seine Fragen mit drängenderen Worten.
    Keine Antwort. Wenn Chester Clayton King nicht reden wollte, dann gab es nichts auf der Welt, womit man seinen Entschluß hätte umstürzen können. Es war eine seiner Angewohnheiten, überraschende Erklärungen abzugeben, um sich dann in mystisches Schweigen zu hüllen, wenn man Näheres wissen wollte. Matchett vermutete, daß sich in dieser Liebe zur Geheimniskrämerei der eigentliche Humor des Mutanten ausdrückte, der es offenbar mit dem größten Vergnügen sah, wenn Matchett und andere Menschen eifrig nach dem Köder schnappten, anbissen und dann hilflos an der Angel zappelten, die ihnen der Mutant hinhielt. Auf der anderen Seite konnte man darauf wetten, daß King seine detaillierte Analyse des Gegners bereits in die Datenbänke des Schiffscomputers eingegeben hatte, wo sie zwar vorerst gegen jeden Zugriff gesperrt war, bis sie wirklich gebraucht wurde.
    Matchett seufzte und winkte ab. Dann sagte er:
    »Nun gut, meinetwegen hat das fremde Raumschiff eine Horde blutrünstiger Ungeheuer an Bord. Aber ich möchte dich bitten, schleunigst die Erde davon zu verständigen. In wenigen Monaten wird das fremde Schiff das irdische Sonnensystem erreichen und damit nicht nur unsere Kolonie auf den Planeten und bei L-4 und L-5 bedrohen, sondern auch die Erde selbst.«
    »Sei unbesorgt, Doug«, entgegnete die Stimme des Mutanten. »Hältst du mich für so verantwortungslos? Wie du weißt, sind meine Sinne des meines Bruders. Ich stehe schon seit einiger Zeit mit ihm in Verbindung, und habe ihm eine Hologramm-Aufzeichnung unserer Begegnung

Weitere Kostenlose Bücher