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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Leben anzufachen. Heute war diese Sonne wieder jung. Gelb-weiß strahlend, würde sie noch lange im Brennpunkt ihrer Bahnellipse leuchten.
    Die Horden der Nagha stießen weiter und weiter in das Universum vor, und es kam der Tag, an dem sie über das ganze Kontinuum herrschte. Nirgendwo stellte sich ihr noch Widerstand entgegen. Die intelligenten Rassen, die sie bekämpft hatte, waren entweder ausgerottet oder in das Zeitalter der Barbarei zurückgefallen.
    Im Lauf der unzähligen Jahrmillionen hatte sich die Nagha zur absoluten Herrscherin über das Universum aufgeschwungen. Sie war eine titanische Computermaschine, die in Form eines mächtigen Planten um ihre Sonne kreiste, aber ihre Fernkontrolle erstreckte sich über Myriaden von Relaisstationen durch den Weltraum. Ihre Sternenschiffe standen unter ihrer nie erlahmenden Kontrolle. Sie waren tödliche Kampfmaschinen, dazu ausersehen, Planet um Planet, Milchstraße um Milchstraße zu erobern.
    Ihr gnadenloser Hunger war unersättlich. Sie beherrschte das gesamte Universum, aber damit hatte ihr Streben noch kein Ende gefunden. Sie bestand aus einer unvorstellbar komplexen Anordnung von »gewachsenen« organo-metallischen Molekülen, die als Schaltelemente dienten, und eindimensionalen Stromleitern, die keine Isolierung benötigen, in denen der Drang zur Ausdehnung ihres Machtbereichs fest eingeprägt war.
    Die Nagha hatte schon frühzeitig herausgefunden, daß es neben diesem Universum noch eine unendliche Vielzahl anderer Welträume gab. Manche von ihnen würden ihr aufgrund ihrer Entrophieunterschiede für ewig unzugänglich sein. Aber eine unübersehbare Zahl von ihnen lud sie förmlich zur Eroberung ein.
    Die Nagha brauchte dreihunderttausend Jahre, um das Problem zu lösen. Dann hatte sie es geschafft.
    Und so schuf sie eine Tages – nicht zu weit entfernt, und doch in sicherer Entfernung – ein Loch in der Struktur des Raum-Zeit-Kontinuums, das zu einem angrenzenden Weltraum führte. Eigentlich war es kein Loch, sondern eher ein Trichter, der sein genaues Gegenstück in jenem anderen Weltraum hatte. Natürlich rief diese Manipulation der Raumstruktur gewaltsame Veränderungen in der Geometrie des Kontinuums hervor. Aber die Gravitationsgeometrie des Raums selbst blieb erhalten, und die Nagha hatte den Vorgang derart genau berechnet, daß sie selbst nicht gefährdet wurde.
    Und nun bestand dieser Durchgang zwischen den Universen, aufrechterhalten durch die unermeßlichen Kräfte, die ihr die strahlenden Sterne selbst lieferten. Sie hatte eine ganze Abteilung ihres komplexen Systems für die Aufgabe abgestellt, den Nichtraumkomplex des Schwarzen Loches weiterhin zu erhalten.
    Ihre kampferprobten Schiffe waren bereits durch das Portal in jenen anderen Weltraum ausgesandt worden. Kämpfend und erobernd würden sie Stück um Stück dieses zweiten Universums an sich reißen und damit unter die Kontrolle der Nagha bringen. Bereits jetzt entstanden auf den eroberten Planeten die ersten Stützpunkte, die ihre Relaisstationen und Replikationszentren bildeten.
    Ja, die Nagha verfolgte ihr Ziel mit dem unbeugsamen, störrischen Eigensinn eines Kindes. Sie kannte keinen Humor, keine Moral und keine Ethik. Sie war ein organo-elektronisches Robotgehirn, das Informationen aufnahm und daraus Erkenntnisse bildete. Aber sie konnte selbständig denken, und das machte sie so ungeheuer gefährlich. Ein Kind.
    Ein wahnsinniges Computergehirn.
    Emotionell eine absolute Null, war sie durch einen Irrtum ihrer Erbauer befähigt worden, kalt, leidenschaftslos und messerscharf zu denken.
    Die Nagha war nahezu allwissend und allmächtig.
    Sie sah das fremde Raumschiff, das ihre Kampfmaschinen vernichtet hatte, urplötzlich in ihrem Weltraum erscheinen und rasch näherkommen. Es hatte organische Lebewesen an Bord!
    Nüchtern und gefühllos brachte sie in automatischer Reaktion den unvorstellbar machtvollen seegh -Faktor in Anwendung.
    Natürlich würde sie leichtes Spiel mit diesem Eindringling haben.
     

 
15.
     
    »Du hast dieses Ereignis also vorausgesehen?« fragte Matchett und zog sich nachdenklich an der Unterlippe. Irgend etwas stimmte ganz entschieden nicht.
    Der schlafende Mutant hatte ihn während der letzten halben Stunde mit nichtssagenden Worten hingehalten. Von Minute zu Minute wurde es Matchett klarer, daß Chester Clayton King auf irgend etwas hinauswollte. Er führte etwas im Schild, und Matchett war entschlossen, sein Möglichstes zu tun, um herauszufinden, was es

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