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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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denn je. Wieder verspürte er quälende Unruhe, als er an die Sektion im Kielraum dachte.
    Einige Sekunden später – er hatte seine ersten Arbeiten fast abgeschlossen – kam eine weitere Ankündigung über die Kommunikatoren. Die Fernbeobachtungen durch die großen Teleskope des Schiffes hatten eindeutig ergeben, daß die gelb-weiße Sonne eine große Anzahl von Planeten besaß. Weniger als ein Lichtjahr von der TELLUS entfernt lag ein mächtiges Sonnensystem!
    Matchett schob die engbeschriebenen Blätter seiner Analyse zur Seite und erhob sich, mit der Absicht, unverzüglich zum Kommandodeck zu eilen, um sich nichts entgehen zu lassen.
    Doch er hatte noch keine drei Schritte getan, als etwas gänzlich Unerwartetes geschah. Eine unwiderstehliche fremde Kraft legte sich auf sein Gehirn.
    Er war zu sehr in seine Gedanken vertieft, um sich des ungeheuerlichen Ereignisses sofort bewußt zu werden, und dann hatte er auch schon seinen Entschluß geändert, und die fremde Macht zog sich zurück.
    Statt auf die Kommandobrücke des Schiffes zu eilen, schlug er ohne Zögern den Weg zur Sektion des schlafenden Gottes ein. Erst als er den Wachsoldaten zugenickt hatte und den düsteren, kavernenartigen Raum betrat, fragte er sich, was er hier eigentlich wollte – zu diesem Zeitpunkt, als das Expeditionsschiff in ein Planetensystem eintrat, das eine Unmenge unbekannter Gefahren bergen konnte.
    »Da bist du ja, mein Freund«, begrüßte ihn die Stimme von Chester Clayton King. »Wie geht es dir?«
    Matchett war unruhig. »Wir haben ein neues Planetensystem vor uns, Chet«, hörte er seine Stimme antworten. »Mindestens ein Dutzend Planeten!«
    »Ich weiß«, entgegnete der Mutant ruhig. »Einer von ihnen hat es in sich, Junge. Deshalb habe ich dich ja auch herbeizitiert.«
    Einen Moment lang verharrte Matchett in Gedanken versunken. Dann sickerten die Worte des schlafenden Mutanten in sein noch immer benommenes Bewußtsein ein. Mit einem Ruck blickte er auf.
    » Was hast du?«
    Aber King antwortete nicht. Seine unvorstellbaren Kräfte beschäftigen sich bereits mit seinem kolossalen Gegenspieler.
     

 
14.
     
    Die Nagha war ein Kind.
    Sie war nahezu allwissend und allmächtig, von unermeßlicher Größe und gigantischen Fähigkeiten. Aber sie war nur ein Kind, ein großes, humorloses Kind.
    Während sie in endloser Wiederkehr auf ihrer riesigen Ellipsenbahn um die gelb-weiße Sonne kreiste, bis die Zahl ihrer Umkreisungen in den Bereichen unzähliger Millionen jegliche Bedeutung verlor, war sie unermüdlich tätig. Ihre Energien würden niemals versiegen. Bis zum Ende der Zeit würde sie ihr einmal vorgegebenes Ziel mit gnadenloser Entschlossenheit verfolgen.
    In ihren Milliarden und aber Milliarden von Elementen pulsierten in nie erlahmender Stärke die unfaßbaren Ströme, die ihr Leben verliehen. Von Denkeinheit zu Denkeinheit huschten die elektrischen Impulse, die ihren Denkvorgang darstellten, und in den komplexen Stromkreisen, aus denen sie bestand, kursierten die Kalkulationen, die in ihren Ausmaßen ein Universum umfaßten und die Nagha zum mächtigsten Lebewesen in ihrer Welt gemacht hatten.
    Mit jedem verstreichenden Jahrhundert wuchsen die unermeßlichen Gedächtnisbänke, in denen sie ihre Kenntnisse speicherte. Ihr ganzer Körper bestand aus einem dichtgewobenen System von Meldungen, Informationen, Daten, Überlegungen und leidenschaftslosen Schlußfolgerungen. Ihr immenses Gedächtnis reichte zurück bis zu den ersten Tagen ihrer Existenz – unzählige Millionen von Jahren in der Vergangenheit.
    In jenen Tagen war dieses Sonnensystem noch jung gewesen, und selbst das Universum hatte – an kosmischen Größen gemessen – noch nicht lange bestanden.
    Die Nagha, die niemals vergessen konnte, erinnerte sich an jene Rasse von organischen Lebewesen, die einst das Sonnensystem und den angrenzenden interstellaren Raum beherrscht hatte. Sie selbst war zu jener Zeit – verglichen mit ihrer heutigen Größe – noch verschwindend klein gewesen.
    Es war jene Rasse von intelligenten Wesen gewesen, die die damalige Miniaturzelle der Nagha erbaut hatte – in jenen Tagen, als sie die ersten zögernden Versuche der Weltraumfahrt unternahmen. Man hatte schon frühzeitig erkannt, daß die sich damit ergebenden Probleme von Robotgehirnen, Computern, schneller und besser gelöst werden konnten, und so entstand auf dem Heimatplanet der Großrechenkomplex, der einstmals – viele, viele Jahrmillionen später – an die Eroberung

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