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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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war.
    »Du hast also gewußt, daß wir in einen anderen Weltraum fallen werden?« beharrte er. »Die Sache mit dem Nichtraumkomplex, die du erwähnt …«
    »Ach das!« entgegnete die Synvox-Stimme aus den stereophonischen Lautsprechern gelangweilt. »Natürlich habe ich es kommen sehen. Aber das ist nicht weiter schlimm, Doug. Eine lokale Singularität in der Geometrie … Ich glaube, ich würde es auch fertigbringen, ein Loch in den Weltraum zu reißen, wenn mir genügend Energie zur Verfügung stünde.«
    »So?« brummte Matchett verwundert. »Was kannst du denn noch alles?«
    Der Mutant schwieg.
    »Wirst du mir jetzt wenigstens erklären, was ich hier soll?« Matchett fühlte sich allmählich ungeduldig werden. Er weilte bereits seit über einer halben Stunde in diesem Raum, und das Expeditionsschiff mußte mittlerweile schon längst in das Planetensystem eingedrungen sein. Vermutlich hatte er bereits einige wichtige Entwicklungen versäumt. Vielleicht brauchte man ihn auf der Kommandobrücke. Sein Radioimplant konnte in der abgeschirmten Mutantenabteilung nicht empfangen.
    »Merkst du nichts?« fragte King jetzt unvermittelt.
    Matchett blickte verblüfft auf. »Was?«
    »Ich frage mich jetzt schon die ganze Zeit, Douglas, ob es dir wirklich entgangen ist, daß der Schiffsantrieb seit zwanzig Minuten ruht.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis die volle Bedeutung der Worte in Matchetts Bewußtsein einsickerte. Dann zuckte er unwillkürlich zusammen.
    Natürlich, das war’s! Eine seltsame Stille lag in der Luft. Es war nicht akustisch. Der Boden und die Wände des Raumes hätten eigentlich kaum merklich unter der Gewalt der Antriebsaggregate vibrieren sollen. Aber nichts davon war jetzt zu spüren. Das Schiff lag absolut ruhig. Nicht das geringste Geräusch – abgesehen vom Summen des Tanks – war zu vernehmen, keine Vibration zu spüren.
    Und das konnte einfach nicht sein! Denn selbst wenn die Antriebsaggregate nach Erreichen eines stabilen Orbits um ein Massenzentrum stillgelegt worden waren, gab es noch tausend Menschen an Bord, von denen der größte Teil ständig in Bewegung war. Die Aufzüge …
    Matchett runzelte beunruhigt die Stirn, auf die kalter Schweiß getreten war. Ganz entschieden stimmte hier etwas nicht!
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte King. »Du bist nicht mehr in Gefahr.«
    Gefahr?
    Die Spinnweben in seinem Geist waren wie weggewischt, als ihn die Erkenntnis wie ein Schock traf. Er wirbelte herum und eilte zur Schleuse. Unmittelbar hinter der Schleuse im langen Korridor, der sich auf dem Kieldeck erstreckte, erlebte er seine erste Überraschung.
    Wo waren die Wachposten? Er blickte sich suchend um. Aber der Gang lag leer und verlassen vor ihm.
    Das beklemmende Gefühl einer drohenden Katastrophe steigerte sich in ihm. Es bestand strikter Befehl, daß die Mutanten-Abteilung pausenlos bei Tag und Nacht von einer schwerbewaffneten Wachmannschaft umstellt sein mußte. Es gab nichts an Bord, was so streng und scharf bewacht wurde, wie der schlafende Gott.
    Die Tatsache, vor der er stand, entsprach einer Unmöglichkeit. Und doch konnte sie nicht weggeleugnet werden. Die Wachen hatten ihren Posten verlassen!
    Matchett kehrte in die Abteilung zurück und stellte aus seinen Technikern eine improvisierte Wache zusammen. Dann hastete er in steigender Sorge den Korridor entlang und sprang in den Aufzug. Auf dem Deck angelangt, auf dem seine Abteilungsräume lagen, trat er auf den Gang hinaus und blickte sich um.
    Kein Mensch befand sich in seiner Sichtweite.
    Er eilte den Korridor entlang und blickte in die biologische Abteilung hinein. Vielleicht wußte Parkinson darüber Bescheid, was geschehen war.
    Die Räume des biologischen Sektors waren leer und verlassen. Überall lagen Papiere und Geräte herum, als ob die Techniker das, was sie gerade in den Händen gehalten hatten, wie auf ein Zeichen hin liegen- und stehengelassen hätten. Auf den langen Labortischen brannten sogar noch die Bunsenbrenner und die Beleuchtungen der Mikroskope. In einem angrenzenden Raum summte das große Ionenfeldmikroskop, und im Operationssaal der unmittelbar benachbarten medizinischen Abteilung von Dr. Tsung-Dao Yang lag ein Patient in tiefer Narkose auf einem der Operationstische. Aber sonst war niemand zu sehen.
    Matchett versuchte den Wandkommunikator, um wahllos nach Besatzungsmitgliedern zu suchen. Aber niemand meldete sich. Er eilte weiter, aber er begann bereits zu ahnen, was er vorfinden würde.
    Er erreichte das Ende

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