Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
Vom Netzwerk:
Raum-Zeit-Kontinuums führt in einen anderen Weltraum, und sie dient offenbar den Kugelschiffen dazu, wie durch eine Schleuse von einem Raum in den nächsten hinüberzuwechseln. Ob dieser Riß oder Tunnel im Gefüge des Raumes künstlich erzeugt worden ist oder ganz einfach eine bisher unbekannte Naturerscheinung darstellt, können wir jetzt noch nicht sagen. Vorsichtshalber wollen wir mal die erste Möglichkeit annehmen. Demnach gehören diese Kugelschiffe einer Rasse, die über ungeheure kosmologische Grundlagenkenntnisse verfügt. Ich kann mir vorstellen, daß zur Aufrechterhaltung der Nichtraum-Verbindung, des ›Schwarzen Lochs‹, unvorstellbare Energiemengen erforderlich sind – Energiemengen, die weitaus größer sein müssen, als die einer Sonne. Ferner ist anzunehmen, daß sich die beiden Welträume in bezug auf ihren Energiegehalt auf einem identischen Potentialniveau befinden, denn sonst würde ein Entropieausgleich stattfinden – ein Energiefall, dessen selbst eine Superrasse niemals Herr werden könnte.«
    Er zögerte einen Moment. Dann sagte er:
    »Ich darf Sie jetzt um Vorschläge bezüglich unseres weiteren Vorgehens bitten, meine Damen und Herren.«
    Er wartete. Der Kapitän erhob sich von seinem Kommunikator und trat neben ihn.
    Im Hintergrund meldete sich Erik Tilden, der Chefastronom. »Ich glaube«, sagte er mit Grabesstimme, »das beste ist, wenn wir zunächst den gesamten Sternenhimmel von dieser Stelle aus auf photographische Platten bannen, meine Herrschaften. Sonst könnte es sein, daß wir dieses Loch im Weltraum später nicht mehr wiederfinden. Hand in Hand mit den Aufnahmen müssen natürlich entsprechende photometrische und spektrographische Beobachtungen gehen. Ich halte es für absolut erforderlich, diesen Raumsektor nicht eher zu verlassen, bis wir ihn genauestens fixiert haben.«
    Der Direktor nickte.
    »Noch etwas?«
    Ein Wissenschaftler meldete sich. Es war Harald Sommerfeld, der kleine, unscheinbare Chef der planetographischen Sektion.
    »Sobald die Messungen und Aufnahmen gemäß Dr. Tildens Vorschlag ausgeführt sind, wäre es vielleicht empfehlenswert, das nächstliegende Sonnensystem aufzusuchen und einer Untersuchung zu unterziehen. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir es noch immer mit jenen Kugelraumschiffen zu tun haben.« Er setzte sich rasch wieder.
    Der Direktor wartete einen Moment, und als keine gegenteilige Meinung geäußert wurde, sagte er: »Einverstanden.«
    Jetzt ergriff Tchekhov das Wort. »Dann schlage ich vor«, meinte er ruhig, »daß sich die verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen sofort an die Arbeit machen. Das Schiff bleibt weiterhin klar zum Gefecht. Wir sehen uns wieder, sobald Sie Ihre Untersuchungen abgeschlossen haben.«
    Mitten in einer Gruppe anderer Wissenschaftler eilte Douglas Matchett in den Korridor hinaus und betrat einen Expreßaufzug. Wenige Minuten später schloß er die Tür seiner Abteilung hinter sich.
    Dort war inzwischen ein ausführlicher Bericht seiner Techniker eingetroffen. Obgleich die Meßinstrumente seit der Transition völlig andere Werte anzeigten, funktionierte die Automatik des Tanks weiterhin vorschriftsmäßig. Matchett verglich einige Eichtabellen, die Alexei Rumjantsew aufgestellt hatte, mit früheren Tabellen, die dem irdischen Raum entsprachen. Dann nickte er befriedigt. Es sollte nicht allzu schwer sein, beide Wertreihen ins Verhältnis zu bringen.
    Als er mitten in die Arbeit vertieft war, kam über die Schiffskommunikatoren und über sein Ohrimplant die Nachricht, daß die astronomischen Untersuchungen des Raumes vorläufig beendet waren. Die Position des Schwarzen Loches in bezug auf die umliegenden Sternformationen war fixiert; sie wurde zur Zeit von den Großcomputern des Schiffes kalkuliert.
    Das Expeditionsschiff setzte sich in Bewegung und raste auf eine gelb-weiße Sonne zu, die ihm am nächsten lag. Nach dem Sommerfeld-Plan sollte die Suche nach dem Feind fortgesetzt werden.
    Matchett hielt in der Arbeit inne und überlegte. Das würde vieles erklären. Der Feind stammte nicht aus dem irdischen Weltraum, sondern aus einem anderen Kontinuum. Zweifellos hatte er die Grenze zwischen den Welträumen erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit überschritten, denn sonst wäre er mit Sicherheit schon längst auf die Robotrasse gestoßen, die jetzt auf der Seite der Soroks gegen die planetarischen Stützpunkte der Kugelschiffe kämpfte.
    Das Geheimnis der Kugelschiffe schien ihm in diesem Moment größer

Weitere Kostenlose Bücher