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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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des Korridors, der in eine der großen Außengalerien des Superschiffs mündete.
    Die Kampfstationen der TELLUS lagen leer und verlassen. Die Instrumente leuchteten in trüben Rot, und die massiven Kontrollmechanismen waren einsatzbereit. Aber kein Mensch weilte in der Nähe, um sie zu bedienen.
    Von zunehmender Angst erfüllt, kehrte Matchett ins Innere des Schiffes zurück. Er raste durch den Korridor und schoß durch die Pendeltüren ins Kasino hinein. Der Schwung trieb ihn bis in die Mitte des großen Raumes. Er kam zum Stehen und blickte sich wild um.
    Der riesige Kasinosaal war verlassen. Überall standen halbgeleerte Teller auf den Tischen, und Stühle nahmen in unordentlichem Durcheinander den Raum zwischen ihnen ein. Sie standen weit von den Tischen abgerückt, als ob die darauf Sitzenden in überstürzter Eile aufgebrochen wären.
    Die Angst bildete jetzt ein würgendes Etwas in seiner Kehle, als er herumwirbelte und floh. Er sprang in einen Aufzug und drückte hastig auf den Knopf.
    Als der Lift hielt, stürzte er hinaus, laufend und rufend. Aber auch hier rührte sich nichts.
    Keuchend und mit lähmendem Seitenstechen erreichte er endlich eines der großen Portale der Kommandobrücke. Es stand offen. Er eilte in den hochgewölbten Raum und sah sich wild um. Und da wurde ihm das Ausmaß der Katastrophe in vollem Umfang bewußt.
    Der Thronsessel des Piloten war leer. Der wichtigste Platz im ganzen Schiff lag verlassen! Kein Mensch befand sich auf der Brücke.
    Matchett verharrte reglos, als ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines vernichtenden Schlages traf.
    Das Expeditionsschiff TELLUS war – abgesehen von ihm, dem narkotisierten Patienten und den Männern in der Mutantensektion – völlig menschenleer. Das riesige Schiff trieb steuerlos im Raum.
    Matchett blickte auf und überlegte. Dann trat er zum nächsten Wandkommunikator und stellte ihn auf die Startrampen der Landungsboote ein. Sie lagen leer und verlassen. Kein einziges Boot befand sich in den Außengalerien des Schiffes.
    Demnach hatten die Mannschaften die Landungsboote benützt. Fünfhundert der besten Wissenschaftler der Erde, dreihundert ausgesuchte Bordschutztruppen, hundertfünfzig Bordtechniker und Matrosen und nahezu hundert Angestellte, Handwerker und Schiffsjungen hatten aus irgendeinem Grund den Schutz des großen Schiffes verlassen. Der Gedanke war einfach überwältigend. Es war unfaßbar; es konnte nicht sein!
    Douglas Matchett blickte auf die Sichtplatten. Die TELLUS befand sich auf einer antriebslosen Spiralbahn mitten in einem Sonnensystem, das von wenigstens zwölf Planeten gebildet wurde. Einer der Planeten, eine riesige, hellglänzende Kugel ohne erkennbare Oberflächenmerkmale, befand sich dicht vor dem Bug des Schiffes. Als die Minuten verstrichen, schien es Matchett, daß die fremde Welt kaum merklich größer wurde.
    Er erwachte unvermittelt zum Leben und schnellte die Stufen der Kommandobrücke hinauf. Er erreichte den Podest und kletterte rasch das letzte Stück zum »Olymp« empor. Wenige Sekunden später nahm er auf dem Pilotensitz Platz und überflog mit aufmerksamem Blick die Kontrollen.
    Der Antrieb war abgestellt. Die Lagesteuerdüsen schwiegen. Aber …
    Erschrocken fuhr er zusammen und griff in rasender Eile nach der handgroßen Schnellschlußtaste für den Energieschirm. Die Taste machte knackend Kontakt, und die Instrumente schlugen weit aus. Er atmete auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Natürlich hatten die Expeditionsteilnehmer den Energieschirm abschalten müssen, ehe sie von Bord gingen, sonst wären sie von diesem energiereichen Kraftfeld augenblicklich vernichtet worden. Aber das Schiff hatte während dieser ganzen Zeit buchstäblich schutzlos im Raum geschwebt.
    Douglas Matchett befingerte unschlüssig die Steuerkontrollen der TELLUS. Er erinnerte sich an die Mahnung des Mutanten, die schon eine Ewigkeit zurückzuliegen schien. Er hatte die Worte Kings nicht in den Wind geschlagen und sich in seinen freien Minuten mit den Kontrollorganen des Schiffes vertraut gemacht. Dies würde ihm jetzt von unschätzbarem Nutzen sein.
    Hatte der Mutant dies vorausgesehen?
    Noch immer zögerten Matchetts Finger über den Kontrollknöpfen. Die TELLUS spiralte zur Zeit auf den großen, glänzenden Planeten zu, aber es würde noch viele Stunden dauern, bis sie sich ihm soweit genähert hatte, daß die Sache gefährlich wurde. Und er hatte zur Zeit nicht die geringste Ahnung, was die Männer und Frauen

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