Der schlagende Beweis
reichte Flynn ihre Karte. »Ihr Terminkalender für den Tag, an dem Mr. Arnold anrief. Vielleicht lassen Sie mich ja doch noch einen Blick darauf werfen.«
Kaum hatte sich die T ür hinter Billie Brewster geschlossen, wies Aaron Flynn seine Sekretärin an, keine Anrufe durchzustellen. Dann wählte er die Nummer, die ihm fast so vertraut war wie seine eigene. Nach kurzer Zeit wurde abgehoben.
»Wir haben ein ernstes Problem«, sagte Flynn hastig in den Hörer. »Ein sehr ernstes Problem.“
ZWEIUNDVIERZIG
Eine Wand des Konferenzzimmers von Geller Pharmaceuticals bestand aus Glas und bot einen Blick auf das Atrium mit seinem Wasserfall, doch keiner im Raum hatte Sinn f ür die Aussicht. Die Aufmerksamkeit aller galt J. B. Reed, der eben zusammen mit Brock Newbauer und Susan Webster im Schlepptau zur Tür hereinkam. Mit einsneunzig und fast dreihundert Pfund war es Reed, Briggs' mächtigster Partner, gewöhnt, aller Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Isaac Geller kam ihm entgegen und nahm seine Hand. »Danke, dass Sie gekommen sind, John«, sagte Geller. »Wie werden Sie damit fertig?«
»Es war ein schwerer Schlag, Isaac«, antwortete Reed und schüttelte traurig den Kopf. »Arthur und ich sind mehr als nur Anwaltspartner gewesen.«
»Ich weiß.«
»Wir kannten uns seit der Highschool. Wir haben die Kanzlei zusammen aufgebaut.«
»Wir stehen immer noch unter Schock«, sagte Geller. Reeds Gesichtsausdruck verhärtete sich zu felsenfester Entschlossenheit.
»Ich übernehme, Isaac. Deshalb bin ich hier. Sie sollen wissen, dass ich dieses Verfahren zur ersten Chefsache erhebe.«
»Und das keine Minute zu früh«, warf Byron McFall, Gellers Präsident, ein, als die Anwälte am Konferenztisch Platz nahmen.
»Kaidanovs Ermordung hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt passieren können.“
Geller zuckte angesichts von McFalls Gef ühlskälte zusammen, doch niemand bemerkte es. Aller Augen waren auf Reed gerichtet.
»Wie wird sich das auf unsere Situation auswirken?«, fragte McFall.
»Ich habe mich bei Brock und Susan über den Fall sachkundig gemacht«, erwiderte Reed, »aber ich bin noch zu wenig mit den Einzelheiten vertraut, um Ihnen eine intelligente Antwort zu geben. Susan?«
Alle Anwesenden sahen Susan Webster an, die elegante Junganw ältin, die neben Reed Platz genommen hatte. »Die Ermordung von Sergey Kaidanov ist ein PR-Albtraum, Mr. McFall. Ich habe verschiedene Berichte über Kaidanovs Tod aus dem Internet heruntergeladen. Der Fall sorgt landesweit für Schlagzeilen. Die Presse deutet an, dass Geller Pharmaceuticals hinter der Zerstörung des Labors und Kaidanovs Tod steht, weil die Firma seine Studie vertuschen will. Der Staatsanwalt steht unter enormem Erwartungsdruck, Ermittlungen einzuleiten. Kaum verwunderlich, dass Aaron Flynn keinen Reporter auslässt. Wenn er den Fall vor Gericht bringt, werden wir keine zwölf Geschworenen finden, denen die Gerüchte unbekannt sind.« Isaac Geller schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Er sah erschöpft aus.
»Und was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«
Susan sah Reed an. »Vielleicht sollte ich mich mit Ratschlägen so lange zurückhalten, bis Mr. Reed sich in den Fall eingearbeitet hat.«
»Ist schon in Ordnung«, ermunterte Reed die Anwältin. »Ich möchte hören, wo wir Ihrer Meinung nach stehen.« »Ich würde mit Vergleichsverhandlungen beginnen, Mr. Geller«, sagte Susan z ögernd. »Es könnte ein Fiasko geben, wenn wir vor Gericht gehen.«
»Verflucht noch mal!«, sagte Byron McFall bitter. »Wir haben weder mit diesem Labor noch mit der Studie, geschweige denn mit Kaidanovs Ermordung auch nur das Geringste zu tun.«
»Das spielt möglicherweise keine Rolle, wenn alle Welt anders darüber denkt«, sagte Susan gelassen. »Wir sollten mit einem vernünftigen Angebot an Mr. Flynn herantreten. Sowohl für die Zulassung als auch für den Ausschluss der Beweise zu den Morden, zu der Studie und zu der Zerstörung des Labors gibt es gute Argumente. Im Moment kann niemand voraussagen, was Richter Norris bei einem Prozess zulassen würde. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, bei Flynn auf den Busch zu klopfen. Falls Norris zu Flynns Gunsten entscheidet, wird er jedes einzelne Verfahren anstrengen, und wenn er auch nur eines gewinnt, werden wir die Flut, die dann folgt, nicht eindämmen können.«
Gellers Mann von der Rechtsabteilung machte gerade eine Bemerkung, als Susans Handy klingelte. Newbauer, der links neben ihr sa ß, beobachtete, wie sie
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