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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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den Blick ab, doch ihre Körpersprache zeigte, dass sie Angst hatte. Daniel drehte sich wieder zu Briggs um.
    »Nun?«, fragte Briggs, schon ein bisschen lauter.
    »Er hat das nicht wörtlich gemeint, Mr. Briggs. Ich sollte fünf Kartons mit Unterlagen überprüfen, die Geller im Zusammenhang mit der Offenlegungsforderung beigebracht hatte.«
    Daniel war der Einzige, der mitbekam, wie Susan durchatmete. »Ich sollte die Unterlagen gleich morgens bis spätestens acht abliefern. Ich bekam die Kartons erst am Abend davor um acht. Es waren ungefähr zwanzigtausend Seiten. Ich bin die ganze Nacht im Büro geblieben, ich habe sogar hier geschlafen. Es waren zu viele Seiten, um in der kurzen Zeit jede einzeln durchzusehen.“
    »Und das ist Ihre Entschuldigung?«
    »Es ist keine Entschuldigung. Niemand hätte in der Zeit, die mir zur Verfügung stand, jede Seite in diesen Kartons durchlesen können.«
    »Sie sind aber kein niemand , Arnes. Sie sind ein Reed-Briggs-Anwalt. Wenn wir Nobodys haben wollten, würden wir Minimallöhne zahlen und uns Leute von den unbedeutenden Fernuniversitäten holen.«
    »Mr. Briggs, es tut mir Leid, aber ...«
    »Meine Sekretärin wird die Gesprächstermine arrangieren«, sagte Schroeder und legte den Hörer auf. Zu Daniels unendlicher Erleichterung lenkte Schroeders Bemerkung Briggs ab.
    Schroeder las noch einmal Kaidanovs Brief. Als er fertig war, hielt er ihn hoch. Er sah finster aus.
    »Ich glaube, das ist ein Schwindel. Wir haben niemals eine Studie mit solchen Ergebnissen durchgeführt«, erklärte er entschieden. »Da bin ich mir sicher.«
    »Gebe es Gott, dass Sie Recht haben!«, sagte Briggs. »Wenn Richter Norris diesen Brief bei Gericht zulässt und wir nicht beweisen können, dass er gefälscht ist, dann werden Sie und jeder andere bei Geller Pharmaceuticals demnächst Schnürsenkel verkaufen.«
    Briggs brachte Newbauer und Schroeder hinaus. In der Hoffnung, Briggs k önne ihn übersehen, hielt sich Daniel im Hintergrund, doch sein Chef blieb an der Tür stehen und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Wir sprechen uns noch«, sagte er.
    Die T ür ging zu, und Daniel blieb allein im Konferenzraum zurück.
SIEBEN
    Daniel wartete den ganzen Nachmittag auf seinen Rausschmiss. Gegen zwei w ählte er Susans Büronummer, um den neusten Stand der Dinge zu erfahren, doch ihre Sekretärin teilte ihm mit, sie habe Arthur Briggs zu Geller Pharmaceuticals begleitet. Eine Stunde später, als ihm klar wurde, dass er nicht imstande war zu arbeiten, machte sich Daniel auf den Weg zu seinem Einzimmerappartement im dritten Stock eines alten Ziegelbaus im Nordwesten von Portland. Seine Wohnung war klein und nur spärlich mit den Sachen eingerichtet, die er aus seiner Studentenbude in Eugene mitgebracht hatte. Das einzig Attraktive daran war die Lage in der Nähe der nordwestlichen Einundzwanzigsten und der Dreiundzwanzigsten Straße mit ihren Restaurants, Geschäften und dem Menschengetümmel. Doch heute hätte Daniel im Herzen von Paris wohnen können, und er hätte keine Notiz davon genommen. Arthur Briggs würde ihn feuern, so viel stand fest. Alles, wofür er gearbeitet hatte, würde durch ein einziges Stück Papier zunichte.
    Und noch etwas machte Daniel zu schaffen. Er hatte solche Angst davor gehabt, entlassen zu werden, dass ihm die ganze Tragweite von Dr. Sergey Kaidanovs Brief erst d ämmerte, als er mit geschlossenen Augen im Bett lag. Bis er den Brief gelesen hatte, war Daniel davon überzeugt gewesen, dass Aaron Flynns Klage im Namen von Toby Moffitt, Patrick Cummings und der anderen Kinder, die Insufort angeblich geschädigt hatte, wenig ehrenhaft war. Wenn er sich nun geirrt hatte? Wenn Geller Pharmaceuticals nun wissentlich ein Produkt verkaufte, das unschuldige Babys verkr üppelte? Daniel gehörte einem Team an, das Geller vertrat. Wenn der Konzern in vollem Wissen für das entsetzliche Geschick verantwortlich war, das Patrick Cummings getroffen hatte, und Daniel weiter an der Verteidigung dieser Firma mitarbeitete, würde er einem schrecklichen Unternehmen Hilfe und Vorschub leisten.
    Daniel warf sich die ganze Nacht hin und her und stand wie ger ädert auf, nachdem sein Wecker geklingelt hatte. Als er am frühen Morgen das Büro von Reed, Briggs betrat, war er sicher, dass jeder in der Kanzlei über seinen folgenschweren Fehler Bescheid wusste. Es gelang ihm, vom Fahrstuhl bis zu seinem Büro zu kommen, ohne jemandem über den Weg zu laufen, doch er saß kaum hinter seinem

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