Der schlagende Beweis
weiterhelfen könnte. Als er bei der letzten Versuchsreihe anlangte, war es fast ein Uhr. Ihm fiel Susans Versprechen ein, ihn anzurufen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig war. Er tippte Susans Durchwahl ein und erfuhr von ihrer Sekretärin, dass sie schon gegangen sei und heute nicht mehr im Büro erwartet werde. Daniel war nicht überrascht. Im Grunde hatte er gewusst, dass Susan gar nicht daran dachte, ihm zu helfen. Wenn er seinen Job bei Reed, Briggs behalten wollte, dann hatte er sich selbst zu helfen. Aber wie?
Er musste auf einmal lachen. Die Antwort war so nahe
liegend. Sergey Kaidanov hatte den Bericht geschrieben, der die Geller-Verteidigung zu torpedieren drohte. Kaidanovs Studie musste sich als fragw ürdig erweisen. Wenn er herausfand, warum Kaidanov sich geirrt hatte, dann konnte er möglicherweise den Prozess retten und - vielleicht auch seinen Job.
Daniel w ählte Geller Pharmaceuticals und wurde mit der Vorzimmerdame der Abteilung für Forschung und Entwicklung verbunden.
»Dr. Kaidanov ist im Moment nicht erreichbar«, sagte sie. »Wann ist er wieder da?«
»Kann ich leider nicht sagen.«
»Ich bin Anwalt bei Reed, Briggs, Stephens, Stottlemeyer and Compton, der Kanzlei, die Geller Pharmaceuticals vertritt, und ich muss mit Dr. Kaidanov über eine sehr wichtige Angelegenheit in Verbindung mit einem Verfahren sprechen, das gegen Ihre Firma angestrengt worden ist.«
»Ich bin angewiesen, alle Anrufe für Herrn Dr. Kaidanov an Herrn Dr. Schroeder weiterzuleiten. Darf ich Sie mit seinem Büro verbinden?«
»Ich möchte Herrn Dr. Schroeder nicht stören, ich weiß, wie beschäftigt er ist. Ich würde lieber persönlich mit Herrn Dr. Kaidanov reden.«
»Nun, das ist leider nicht möglich. Er ist nicht da, und er ist seit über einer Woche nicht mehr aufgetaucht.«
»Ist er in Urlaub?«
»Dazu ist mir nichts bekannt, da müssen Sie Herrn Dr. Schroeder fragen. Soll ich Sie durchstellen?«
»Eh, nein, nicht nötig. Vielen Dank!«
Daniel rief die Auskunft an und fand heraus, dass Sergey Kaidanov eine nicht verzeichnete Telefonnummer hatte. Er überlegte für einen Moment und rief dann die Personalabteilung bei Geller Pharmaceuticals an.
»Ich brauche eine Adresse und Telefonnummer, und zwar von Dr. Sergey Kaidanov«, sagte er zu der Angestellten, die den Anruf entgegennahm. »Er arbeitet in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. «
»Die Information kann ich nicht am Telefon herausgeben.« Daniel hätte verzweifeln können. Er musste diesen Kaidanov erreichen.
»Hören Sie«, sagte er energisch, »George Fournet von der Rechtsabteilung am Apparat. Wir haben gerade eine Vorladung für Kaidanov auf den Tisch bekommen. Er ist nicht im Büro, und ich muss ihn auf der Stelle erreichen. Wenn er zu seiner Aussage nicht erscheint, wird der Richter uns das als Missachtung des Gerichts auslegen. Ich habe hier einen Boten, der darauf wartet, die Vorladung persönlich auszuhändigen, aber er steht hier wie bestellt und nicht abgeholt.«
»Ich bin nicht sicher ...«
»Kann ich wohl Ihren Namen erfahren?«
»Bea Twiley.«
»Und haben Sie verstanden, wer ich bin, Ms. Twiley, George Fournet? Ich bin Leiter der Rechtsabteilung, und ich vergeude nicht meine Zeit mit belanglosen Telefonaten. Möchten Sie vielleicht vor Gericht erscheinen und Ivan Norris, dem Distriktrichter der Vereinigten Staaten, erklären, wieso Sie anstelle von Dr. Kaidanov kommen?“
ACHT
Es war kurz nach drei, als Daniel Sergey Kaidanovs unscheinbaren, grauen Bungalow in einer heruntergekommenen Gegend am Ostufer des Willamette River fand. Die Farbe bl ätterte ab, und der Rasen im Vorgarten war eine ganze Weile nicht mehr gemäht worden. Es war nicht gerade das Domizil, in dem er einen wissenschaftlichen Forscher vermutet hätte, der für einen prosperierenden Pharmakonzern arbeitete.
Das Wetter war umgeschlagen und die Stra ße menschenleer. Daniel parkte ein Stück weiter weg und betrachtete das Haus. An der Eingangsseite waren die Jalousien heruntergelassen, und die alten Zeitungen, die auf dem Rasen herumlagen, deuteten darauf hin, dass niemand da war. Er zog die Schultern hoch, um sich gegen den Wind zu schützen, und er zitterte, als er auf dem Weg zu Kaidanovs Haustür ging. Nachdem er dreimal geläutet hatte, gab er auf. Er hob die Metallklappe des Briefschlitzes und sah in den Flur. Die Post lag über den Boden verstreut.
Daniel folgte den Steinplatten, die um das Haus herumf ührten. Ein niedriger Maschendrahtzaun
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