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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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schützte einen kleinen, verwilderten Garten. Daniel öffnete das Gatter und ging zur Hintertür. Am Küchenfenster waren die Rollos herabgelassen. Er klopfte ein paarmal an und drehte dann am Knauf. Die Tür ließ sich öffnen. Er wollte gerade Kaidanovs Namen rufen, als er das Chaos in der Küche sah. Schränke und Schubladen standen offen, und ihr Inhalt lag über den Boden verstreut. Daniel nahm den Raum langsam in Augenschein. Die Arbeitsplatte war von einer Staubschicht bedeckt. Im Sp ülbecken türmte sich schmutziges Geschirr. Daniel trat vorsichtig über Glas- und Porzellanscherben und machte den Kühlschrank auf. Der säuerliche Geruch von verdorbenen Lebensmitteln schlug ihm entgegen. Ein Stück Käse war von graugrünem Schimmel überzogen. Daniel öffnete eine Flasche schlecht gewordene Milch und verzog die Nase.
    Die K üche führte in ein kleines Wohnzimmer. Mit Ausnahme einer teuren Stereoanlage, die aus dem Wandschrank gerissen worden war, schien die übrige Einrichtung secondhand zu sein. Überall lagen CDs herum. Daniel sah eine Menge klassische Musik und ein bisschen Jazz.
    Eine Wand nahm ein B ücherregal ein, dessen Inhalt jedoch über das Zimmer verstreut lag. Die meisten Titel hatten mit Chemie und Mikrobiologie zu tun. Daniel entdeckte ein paar Unterhaltungsromane und einige Bücher über Glücksspiel und über Mathematik.
    Der Inhalt einer Hausbar lag zwischen den B üchern und den CDs auf dem Hartholzparkett. Die meisten Flaschen enthielten Scotch, und viele waren leer. Auf dem Barschrank hatte sich noch mehr Staub gesammelt; ein gerahmtes Foto zeigte einen leicht übergewichtigen Mann etwa Anfang vierzig in Sportkleidung. Neben ihm stand eine attraktive Frau in einem freizügigen Sommerkleid. Sie lächelten in die Kamera. Das Bild mochte vor einem Casino in Las Vegas entstanden sein.
    Daniel drehte sich langsam um seine Achse und lie ß das Zimmer auf sich wirken. Das konnte kein Zufall sein: Zwischen Kaidanovs Verschwinden, dem Einbruch in sein Haus, bei dem offenbar alles auf den Kopf gestellt worden war, und der Primatenstudie musste es einen Zusammenhang geben.
    Ein kurzer Flur f ührte zum Schlafzimmer. Daniel trat vor- sichtig ein, als ob dort eine verst ümmelte Leiche herumliegen würde. Decken und Bettwäsche waren zu einem Haufen auf den Boden geworfen, die Matratze des Doppelbetts war herausgenommen, ebenso die Schubladen einer Kommode. Hemden, Unterwäsche und Socken waren über das Zimmer verteilt. Die Türen zu einem begehbaren Kleiderschrank standen offen, in ihm war augenscheinlich alles gründlich durchwühlt worden.
    Auf der anderen Seite des Flurs befand sich ein kleines Arbeitszimmer. Auch hier hatte jemand B ücher aus dem Regal gerissen, doch Daniels Blick fiel auf einen Monitor auf Kaidanovs Schreibtisch. Irgendwie wirkte er, da er offensichtlich noch an seinem angestammten Platz stand, inmitten des Durcheinanders deplatziert. Daniel setzte sich und schaltete den Computer ein. Kaum hatte er ihn hoch-gefahren, versuchte er, das Programm zu starten, doch er brauchte ein Passwort. Falls Kaidanov Informationen über seine Studie zu Hause aufbewahrte, waren sie zweifellos auf seinem Computer zu finden. Aber wie kam er rein?
    Daniel schaltete den PC wieder aus und zog den Rechner unter Kaidanovs Schreibtisch hervor. Mit dem Schraubenzieher an seinem Schweizer Taschenmesser öffnete er die Blechhülle und nahm sie ab. Er legte den Rechner auf die Seite, damit er die Hauptplatine sehen konnte, die die Elektronik enthielt. Neben der Platine befand sich das Gestell mit der Festplatte, die mit einem Bandkabel und einem Elektrokabel an der Platine befestigt war. Daniel zog die Kabel heraus und lockerte noch zwei Schrauben an dem Gestell. Dann richtete er den Rechner auf und öffnete zwei weitere Schrauben auf der anderen Seite. Als er die Schrauben entfernt hatte, zog er die Festplatte behutsam aus dem Gestell. Sie bestand aus einer in massives, schwarzes Metall gefassten gr ünen Leiterplatte etwa von der Größe eines Buchs. Daniel wickelte sie in sein Taschentuch und steckte sie in die Jackentasche.
    Er setzte den Rechner wieder zusammen und wollte ihn gerade wieder unter den Schreibtisch schieben, als ihn das deutliche Ger äusch einer über den Holzboden rollenden Flasche zusammenzucken ließ. Ihm fiel ein, dass die Alkoholflaschen im Wohnzimmer lagen und er somit in der Falle saß, denn er musste, um entweder zur Haustür oder zur Gartentür zu kommen, durchs

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