Der schlagende Beweis
faszinierend. Er kannte keine andere Frau, die Voodoosoftware schrieb und einmal bei der Polizei gewesen war.
»Da ist es«, sagte Kate.
Daniel ignorierte ein Schild mit der Aufschrift Zutritt verboten und bog in einen Waldweg ein. Die Sto ßdämpfer seines Gebrauchtwagens waren nicht im besten Zustand, und Kate fluchte reichlich, sobald sie die geteerte Straße verlassen hatten. Sie wollte gerade zu einem erneuten Protest ansetzen, als der Weg eine Biegung machte und ein ebenerdiges Gebäude vor ihnen auftauchte. Als sie ausstiegen, drehte gerade der Wind, und ein seltsamer Geruch stieg Kate in die Nase.
»Wonach riecht das?«, fragte Daniel.
»Ein bisschen wie Barbecue«, antwortete Kate.
Unter einem zersprungenen Fenster lagen Glasscherben, und die Haust ür war verkohlt und verformt. Daniel spähte vorsichtig durchs Fenster, und im selben Moment fuhr sein Kopf zurück.
Sein Gesicht war aschfahl.
»Was ist?«, fragte Kate.
»Da liegt eine Leiche auf dem Boden. Die Haut fehlt. Eher ein Skelett.«
Kate streckte eine Hand nach der T ür aus, zögerte aber, da sie fürchtete, sie könnte noch heiß sein. Sie berührte das Metall mit einem Finger. Es war kalt. Sie drückte die Klinke herunter, und die Tür ging mit einem Ruck auf. Sie sah sich nach einem Lichtschalter um, fand auch einen, der aber nicht funktionierte.
»Haben Sie eine Taschenlampe?«, fragte Kate. Daniel holte eine aus dem Auto, und Kate ging hinein. Er versuchte, ihr zu folgen, aber sie wies ihn zurück.
»Das ist ein Tatort. Bleiben Sie einfach hier stehen und halten Sie die Tür auf, damit ich ein bisschen mehr Licht bekomme!«
Daniel dr ückte die Tür weiter auf und blieb stehen. Er war ihr insgeheim dankbar, dass ihm der nähere Anblick der Leiche erspart blieb.
Kate ging langsam zu dem Raum, den sie durch das Fenster gesehen hatte, und blieb in der T ür stehen. Ein Teil des Dachs war heruntergekommen, und im letzten Sonnen-licht war ein Teil eines Büros zu erkennen. Verkohlte Holzbalken hatten einen Tisch zerschmettert sowie etwas, das einmal ein Überwachungsmonitor gewesen sein musste. Neben dem Monitor war ein Plastikständer mit Reagenz-gläsern in der großen Hitze geschmolzen.
Kate ging um einen angesengten Schreibtisch herum, der auf der Seite lag. Auf zwei Aktenh ängeschränken, deren sämtliche Fächer herausgezogen waren, lag ein zweiter Dachbalken. Die Farbe an den Schränken war abgesprungen. Das Metall hatte Ruß- und Brandspuren, war aber noch intakt. Eine Brise wehte durch das zerbrochene Fenster und blies durch die L ücken im Dach. Sie wirbelte schwarze Papier Schnitzel durch den Raum. Das Papier kam von einem Haufen Asche in der Mitte des Zimmers, der, wie Kate vermutete, einmal der Inhalt der Aktenschränke gewesen war.
In diesem Moment wurde Kates Blick fast gegen ihren Willen von zwei Leichen angezogen, die gekr ümmt ein Stück weiter weg am Boden lagen. Die eine war die eines Menschen mit verkohltem Schädel und zu Asche verbrannten Kleidern. Kates Magen rebellierte, doch sie schloss für einen Moment die Augen und riss sich zusammen. Als sie wieder hinsehen konnte, musterte sie die zweite Leiche. Für Sekunden war sie perplex. Selbst für ein Kind war der Körper zu klein. Kate biss die Zähne zusammen und trat näher heran. Und sie sah den Schwanz. Sie lief hinaus.
»Was haben Sie gefunden?«, fragte Daniel.
»Eine menschliche Leiche und einen toten Affen. Ich werd mal den Flur runtergehen.«
»Wir sollten schleunigst hier verschwinden«, sagte Daniel nervös.
»Gleich.«
»Hier ist niemand mehr, jedenfalls nicht am Leben. Sonst hätten wir etwas gehört.«
»Nur eine Sekunde.«
Das Licht vom Eingang reichte kaum bis ans Ende des Flurs, und so musste Kate die Taschenlampe anschalten.
Sie entdeckte zwei offene T üren, hatte jedoch keine Ahnung, was sich dahinter befand. Je näher sie den Räumen kam, desto stärker wurde der Geruch nach verbranntem Fleisch. Kate hielt die Luft an und leuchtete in die Räume. Der erste war voller K äfige, und in jedem befand sich ein toter Affe, der gegen das Gitter gedrückt dalag, als ob er versucht hätte, durch die Drahtmaschen zu kommen, bevor er starb.
ELF
Ein Polizist in Uniform nahm gerade Kates und Daniels Aussagen zu Protokoll, als ein Zivilfahrzeug hinter dem Van der Gerichtsmedizin hielt. Inspektor Billie Brewster vom Morddezernat, eine schlanke Afroamerikanerin in marineblauem Anorak und Jeans, stieg aus. Ihr Kollege Zeke Forbus, ein wuchtiger Wei
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