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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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betrachten. Der hintere Teil des Sch ädels war zertrümmert. Die Verletzung konnte vom Austritt eines Geschosses oder von einem stumpfen Gegenstand herrühren. Es war Aufgabe des Gerichtsmediziners, das zu entscheiden.
    Billie ging neben der Leiche in die Hocke. Der Boden war aus Beton, dann hatten sie vielleicht Gl ück. Von früheren Mordfällen in Verbindung mit Brandstiftung wusste sie, dass an der dem Feuer abgewandten Seite der Leiche zuweilen Stoff-und Fleischpartien der sengenden Hitze entgingen. Wo der Körper fest auf dem Boden ruhte, bekam das Feuer weniger Sauerstoff, sodass an diesen Stellen Fleisch und Kleidung etwas geschützter waren.
    Billie richtete ihr Augenmerk auf den kleinen Kadaver nicht weit von der menschlichen Leiche. Sein Fell und Fleisch waren vollst ändig verbrannt. Auch das Tier hatte einen zertrümmerten Schädel. Ein paar Minuten lang betrachtete sie nüchtern den Affen, bevor sie aufstand. »Falls Sie noch mehr Affen sehen wollen, weiter hinten sind noch zwei Räume voll von ihnen«, sagte der Gerichtsmediziner.
    »Kein Bedarf«, sagte Forbus und unterdrückte ein Gähnen. Es überraschte Billie nicht, dass der bizarre Tatort ihren Partner langweilte. Das Einzige, was den alten Knaben interessierte, war, bei dem Laden noch mitzumachen, bis er seine Pension einstreichen und an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr angeln gehen konnte. Eine Ausnahme, bei der sie ein gewisses Engagement seinerseits ausmachen konnte, war vor kurzem der Mord in einem Striplokal gewesen. Billie dagegen faszinierte alles, was aus dem Rahmen fiel, und dieser Fall hier war das Ungewöhnlichste, das sie seit langem gesehen hatte.
    Sie ging den Flur entlang. Vor den Affenr äumen blieb sie schweigend stehen und verschaffte sich einen Überblick. Die Tiere hatten einen qualvollen Tod erlitten, und sie empfand Mitleid mit den armen Kreaturen. Zu verbrennen war die schlimmste Todesart, die sie sich vorstellen konnte. Sie erschauderte und wandte sich ab.
ZW ÖLF
    Die B üroräume des Gerichtsmediziners befanden sich in der Knott Street in einem zweigeschossigen roten Backsteinbau, der einmal ein skandinavisches Bestattungsunternehmen beherbergt hatte. Schlitzahorn und eine Reihe Büsche rahmten den Hauseingang, dessen Vordach auf zwei weißen Säulen ruhte. Kate ließ den Wagen auf dem angrenzenden Parkplatz stehen und ging die Stufen zum Eingang hoch. Billie Brewster wartete am Empfang auf sie.
    »Danke, dass ich mitkommen darf«, sagte Kate.
    »Du kannst von Glück sagen, dass Zeke noch im Gericht ist. Wenn er hier wäre, hätte ich das auf keinen Fall deichseln können.«
    »Nochmals danke.«
    Kate folgte Billie zur R ückseite des Gebäudes. Als sie den Autopsieraum betraten, standen Dr. Sally Grace, eine Assistenzärztin von der Gerichtsmedizin, und Dr. Jack Forester, ein forensischer Anthropologe, zu beiden Seiten einer Rollbahre, die zwischen die stählernen Autopsietische entlang den Wänden geschoben worden war. Auf der Bahre lag die Leiche aus dem Primatenlabor. Kurz bevor Billie den Tatort verließ, hatten der stellvertretende Gerichtsmediziner und ein paar Feuerwehrleute den Toten mit Latexhandschuhen mitsamt den wenigen Stofffetzen, die noch unversehrt waren, hochgehoben und in einen Leichensack gesteckt. Im Umkreis des Toten war der Boden nach Schädelfragmenten abgesucht worden, die anschließend zusammen mit der Leiche hierher gebracht worden waren. Der Affenkadaver, der sich im selben Raum befunden hatte, lag zusammen mit den dazugeh örigen Schädelfragmenten auf einer zweiten Rollbahre.
    »Hi, Billie«, sagte Dr. Grace. »Sie sind ein bisschen spät dran, wir sind fast fertig.«
    »Tut mir Leid, ich bin im Gericht aufgehalten worden.«
    »Wer ist Ihre Freundin?«, fragte die Assistenzärztin.
    Billie stellte vor: »Kate war einmal meine Kollegin und arbeitet jetzt als Detektivin bei der Anwaltskanzlei Reed, Briggs. Der Tote ist möglicherweise ein wichtiger Zeuge in einem Zivilprozess, bei dem ihre Firma den Angeklagten vertritt. Sie ist mir eine große Hilfe.«
    »Nun denn, je mehr wir sind, desto lustiger wird es«, sagte Dr. Grace gut gelaunt und wandte sich wieder der Leiche zu.
    Forester und Grace trugen blaue wasserundurchl ässige Kittel, Masken, Schutzbrillen und schwere, schwarze Gummischürzen. Kate und Billie rüsteten sich genauso aus, bevor sie zu den anderen beiden an die Bahre traten.
    »Wir haben ein paar interessante Dinge herausgefunden«, sagte Forester. »Der Affe ist ein

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