Der schlagende Beweis
liegen, habe ich ein Mordopfer und einen Kerl, der bereits wegen eines früheren Mordes angeklagt ist, eines Mordes, der mit diesem hier in Verbindung steht. Ames hat nicht mehr als eine Zeugin, die am Tatort erschien, als das Opfer schon tot war, und diese Zeugin ist mit dem Verdächtigen auch noch befreundet - vielleicht sehr eng befreundet.«
»Glaubst du etwa, dass ich lüge?«, fragte Kate fassungslos. Billie guckte verlegen weg. Als sie Kate wieder ansah, wirkte sie gequält.
»Was mit Ames weiter passiert, habe nicht ich zu entscheiden. Mike Greene und Amanda Jaffe werden eine Regelung finden. Ich will im Augenblick nichts weiter, als meine Arbeit zu Ende bringen, nach Hause gehen, was Hei ßes trinken und ein noch heißeres Bad nehmen. Du solltest auch zusehen, dass du aus dem Regen rauskommst.“
FUNFUNDDREISSIG
Als Mike Greene und Amanda Jaffe zur ückkamen, war der Krankenwagen bereits weg und Daniel auf dem Rücksitz eines Streifenwagens in Gewahrsam. Angesichts von Kates Bericht über die Schießerei sowie Daniels Wunde war Greene zu dem Schluss gekommen, dass es zu viele Ungewissheiten gebe, um Daniel zu verhaften.
Der Schock angesichts der unmittelbaren Todesgefahr, die Schmerzen von der Wunde und die Entdeckung, dass Kaidanovs Studie get ürkt war, beschäftigten Daniel auf der Fahrt zu Kates Haus. Sobald sie ankamen, führte Kate ihn ins Badezimmer. Seine Kleider waren immer noch blutverschmiert.
»Die gibst du besser mir«, sagte Kate, während sie die Wanne einlaufen ließ. »Ich steck sie in die Waschmaschine, um dieses ... Zeug abzukriegen.«
Daniel zog sich aus und lie ß sich ins brühend heiße Wasser gleiten. Die Schmerztabletten, die ihm der Notarzt gegeben hatte, zeigten inzwischen ihre Wirkung. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen, doch der Moment, als Kaidanovs Kopf vor ihm explodierte, verfolgte ihn und hinderte ihn daran einzuschlafen. Die plötzliche Erkenntnis, dass der einzige Mensch, der seine Unschuld bezeugen konnte, jetzt tot war, tat ihr Übriges.
Das Wasser k ühlte ab, und Daniel erhob sich mühsam aus der Wanne. Jede Bewegung tat weh. Nachdem er die Sachen angezogen hatte, die Kate ihm hingelegt hatte, humpelte er ins Wohnzimmer. Kate saß auf der Couch und hielt ein Glas Scotch in der Hand. Die Flasche stand vor ihr auf dem Sofatisch. Kate hielt die Augen geschlossen und hatte den Kopf zur ückgelehnt. Sie sah erschöpft aus. Daniel befiel ein schlechtes Gewissen, dass er nur an sich gedacht hatte.
»Gehts dir gut?«, fragte er besorgt. »Kann ich etwas für dich tun?«
Kate schlug die Augen auf und sch üttelte den Kopf. »Was ist los?«
»Ich bin schon einmal in eine Schießerei geraten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was ein zweites Mal durchmachen muss.«
Daniel setzte sich neben sie aufs Sofa. »Ich hab gesehen, wie du im Labor reagiert hast, als Forbus dich Annie Oakley nannte. War das wegen dieser Schießerei?« Kate nickte.
»Was ist damals passiert?«
Kate schloss die Augen und dr ückte das Glas gegen ihre Stirn.
»Ich fand seinerzeit wohl, dass die Computerkriminalität mir nicht genügend Action bot, und deshalb hab ich mich ins Drogendezernat versetzen lassen«, sagte Kate mit müder, monotoner Stimme. »Nachdem ich ungefähr sechs Monate undercover gearbeitet hatte, habe ich Clarence Marcel, einen Eintreiber von Abdullah Hassim, dem großen Dealer, hochgehen lassen. Während Clarence auf Kaution frei war, haben er und Abdullah sich wegen dreier fehlender Kilo Kokain überworfen. Clarence beschloss. Abdullah gegen Zeugenschutz zu verpfeifen. Er rief mich an, um den Deal einzufädeln. Der Staatsanwalt hatte einen Orgasmus, als ich ihm davon erzählte. Er war schon seit Jahren hinter Abdullah her. Nur wollte Clarence sich dummerweise ausgerechnet um zwölf Uhr mittags im Lloyd Center stellen. Ich hab dem Staatsanwalt gesagt, dass der Plan der helle Wahnsinn sei, weil zu viele Menschen verletzt werden k önnten, falls Abdullah versuchen würde, Clarence aus dem Weg zu schaffen. Aber der Staatsanwalt war so darauf versessen, den Dealer hoppzunehmen, dass er sich damit einverstanden erklärte.«
Kate trank einen gro ßen Schluck. »Ich kann mich an jede Sekunde dieses Nachmittags erinnern«, sagte sie wie geistesabwesend. »Es war Adventszeit. Die Weihnachtslieder dröhnten aus den Lautsprechern, auf der Schlittschuhbahn waren jede Menge Kinder, und auch in der Mall wimmelte es nur so von Menschen. Wir sollten Clarence vor
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