Der schlagende Beweis
Heldin, Kate.«
Kate brachte ein kurzes, bei ßendes Lachen hervor.
»Ich meine es ernst«, beharrte er. »Ich wäre tot, wenn du nicht gewesen wärst. Was du getan hast, war sehr mutig.«
Kate ber ührte seine Wange. »Du bist süß.«
Daniel griff nach ihrer Hand. Sie war federleicht. Er drehte die Handfl äche nach oben und küsste sie. Kate zögerte nur eine Sekunde. Dann zog sie Daniel an sich und drückte ihre Lippen auf die seinen. Daniel zuckte zusammen. Kate richtete sich auf.
»Gehts dir gut?«, fragte sie erschrocken.
»Ich hab mich noch nie besser gefühlt«, antwortete Daniel und grinste.
Kate lachte.
»Ich könnte mich dafür ohrfeigen«, sagte Daniel und brachte ein zartes Lächeln zu Stande, »aber ich bin, fürchte ich, nicht in der Verfassung, heute Nacht den Don Juan zu spielen.«
Kate dr ückte ihm die Hand. »Krieg ich einen Gutschein?«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Er grinste wieder. »Schließlich muss ich mich bei dir in aller Form dafür bedanken, dass du zu meiner Rettung herbeigeeilt bist.«
Sie lachte. »Ich bin genau im richtigen Moment gekommen, oder?«
»Wie der reitende Bote des Königs.« Daniel lächelte. »Aber es steht dir frei, mich künftig schon ein bisschen früher zu retten.“
SECHSUNDDREISSIG
Der schlanke, dunkelh äutige Mann wartete geduldig auf Claude Bernier, als der Fotograf den Treppenabsatz zu seiner Wohnung im dritten Stock erreichte. Bernier zögerte, obwohl sein Besucher einen korrekten Anzug trug und eine Aktentasche in der Hand hatte. Er war kürzlich mit vorgehaltener Pistole beraubt worden, und der Mann sah finster genug aus, um ihm ein gewisses Unbehagen einzuflößen.
»Mr. Bernier?«, fragte der Mann mit starkem spanischem Akzent.
»Ja«, antwortete Bernier misstrauisch.
»Mein Name ist Juan Fulano, und ich bin hier, um mit Ihnen ein Geschäft zu machen.«
Fotografen - selbst einer mit Claudes Talent - mussten sich st ändig um Aufträge kümmern, wenn sie davon leben wollten, und so zerstreute das Stichwort »Geschäft« Berniers letzten Zweifel. Er schloss seine Tür auf und bat Fulano einzutreten. Die Wohnung war klein, aber sauber. Die Wände waren mit Berniers Fotos sowie Arbeiten von Freunden dekoriert. Claude stellte die Lebensmitteltüte, die er im Arm hielt, auf dem Tisch seiner engen Küche ab.
»Ich hab nicht viel im Kühlschrank«, entschuldigte er sich, »aber ich kann uns einen Kaffee machen.«
»Nicht nötig.«
Bernier f ührte Fulano ins Wohnzimmer und bot ihm den bequemsten Sessel an. Fulano setzte sich und schlug das linke Bein über das rechte.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte Bernier.
»Ich würde gerne einen Abzug einer Fotografie kaufen, die Ende Februar ein Anwalt namens Gene Arnold in der Pitzer-Kraft-Galerie gekauft hat.«
»Sind Sie von der Polizei?«
»Nein, Mr. Bernier. Wieso fragen Sie?«
»Die Polizei von Portland, Oregon, hat mich schon wegen des Fotos angerufen. Wissen Sie, dass Arnold ermordet wurde?«
Berniers Besucher nickte. »Und warum hat sich die Polizei an Sie gewandt?«
»Sie wollen ebenfalls einen Abzug.«
»Und haben Sie ihnen einen geschickt?«
»Nein, ich habe gerade erst das Negativ wiedergefunden. Ich hatte es verlegt. Ich wollte das Bild morgen abschicken.«
Fulano l ächelte. »Ob Sie mir wohl auch einen Abzug verkaufen?«
»Sicher. Ich kann noch einen machen.«
»Wie viel wollen Sie dafür?«
Bernier überlegte sich einen der Qualität von Fulanos Kleidung angemessenen Preis.
»Eintausendfünfhundert Dollar«, sagte er.
»Das ist nicht zu viel, aber die Fotografie wäre mir fünftausend Dollar wert, wenn Sie mir einen kleinen Gefallen tun würden.«
Es gelang Bernier, seine freudige Überraschung zu verbergen. Noch nie hatte er ein Bild zu einem solchen Preis verkauft.
»Was soll ich dafür tun?«
»Weiß die Polizei in Oregon, dass Sie das Negativ gefunden haben?«
»Nein, ich habe es erst heute Morgen entdeckt.“
»Die fünftausend gehören Ihnen, wenn Sie das Bild so lange zurückhalten, bis ich Ihnen Bescheid gebe.«
»Ich weiß nicht«, antwortete Bernier, dem auf einmal Bedenken kamen. »Die Polizei ermittelt immerhin in einer Mordsache. Die Inspektorin, mit der ich gesprochen habe, vermutet, dass die Leute auf dem Bild vielleicht etwas mit Mr. Arnolds Tod zu tun haben.«
»Ich bin ebenfalls daran interessiert, herauszubekommen, wer Mr. Arnolds Tod auf dem Gewissen hat. Ich habe nicht die Absicht, die Ermittlungen der Polizei zu
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