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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Russenmafia einließ, und dass der Schweizer Anwalt am Schluss bemerkte, sein Mandant werde sich erkenntlich zeigen, wenn er rechtzeitig von Ermittlungen der Kasseler Staatsanwaltschaft gegen russische Firmen oder Organisationen erfahre. Er habe alles verbrannt und erleichtert festgestellt, dass es keine solchen Ermittlungen gab.
    Die Vorsitzende wollte wissen, was an diesen harmlosen Fotos so verfänglich sei. Baginski berichtete von der nachgeschobenen unterschwelligen Drohung mit dem Alkohol.
    »Wenn die einen fertigmachen wollen, dann machen sie einen fertig. Außerdem wollte ich zu diesem Zeitpunkt meine Ehe noch nicht gefährden.«
    »Sie waren tatsächlich seit dem 12.   Dezember krankgeschrieben?«
    »Ja, bis zum ersten Arbeitstag des neuen Jahres.«
    »Und Sie wissen, was am 17.   Dezember passiert ist?«
    »Das war Ellens … ihr letzter Geburtstag. Ich war den ganzen Tag mit den Gedanken bei ihr. Am nächsten Morgen, einem Sonntag, hörte ich davon im Radio und machte sofort den Fernseher an. Ich war entsetzt. Ich wusste, dass die stellvertretende und jetzige kommissarische Leitende Oberstaatsanwältin Agnes Behrens manchmal meine Unterschrift abpaust, doch nur mit meiner ausdrücklichen telefonischen Genehmigung. Dieses Mal hatte ich keinen Anruf erhalten. Ich konnte nur hoffen, dass sie diesmal selbst unterschrieben hatte. Doch ich wusste, dass die Firma, die damals hier überall sauber machte, dem festgenommenen Herrn Tews gehörte. Das konnte endlich auch eine Erklärung dafür sein, wie der Umschlag mit den Fotos in meinen Safe gelangt war. Nach einer Weile rang ich mich dazu durch, Herrn Rominger in Zürich anzurufen. Er war tatsächlich unter seiner Büronummer vom Briefkopf zu erreichen, obwohl Sonntag war. Er sagte sofort, sein Mandant sei außerordentlich aufgebracht über die Ereignisse. Ich versicherte, krank zu sein und nichts davon gewusst zu haben. Er sagte, er werde das weitergeben. Bis zum 31.   Dezember hörte ich weiter nichts. Ich hoffte, die Sache sei erledigt.«
    »Wissen Sie inzwischen, ob Ihre Unterschrift abgepaust wurde oder nicht?«
    »Ja. Es verhält sich so.«
    »Das haben Sie von Frau Behrens selbst erfahren?«
    »Nein. Von meinem Anwalt.«
    Andreas erhob sich. »Frau Vorsitzende, ich war dabei, als Frau Behrens das tat. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie sie es ankündigte, und mit eigenen Augen gesehen, wie sie es tat. Nach Herrn Baginskis Festnahme fragte ich sie in der Silvesternacht nach der telefonischen Genehmigung. Sie sagte, sie habe ihn nicht erreicht und es hinterher vergessen. Das wird sie als Zeugin so aussagen; sie befindet sich zurzeit in ihrem Büro hier in den Gebäuden und ist bereit. Draußen steht Herr Marcus Aurelius von Loquai als weiterer Zeuge bereit, der ebenfalls dabei war. Herr von Loquai kann auch über weitere Hintergründe Auskunft geben und dem Gericht Tonaufnahmen als Beweismittel vorlegen, die allerdings der Staatsanwaltschaft auch schon für die bevorstehenden Verhandlungen gegen Herrn Tews und weitere mit ihm assoziierte Personen vorliegen. Ich beantrage, Herrn von Loquai sofort als Zeugen aufzurufen.«
    Er setzte sich.
    Staatsanwalt Krieg war sofort auf den Beinen. »Frau Vorsitzende, die Anklage hat von diesen, wie soll ich es formulieren, angeblichen Vorgängen und Hintergründen bisher nur durch die Spekulationen aus den Medien Kenntnis, die das Gericht zu ignorieren entschieden hat, und von der Existenz dieses Herrn von, äh, dieses Herrn erfährt sie zum ersten Mal. Wir beantragen nach Paragraf 246   S t PO   Aussetzung des Verfahrens zum Zweck der Erkundigung.«
    Die Vorsitzende schaltete ihr Mikro aus und beriet sich flüsternd mit den Beisitzern. Die Schöffen hörten nur zu und nickten schließlich.
    »Wie viel Zeit brauchen Sie?«, fragte die Vorsitzende. »Sie wissen, dass wir nach Paragraf 229   S t PO   in spätestens drei Wochen fortsetzen müssen, sonst müssten wir wieder ganz von vorn anfangen.«
    »Zwei müssten reichen.«
    Andreas fand, dass die Sache in zwei Tagen geklärt werden könnte, vier oder fünf, wenn sie Rominger in Zürich aufsuchen wollten, erhob aber keinen Einspruch.
    »Gut«, sagte die Vorsitzende. »Wir unterbrechen bis Mittwoch, den 2.   Mai.«
    Als Andreas und Spohr ihre Aktenberge in dem Rollkoffer verstaut hatten und aus dem Gerichtssaal kamen, warteten der Kriminaldirektor und die Frau vom   BKA   auf sie. Die Frau schien tatsächlich nicht größer zu sein als eins fünfzig, außerdem

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