Der schlaue Pate
und ihren Kindern in Lippstadt. Natürlich auch mit Beamten des BKA , Matthias hat mich zu Ihnen geschickt, als heute Vormittag ein Vernehmungsspezialist aus Wiesbaden eintraf. In so etwas ist er, nun ja, nicht so gut. Lippstadt ist gut hundert Kilometer entfernt. Sobald ich anrufe, können sie von dort aufbrechen.«
Einige Sekunden sagte niemand etwas, bis Prinz die Sprache wiederfand.
»Das ist doch Blödsinn. Baginski hat eine Fußfessel. Mit der ist er ganz sicher nicht in Südfrankreich gewesen.«
Dr. Bläsius nickte. »Davon haben wir uns bereits überzeugt. Er könnte Komplizen haben.«
»Unmöglich«, sagte Ollie. »Ich kann Ihnen versichern, wir –«
Ein Blick von Prinz brachte ihn zum Schweigen.
»Nun, hm«, ließ Professor Rind sich vernehmen, »wir sind überzeugt, dass er nicht Ihr Serienmörder ist. Schaden kann so etwas eigentlich nicht, nicht wahr?«
»Eben«, stimmte Dr. Bläsius zu.
Ingrid wandte sich an Andreas. »Warum fragst du ihn nicht einfach mal, was er davon hält?«
»Gute Idee«, meinte Dr. Bläsius.
»Moment, Moment, Moment.« Andreas wedelte mit einer Hand. »Wie haben Sie sich das denn vorgestellt? Wollen Sie ihn im Präsidium in eine Reihe stellen?«
»Wie gesagt, Matthias möchte das gern inoffiziell und ohne Aufsehen durchführen. Er schlägt vor, es hier zu machen.«
»Hier?«, fragte Prinz verblüfft.
»Ja, warum nicht? Wir könnten Frau Bosch in einem der anderen Gebäude ans Fenster stellen, Ihr Mandant kommt mit dem Wagen, steigt aus und geht in dieses Haus. Das war’s schon.«
»Er allein?«, fragte Andreas. »So wird das aber eigentlich nicht gemacht. Es müssen doch immer mehrere sein, die in einer Reihe stehen.«
»Noch einmal, es ist inoffiziell; sollte sie ihn tatsächlich erkennen, bekommt Matthias damit weder einen Haftbefehl noch einen Durchsuchungsbeschluss oder sonst etwas. Hier sitzen drei Männer, die etwa im gleichen Alter sind. Sie können sich ja dazustellen.«
Andreas blickte von Ollie zu Prinz.
»Ich rufe ihn an«, sagte er, zückte sein Handy und ging aus dem Raum. Nach kaum einer Minute war er wieder da.
»Baginski hat sich sofort dazu bereit erklärt. Er sagte wörtlich: ›Wer immer diese Frau sein mag, die kennt mich garantiert nicht.‹ Wir sollen Bescheid sagen, wenn er losfahren soll.«
Dr. Bläsius seufzte. »Ich möchte Sie gern um etwas bitten.«
»Worum?«, fragte Prinz.
»Er … Matthias …« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal wünschte ich mir, ich würde noch rauchen.«
Ollie hielt ihr seine Schachtel hin. Sie zögerte; dann fischte sie eine Zigarette heraus. Ollie gab ihr Feuer. Sie hustete.
»Was ist das denn für ein Kraut?«
»Kroatisch«, sagte Ollie und grinste. »Kosten umgerechnet einen Euro fünfzig.«
Sie nahm noch zwei Züge, dann drückte sie die Zigarette aus. »Ich habe mir gestern das Buch gekauft, das es über Sie gibt. Ich bin noch nicht durch, aber den Schluss habe ich schon gelesen. Sie scheinen ja beeindruckende Fähigkeiten zu besitzen.«
Alle warteten darauf, dass sie weiterredete, doch sie schwieg.
»Sie lieben ihn, nicht wahr?«, fragte Professor Rind mit seinem freundlichen Lächeln. »Nun, äh, Matthias, nicht?«
Sie setzte ein schwächliches Lächeln auf. »So würde ich das nicht nennen. Er ist sehr klug, und ich fliege nun mal auf kluge Männer. Aber es ist eher …« Der Satz blieb in der Luft hängen.
»Ist er verheiratet?«, fragte Ingrid.
»Geschieden. Dreimal.«
»Kinder?«
»Nein. Er sagt, er wollte nie welche.«
»Nun, Frau Dr. Bläsius, was ist es denn, äh, eher?«, fragte Rind.
Dr. Bläsius schien sich zu sammeln. »Ist Ihnen das Konzept des Ewigen Anbeters vertraut, Herr Professor?«
Rind schüttelte den Kopf. »Mit Paartherapie habe ich mich bisher nicht befasst.«
Sie sah Desirée an. »Sie haben also bereits über uns recherchiert. Wissen Sie auch über Matthias’ kürzlichen Karriereknick Bescheid?«
Desirée nickte.
Dr. Bläsius wandte sich wieder an Rind. »Es ist ein Phänomen, von dem hauptsächlich Männer betroffen sind, das an Manie grenzt, auch wenn die Männer das nicht so empfinden und die Frauen sich weder bedroht fühlen noch tatsächlich gefährdet sind. Stalking ist etwas ganz anderes. Beim Stalking sind auch die Geschlechter einigermaßen gleichmäßig verteilt, nur dass weibliche Stalker eher Berühmtheiten auf den Leib rücken, während männliche oft ihre Exfrauen belästigen, was bis zu Mord und Totschlag führen
Weitere Kostenlose Bücher