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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Blackout-Trinker, er redet dann ein Zeug, das manchmal gemein werden kann, aber er behauptet, sich am nächsten Morgen an nichts davon mehr erinnern zu können.«
    »Was für gemeine Sachen redete er denn?«, wollte die Vorsitzende wissen.
    »Er schwärmte mir von Madame … Verzeihung, von Ellen Kaiser vor und setzte mich herab. Manchmal hat er behauptet, die drei jüngeren Kinder oder eins davon seien eigentlich von ihm. Manchmal sagt er aber auch die Wahrheit, nämlich dass sie ein Kind machen wollten. Das war der Moment, wo es mir reichte. Ich beschloss, den Rest meines Lebens nicht mit einem Alkoholiker verbringen zu wollen, der eine andere mehr liebt als mich. Ich habe ihn in sein Kämmerchen im Keller verbannt und ihm gesagt, wenn sie tatsächlich von ihm schwanger werden sollte, würde ich ausziehen. Das hat ihn offensichtlich nicht abgehalten. Unsere Beziehung war eigentlich seit dem Sommer zu Ende.«
    »Aber Sie halten ihn nicht zu einer solchen Tat fähig?«
    »Unter keinen Umständen, nicht einmal im Vollrausch und wenn sie ihn gerade mal wieder abserviert hat. Schon gar nicht, nachdem sie offensichtlich endlich mal geschafft hat, was sonst immer nur ich schaffte.«
    Beifälliges Kichern der Männer, wütendes Schweigen der Frauen.
    Bei den Rückfragen blieb sie dabei. Professor Rind und Manuela Baginski hatten eindeutig für die Verteidigung gepunktet. Andreas war klug genug, keine Fragen zu stellen. Die nächsten Zeugen waren die Kriminalkommissare. Sie hatten seine Fingerabdrücke, seine   DNA , die Beweislage war eindeutig. Sie behaupteten alle, ganz sicher zu sein, dass Baginski der Täter war, alles andere sei unmöglich. Die Vorsitzende höchstselbst verlas gelangweilt und immer schneller werdend den Bericht des   LKA -Labors in Wiesbaden, der mit vielen Fremdwörtern besagte, dass es tatsächlich seine   DNA   war; wenig überraschend, denn er gab ja zu, mit ihr geschlafen zu haben. Das alles hatte keinerlei Bedeutung mehr. Zumindest nicht für mich, nachdem ich den Beweis für seine Unschuld in der Hand hatte. Um vier raste ich ins Pressezentrum der   HNA .

27.
    Am Samstag nach Ostern …
    … machte die   HNA   exklusiv mit einer Sensation auf.
    »Ich habe die Zeitung gelesen«, sagte Sophie Kaiser zur Begrüßung zu Desirée. »Der Artikel ist von dem, der das Buch geschrieben hat.«
    Volkers Bericht hatte auf der Titelseite der Samstagsausgabe gestanden und war auf der nächsten fortgeführt worden. Desirée kam es nicht wie seine Schreibe vor; wahrscheinlich hatten Juristen und andere Experten den Text sorgfältig abgeklopft. Die üblichen »gut informierten Kreise« und ähnliche Formulierungen kamen mehrmals vor. Brief, Vertrag, Fotos und der Zettel mit der Spur nach Russland waren abgedruckt.
    Der Chefredakteur persönlich hatte den nebenstehenden Kommentar verfasst:
    Unfassbare Zustände
    HORST SEIDENFADEN   über die Wendung im Prozess des Jahres
    Wie in allen Gerichtsverfahren gilt auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung für jeden, auf den die Justiz den Scheinwerfer der Anklage richtet. Bis zum Beweis des Gegenteils. Doch ohne dem Ergebnis der Beweisaufnahme vorgreifen zu wollen: Die Kasseler Staatsanwaltschaft hat da mit einem Berg von Vorwürfen zu kämpfen – und manche der   HNA   vorliegenden Unterlagen sind von erdrückender Aussagekraft. Im Klartext geht es darum, dass sich ein Staatsanwalt offenbar erpressen ließ. Dass die Sicherheitskontrollen der Staatsanwaltschaft bei der Auftragsvergabe für die Reinigungsfirma so versagten, dass sich die Russenmafia praktisch ohne großen Umweg der Akten in den Büroräumen am Steinweg bedienen konnte. Dass aufgrund dieser Nachlässigkeiten Unterschriften gefälscht werden konnten, was möglicherweise einer unbeteiligten Frau das Leben kostete.
    Die Kasseler Staatsanwaltschaft als Dilettantenstadel. Und egal, wie das Verfahren ausgeht und ob sich die Vorwürfe bewahrheiten oder nicht: Die Tatsache, dass man der Staatsanwaltschaft dieses Chaos zutraut, spricht für sich. Ein Armutszeugnis für einen Rechtsstaat. ([email protected])
    Auf der dritten Seite folgte ein Bericht eines anderen Reporters über den gestrigen Verhandlungstag. Fazit: Alles spreche für die Unschuld des Angeklagten. Das Internet brummte bereits, wahrscheinlich würde es abends Topmeldung aller Fernsehnachrichten sein.
    »Vermutlich hat deshalb er diese anonyme Post gekriegt, nicht irgendein anderer Journalist.«
    »Das ist doch bloß ein Regionalkrimi. Den

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