Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich der Reporter selbst davor, aber er würde sie auch nie aus der Hand geben. Eine normale Pistole nahm er ebenfalls mit, steckte sie vor Sheilas Augen ein, die ihn nur skeptisch anblickte, wobei sie sich eines Kommentars enthielt.
    »Wir können«, sagte Bill und öffnete die Haustür.
    »Ist gut.«
    Kalte Luft empfing die beiden. Die Feuchtigkeit legte sich wie ein Mantel um ihren Körper. Sie sahen den Atem vor ihren Lippen, der nie abreißen wollte.
    Durch den abendlich ruhigen Garten gingen sie dem Tor entgegen, das elektrisch, aber auch mit einem normalen Schlüssel geöffnet werden konnte. Bill hatte den Schlüssel eingesteckt und schloß auf. Die Straße lag so ruhig wie eine Schneise vor ihnen. Kein Autoverkehr mehr. Die Menschen hockten bei diesem Wetter in ihren Häusern, die versteckt auf den oft großen Grundstücken lagen. Hin und wieder fielen von den Blättern über ihnen Tropfen herab, erwischten sie oder pitschten in kleine Pfützen.
    Die Conollys wohnten hier schon lange genug, um sich perfekt auszukennen. Deshalb brauchten sie auch nicht den offiziellen Weg zu nehmen, sondern konnten sich auf bestimmte Abkürzungen verlassen. Das waren schmale Stichwege, die Grenzen zwischen den Grundstücken öffneten und irgendwo immer wieder zusammenliefen. Manche waren so schmal, daß Buschwerk rechts und links über Mauern oder Zäune hinweg wuchs und mit ihren nassen Blättern über die Körper hinwegstrichen.
    Beide bemühten sich, leise zu gehen, was kaum möglich war, denn immer wieder glitten ihre Füße durch Pfützen, dann patschte das Wasser hoch. Sie schoben auch nasses Laub vor sich her, und noch immer umfaßte sie die feuchte Luft.
    Auch wenn die einzelnen Häuser ziemlich weit voneinander entfernt standen, existierte trotzdem ein Gebiet, das noch einsamer war. Und ausgerechnet dort lebte James Freeman.
    Sheila hatte sich bei ihrem Mann eingehakt. »Wenn man nur wüßte, was er für ein Typ ist«, murmelte sie.
    Bill mußte leise lachen. »Du hast ihn doch gesehen und wiedererkannt, nicht ich.«
    »Ja, ich weiß. Aber…«
    Er schüttelte den Kopf. »Klar, daß du nicht herausfinden kannst, was und wer er ist. Aber du hast einen ersten Eindruck gewonnen. Sagt man nicht immer, daß der erste Eindruck der beste ist?«
    »In diesem Fall wohl nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Er war mir nicht unsympathisch.«
    Bill schaute nach rechts. Sheila hielt den Kopf gesenkt. Wegen der Feuchtigkeit hatte sie ein Tuch über die Haare gebunden. »Hast du denn mit ihm gesprochen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann war deine Behauptung schon ziemlich mutig.«
    »Ja, das mag sein. Ich sah ihn nur für wenige Sekunden, er hat wohl gelächelt, glaube ich. Gleichzeitig kam er mir auch etwas düster vor, wenn ich recht darüber nachdenke.«
    »Kennst du auch den Grund?«
    »Nein oder ja.«
    »Was denn nun?«
    »Vielleicht hat es auch an seiner Kleidung gelegen. Sie war zumindest dunkelbraun oder grün. Wenn nicht schwarz.« Sheila schüttelte den Kopf. »Frag nicht mehr, ich weiß es nicht.«
    Bill hielt sich daran. Zudem mußte er sich orientieren, denn in der nächtlichen Dunkelheit wirkte die Gegend auf ihn beinahe unbekannt. Er war stehengeblieben, schaute zu, wie von verschiedenen Seiten Wege zusammenliefen, die ihn aber nicht interessierten, denn vor ihnen lag ein Stück Wildnis, ein freies Grundstück, möglicherweise auch mehrere, denn der freie Platz war kaum zu übersehen und mit einem dichten, hohen Teppich aus Gras und Unkraut bewachsen, der von kleineren Bäumen oder Buschgruppen überragt wurde.
    Bill deutete nach vorn. »Da hinten«, flüsterte er, »da hinten muß es irgendwo sein.«
    »Ich sehe Licht, wenn auch nur schwach.«
    »Gut. Dann gehen wir querfeldein.«
    »Viel Spaß.«
    Bill grinste. »Egal, Pfadfinder kennen keinen Schmerz. Außerdem haben wir gutes Schuhwerk an.«
    Sie liefen durch das hohe, nasse Gras, das manchmal bis weit über ihre Knie hinwegreichte. Es klatschte gegen Bill und Sheilas Hosenbeine, und des öfteren streiften sie mit den Schultern auch an feuchten Gestrüppzweigen entlang, wobei sich dann Wassertropfen lösten und sie benetzten.
    Das Haus sahen sie nicht. Beide orientierten sich ausschließlich am Lichtschein. Beim Näherkommen konnten sie feststellen, daß mehrere Fenster erleuchtet waren.
    »Sieht alles normal aus«, murmelte Sheila.
    Bill nickte. »Hoffentlich hast du auch recht.«
    »Warum soll ich nicht?«
    »Keine Ahnung.« Er stampfte weiter. Unter seinen Tritten

Weitere Kostenlose Bücher