Der Schluessel von Jirunga
sechzig Stunde n kilometern überschritten hatte, wurde der pfeifende Gegenwind so laut, dass eine Unte r haltung u n möglich schien und der Staub, den der Wind mit sich trug, zwang sie, die Augen zu schließen. Nach einer Weile nic k ten sie beide ein, trotz der hol p rigen Fahrt und ohne zu merken, wie nahe sie der Endstation bereits waren...
19
Lil spürte das Schlagloch, das den Wagen beinahe abheben ließ, doch nach so vielen Stunden und etlichen Schlaglöchern weigerte er sich, die Augen zu öffnen. Er hielt es, für eines der Schlagl ö cher, wie er sie zu Tausenden gespürt hatte und ließ es dabei b e wenden. Doch als sein gesamter Körper von der Schwerkraft aus dem Wagen g e schleudert wurde, öffnete er seine Lieder doch. Es war zu spät. Als er die Augen öffnete, befand er sich bereits im freien Fall und er blickte auf den zwei Meter entfernten Boden hinab. Sekunden später schlug er zwischen zwei Felsblöcken auf, dann wurde es dunkel um ihn...
Gerad schlug sich die Knie am vorderen Radgelenk an und wac h te abrupt auf. Der Schmerz ließ ihn aufschreien und er griff ve r zweifelt nach dem Bremshebel. Dann erst bemerkte er, dass der Gleiter durch die Luft flog, wie ein Geschoss, doch kaum wurde ihm dies bewusst, da schlug er schon wieder auf dem Boden auf. Die Trä g heit seines Blutdruckes wurde in Sekundenbruchteilen mit einem gewaltigen Strom Adrenalins überdeckt, sein Herz schlug einen Trommelwirbel und er zog die Bremse mit zitter n der Hand. Das Segel schlug zusammen, die hölzernen Bremsklö t ze rieben über die Reifen und die Bremswirkung ließ ihn nach vorne schnellen. Die Frontverkleidung des Erdgleiters stoppte seinen Vorstoß schmerzhaft und der Wagen kam abrupt zum Stillstand. Glutrot leuchtete Gerads Kopf in der staubigen Luft. Er hechelte hektisch und schnappte verzweifelt nach Atem. Au f gewirbelter Staub füllte seine Lungen und er musste hu s ten. Als sich der Staub gelegt hatte blickte er sich röchelnd um. Ein paar Meter weiter kauerte Lil reglos im Sand. Er lag Bewusstlos zw i schen zwei Felsbrocken auf dem Rücken. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Gerad blickte sich um und stellte fest, dass der Er d gleiter einen hohen abgerundeten Felsblock gestreift hatte und dabei abgehoben war. Lil war offensichtlich aus dem Fahrzeug geschleudert worden, während Gerad von der Frontve r kleidung abgefangen wurde, an der er sich die Kniescheiben g e prellt hatte. Der Gleiter schlug Sekunden später wieder auf dem Boden auf und wurde von Gerads Bremsaktion gestoppt, nicht jedoch, ohne vorher auf einen Fe l sen zu prallen. Er stieg aus und streckte sich. Seine Beine schmerzten, doch er konnte ohne we i teres aufrecht stehen. Er blickte zum Fahrzeug hinab und erblic k te die gebrochene Vorderachse. „Verdammt! Wie kommen wir jetzt zurück nach Elysia. Opa wird mich umbringen“ , fluchte er leise. Dann humpelte er zu Lil und beugte sich zu ihm herunter. Er streichelte seine Wange und flüsterte seinen N a men.
„LIL?“
Lil spürte heftige Schmerzen am Rücken, während er reglos auf dem harten Boden lag. Dennoch atmete er ruhig und gleichmäßig. Was war passiert? Sein Bewuss t sein kam langsam wieder zu sich und er begriff die Situation. Er war aus dem W a gen geschleudert worden und durch die Luft geflogen. Den zähen Aufprall hatte er kaum gespürt, nur ein dumpfes Dröhnen, das ihn in die Dunke l heit führte. Jetzt spürte er warmes Sonnenlicht auf seinen Lidern und das G e schehene holte ihn ein. Er spürte eine warme, staubige Hand auf se i nen Wangen und öffnete langsam seine Augen, als Gerads Stimme zu ihm durchdrang. „Lil?“ , hörte er den sanften Ton.
Lil öffnete seine Augen. Gerad tätschelte ihm die Wange.
„Was tust du da?“ , fragte Lil.
Gerads Hand zuckte zurück. „Ich... versuche dich aufzuwecken!“
„Hilf mir lieber auf die Beine “ , befahl Lil.
Gerad stand auf, reichte Lil seine Hand und zog ihn hoch. Wa n kend stellte sich Lil auf. „Wow! Was für ein Trip!“
„Wie fühlst du dich?“ , fragte Gerad.
„Als hättest du mir mit einem Knüppel den Rücken malträtiert “ , e r widerte Lil.
„Aber das habe ich nicht “ , verteidigte sich Gerad.
„Junge, Junge! Hör schon auf. Das ist doch nur eine Redewe n dung “, sa g te Lil.
„Ach so. Natürlich! Geht es dir gut?“ , stammelte Gerad verwirrt.
Lil streckte seine Glieder, sodass seine Knöchel und Gelenke knac k ten. Er winkelte die gebeugten Arme zur Seite, als
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