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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zurückziehen, sprengen wir sie in die Luft, um sie nicht dem Feind auszuliefern.«
    Vandam nickte. »Gut, Sie sollten anfangen. Versuchen Sie, daß Ganze um der Moral willen ein wenig herunterzuspielen – die hohen Tiere regen sich unnötig auf oder so ähnlich, Sie wissen ja.«
    »Jawohl, Sir. Sollen wir das Freudenfeuer im Hinterhof machen?«
    »In Ordnung. Suchen Sie sich einen alten Mülleimer, und durchbohren Sie seinen Boden. Sorgen Sie dafür, daß das Zeug vollkommen verbrennt.«
    »Was ist mit Ihren eigenen Akten?«
    »Ich werde sie jetzt durchsehen.«
    »Jawohl, Sir.« Jakes verließ das Zimmer.
    Vandam öffnete seine Aktenschublade und begann, seine Papiere zu sichten. Unzählige Male in den letzten drei Jahren hatte er gedacht: daran brauche ich mich nicht zu erinnern, ich kann ja nachsehen. Er hatte Namen und Adressen, Sicherheitsberichte über Einzelpersonen, Details von Codes, Übermittlungssysteme von Befehlen, Notizen zu wichtigen Fällen und eine kleine Akte mit Bemerkungen über Alex Wolff gesammelt. Jakes brachte einen großen Pappkarton mit der Aufschrift »Lipton’s Tea« herein, und Vandam füllte ihn mit Papieren. Er dachte: So ist das also, wenn man verliert.
    Der Karton war halb voll, als Vandams Corporal die Tür öffnete. »Major Smith möchte mit Ihnen sprechen, Sir.«
    »Schicken Sie in herein.« Vandam kannte keinen Major Smith.
    Der Major war ein kleiner, schmächtiger Mann über vierzig; er hatte hervorstehende blaue Augen und wirkte ziemlich selbstgefällig. Während er Vandam die Hand schüttelte, sagte er: »Sandy Smith, Geheimer Nachrichtendienst.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin eine Art Verbindungsmann zwischen dem Geheimen Nachrichtendienst und dem Generalstab«, erklärte Smith. »Sie haben sich nach einem Buch mit dem Titel ›Rebecca‹ erkundigt ...«
    »Ja.«
    »Die Antwort ist uns übermittelt worden.« Smith zog schwungvoll ein Stück Papier hervor.
    Vandam las die Botschaft. Der Chef des Geheimen Nachrichtendienstes in Portugal war der Anfrage nachgegangen. Er hatte einen seiner Männer alle englischenBuchläden des Landes besuchen lassen. Im Feriengebiet von Estoril war dieser auf einen Buchhändler gestoßen, der sich daran erinnerte, seinen gesamten Bestand – sechs Exemplare – des Romans »Rebecca« an eine Frau verkauft zu haben. Nach weiteren Nachforschungen hatte sich herausgestellt, daß die Frau mit dem deutschen Militärattaché in Lissabon verheiratet war.
    »Das bestätigt meinen Verdacht«, sagte Vandam. »Vielen Dank, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, mir die Mitteilung zu bringen.«
    »Keine Ursache. Ich bin sowieso jeden Morgen hier. Freut mich, daß ich Ihnen helfen konnte.« Er ging hinaus.
    Vandam grübelte, während er seine Arbeit fortsetzte. Es gab nur eine Erklärung für die Tatsache, daß das Buch von Estoril in die Sahara gelangt war. Es mußte die Grundlage eines Codes bilden – und wenn es nicht zwei erfolgreiche deutsche Spione in Kairo gab, war es Alex Wolff, der diesen Code benutzte.
    Die Information würde früher oder später nützlich sein. Es war schade, daß man den Codeschlüssel nicht zusammen mit dem Buch und dem dechiffrierten Text erbeutet hatte. Plötzlich fiel ihm auf, wie wichtig es war, seine Geheimpapiere zu verbrennen. Er beschloß, bei der Auswahl der Papiere rücksichtsloser vorzugehen.
    Am Ende betrachtete er seine Akten über den Sold und die Beförderung von Untergebenen und entschied sich, auch sie zu verbrennen, da sie bei feindlichen Verhören helfen könnten, Prioritäten zu setzen. Der Pappkarton war voll. Er wuchtete ihn auf die Schulter und trug ihn hinaus.
    Jakes hatte das Feuer in einem rostigen Wassertank anzünden lassen, der von Ziegelsteinen gestützt wurde. Ein Corporal warf Papiere in die Flammen. Vandam setzteseinen Karton ab und beobachtete das lodernde Feuer. Es erinnerte ihn an die Guy-Fawkes-Nacht in England, an Feuerwerkskörper, gebackene Kartoffeln und die brennende Puppe eines Verräters aus dem 17. Jahrhundert. Verkohlte Papierfetzen wurden aufgewirbelt. Vandam wandte sich ab.
    Er wollte nachdenken und beschloß spazierenzugehen. Nachdem er das Große Hauptquartier verlassen hatte, steuerte er auf die Stadtmitte zu. Seine Wange schmerzte. Er hätte froh über den Schmerz sein sollen, denn er war ein Zeichen der Heilung. Vandam ließ sich einen Bart stehen, um die Wunde zu verdecken. Jeden Morgen genoß er es, sich nicht rasieren zu müssen.
    Er dachte an Elene, und ihm

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